EZB-Debatte über Staffelzinsen nimmt erneut Fahrt auf

Reuters

Veröffentlicht am 17.06.2019 16:40

EZB-Debatte über Staffelzinsen nimmt erneut Fahrt auf

Frankfurt (Reuters) - In der Europäischen Zentralbank (EZB) bekommt die Debatte um Entlastungen der Banken wegen der anhaltenden Ultratiefzinsen neuen Schwung.

Nach den Worten von Notenbank-Direktor Benoit Coeure hält sich die EZB die Möglichkeit offen, den Geldhäusern mit gestaffelten Einlagezinsen unter die Arme zu greifen. Sollten die Währungshüter zu dem Schluss kommen, dass eine Zinssenkung die beste geldpolitische Handlungsoption sei, müssten sie über die Auswirkungen auf die Geldhäuser nachdenken, sagte Coeure der "Financial Times" vom Montag. "Wir müssten überlegen, ob ein Staffelsystem nötig ist." Die vorherrschende Sicht im EZB-Rat sei zwar derzeit, dass dies nicht der Fall sei. "Aber wir stimmen auch darin überein, dass dies mehr Überlegungen verdient."

Jede Option habe ihre Vorzüge und Kosten, sagte das Mitglied des sechsköpfigen EZB-Führungsteams. "Und wir müssen sie sehr sorgfältig abwägen." Dies werde die EZB aber nicht vom Handeln abhalten. Neben Zinssenkungen könne die EZB ihren Ausblick ändern oder ihre Anleihenkäufe wieder aufnehmen. Die Frage sei, welches Instrument oder welche Kombination davon am besten zu den Umständen passe. Diese Diskussionen hätten erst auf der jüngsten Zinssitzung in Vilnius begonnen.

Die EZB senkte 2014 erstmals ihren Einlagesatz auf unter null Prozent - inzwischen liegt er bei minus 0,4 Prozent. Ein negativer Satz bedeutet, dass Geldhäuser Strafzinsen zahlen müssen, wenn sie über Nacht überschüssiges Geld bei der Notenbank parken. In Deutschland beklagen Geldhäuser schon seit längerem, dass die ultraniedrigen Zinsen an ihren Gewinnen zehren. Sie fordern ein Ende der Negativzinsen. Eine Staffelung des Einlagensatzes könnte etwa wie in der Schweiz über Freibeträge erreicht werden. Demnach könnten Banken bis zu einer gewissen Grenze Geld bei der EZB unterbringen, ohne dass sie darauf Strafzinsen zahlen müssten.

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