EU zwingt Unternehmen zu mehr Datenschutz

Reuters

Veröffentlicht am 21.05.2018 13:03

EU zwingt Unternehmen zu mehr Datenschutz

- von Nadine Schimroszik

Berlin (Reuters) - Das Thema ist sperrig, aber mit dem Skandal bei Facebook (NASDAQ:FB) brandaktuell.

Am 25. Mai tritt die europäische Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) in Kraft, die Unternehmen dazu verpflichtet, mit den Daten ihrer Kunden sorgsamer umzugehen. Gespeichert werden darf nur noch, was wirklich gebraucht wird - und die Nutzer müssen zustimmen. Etlichen Managern treibt das neue Regelwerk Schweißperlen auf die Stirn, schließlich drohen bei Verstößen Strafen, die sich auf bis zu vier Prozent des Jahresumsatzes belaufen können. Vielerorts wurde unterschätzt, wie komplex die Umsetzung ist. "Vor allem kleine und mittlere Unternehmen wachen gerade auf. Wir bekommen viele Anfragen aus diesem Umfeld und viele sind erstaunt, welcher Aufwand durch die DSGVO auf sie zukommt", sagt Oliver Köppe, Partner bei der Wirtschaftsberatung KPMG. Die größte Veränderung sei, dass der Datenschutz nun aktiv von den Unternehmen betrieben werden müsse.

Dies führt beispielsweise dazu, dass Kundenportale, in denen Nutzerdaten gespeichert sind, überarbeitet werden müssen. In der Praxis bitten viele Firmen ihre Kunden per Mail, dem Erhalt des Newsletters ausdrücklich zuzustimmen. Experte Köppe sieht die größte Hürde aber darin, das neu festgeschriebene "Recht auf Vergessen" zu realisieren: "Bisher war beim Softwaredesign eine technische Löschung von Daten oft gar nicht vorgesehen und auch nicht gewollt, so dass nunmehr größere technische und organisatorische Umbauten erfolgen müssen." So müssen soziale Netzwerke wie Facebook und Twitter oder Internetkonzerne wie Google (NASDAQ:GOOGL) künftig zumindest ihren europäischen Mitgliedern die Möglichkeit einräumen, ihre Daten einfach von den jeweiligen Plattformen zu entfernen.

Konzerne begrüßen die größte Überholung des Datenschutzes in Europa seit mehr als zwei Jahrzehnten nahezu einhellig. Bei der Telekom (DE:DTEGn) heißt es: "Es geht um das Vertrauen der Menschen in die Digitalisierung. Dafür braucht es hohe Standards, die für alle Unternehmen gelten, die ihre Dienste hier anbieten." Herausforderungen bei der Umsetzung gebe es trotzdem, sagt eine Sprecherin und verweist darauf, dass viele Vorgaben aus Brüssel erst spät gekommen seien: "Die Aufsichtsbehörden bedenken dabei nicht, dass mit ihren Anforderungen oftmals Prozessänderungen oder Systemanpassungen in den Unternehmen einhergehen, die nicht einfach per Knopfdruck funktionieren."

VIELE NACHZÜGLER

Das hat Konsequenzen. Laut einer Studie des IT-Verbands Bitkom rechnet gerade einmal ein Viertel der deutschen Unternehmen damit, zum Stichtag regelkonform zu arbeiten. "Viele Unternehmen haben sich in der Vergangenheit zu wenig um den Datenschutz gekümmert und haben deshalb Nachholbedarf", sagt Bitkom-Präsident Achim Berg. Gleichzeitig seien aber auch die Aufsichtsbehörden in der Pflicht: "Bei der Auslegung der Datenschutz-Grundverordnung mangelt es von offizieller Seite bis heute an praktischen Hilfestellungen."

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