EZB: Antwortet Draghi mit TLTROs auf Konjunktursorgen in der Eurozone?

Investing.com  |  Autor 

Veröffentlicht am 24.01.2019 11:38

Investing.com - Nach einer gemischten Vorstellung am Vortag hat der deutsche Leitindex DAX am Donnerstag zugelegt. Der Euro gab indes nach schwachen Einkaufsmanagerindizes aus der Eurozone wieder nach und handelte unter 1,1350 Dollar. Im Fokus der Anleger steht nun die geldpolitische Sitzung der Europäischen Zentralbank.

Klar ist, dass es heute keine Zinserhöhung geben wird, aber da EZB-Präsident Mario Draghi immer für eine Überraschung gut ist, werden die Marktteilnehmer die Pressekonferenz sehr wachsam verfolgen. Von großem Interesse sind seine Aussagen über die wirtschaftliche Situation in der Eurozone.

"Die bisherigen Wachstumsprognosen der EZB von 1,7% für 2019 und 2020 erscheinen aus unserer Sicht etwas zu optimistisch und werden voraussichtlich nach unten korrigiert", schreibt WisdomTree-Analystin Aneeka Gupta.

"Wir glauben nicht, dass Draghi sich auf einen festen Termin für eine Zinserhöhung festlegen wird, insbesondere nicht nach den jüngsten Inflations- und Konjunkturdaten aus der Eurozone", betont der Leiter Fixed Income von A&G Germán García Mellado.

"Wir rechnen nicht damit, dass Mario Draghi seine Rhetorik großartig ändern wird, aber er wird auf die aktuelle wirtschaftliche Situation eingehen, vor allem mit Blick auf den Brexit, den Handelskrieg und die Konjunkturabschwächung", erklärt der Leiter Private Portfolio Management Juan Ramón Casanovas bei der Bank Degroof Petercam Spanien.

Mit Spannung warten die Marktteilnehmer auch darauf, was Draghi über das Reinvestitionsprogramm zu sagen hat. "Seit dem 1. Januar reinvestiert die Zentralbank nur noch die von ihr in ihrer Bilanz angesammelten Staatsanleihen. Von großem Interesse ist eine Präzisierung des Reinvestitionsprogramm", sagt Juan Ramon Casanovas.

Germán García Mellado von A&G sagt: "Ein Thema werden auch neue Langfristtender (TLTRO) sein. Einzelheiten dazu werden auf der Januar-Sitzung aber wahrscheinlich noch nicht bekannt gegeben".

Für Philipp Vorndran, Marktstratege bei Flossbach von Storch, wird die Notwendigkeit von Strukturreformen in den Ländern immer wichtiger. "Die Zeit für die Fiskalpolitik muss kommen: Konjunkturpakete, Steuersenkungen oder Subventionen....". Eine expansive Fiskalpolitik wirkt inflationär, und das ist nicht gut für die Sparer, da die Zinsen innerhalb der Eurozone niedrig bleiben.

Aneeka Gupta von WisdomTree ist ihrerseits der Ansicht, dass Draghi auf der EZB-Sitzung im März weitere Einzelheiten zur Geldpolitik der EZB mitteilen könnte: "Angesichts der bevorstehenden Unsicherheiten in Bezug auf Brexit und anhaltende Handelskriege erwarten wir, dass die EZB im Standby-Modus bleibt und jede Entscheidung über den Wechsel zur Normalisierungspolitik (gegebenenfalls) auf der Sitzung am 7. März, wenn die neuen Makroprojektionen bekannt sind, verschiebt. Dort wird der EZB-Rat eine Neubewertung der Risiken vornehmen.

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Franck Dixmier, Leiter Fixed Income bei der Allianz (DE:ALVG) Global Investors, fragt sich abschließend: "Wird die EZB in naher Zukunft die Zinsen erhöhen können?" Die Investoren sind sich uneinig und haben ihre Erwartungen an einen ersten Zinsanstieg in die zweite Jahreshälfte 2020 verschoben. Die EZB kann kaum in einem Kontext der Konjunkturabschwächung handeln, aber wenn sie zu lange wartet, könnte sie mit anderen Gegenwinden konfrontiert werden: Die Fed könnte die Zinsen im Jahr 2020 senken, wie es die Märkte vor einigen Tagen noch erwartet hatten.

Fazit

Letztendlich wird das Hauptthema der EZB-Sitzung im Januar die globale Konjunkturabschwächung sein. Wenn sich die EZB besorgt über die Wirtschaft in der Eurozone äußert, könnte das den Euro belasten. Wenn die EZB jedoch die Bewertungen der Risiken für die Wirtschaft unverändert lässt, dann könnte dieses Vertrauen der Währungshüter in die Konjunktur positiv interpretiert werden und dem Euro zugute kommen.

Angesichts der schwachen Konjunktur sollten Anleger auf eine Ankündigung von Mario Draghi achten, dass die EZB neue Langfristtender in Form von TLTRO für die Geschäftsbanken bereitstellt, um so die Liquidität zu erhöhen. Sollte das tatsächlich eintreten, dann würde das der Markt als geldpolitische Lockerung interpretieren und die Gemeinschaftswährung belasten. Der Aktienmarkt würde dies dagegen mit steigenden Kursen goutieren.

von Robert Zach

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