Böhmermann- Merkel hat mich einem Despoten zum Tee serviert

Reuters

Veröffentlicht am 03.05.2016 18:09

Böhmermann- Merkel hat mich einem Despoten zum Tee serviert

Berlin/Istanbul (Reuters) - Der Satiriker Jan Böhmermann hat in der Affäre um sein Schmähgedicht auf den türkischen Präsident Recep Tayyip Erdogan scharfe Kritik an Bundeskanzlerin Angela Merkel geübt.

"Die Bundeskanzlerin darf nicht wackeln, wenn es um die Meinungsfreiheit geht. Doch stattdessen hat sie mich filetiert, einem nervenkranken Despoten zum Tee serviert und einen deutschen Ai Wei Wei aus mir gemacht", sagte Böhmermann der Wochenzeitung "Die Zeit" unter Hinweis auf den chinesischen Künstler und Dissidenten. Das Blatt veröffentlichte Auszüge des Interviews vorab auf ihrer Internetseite. Wie Böhmermann forderte auch der türkische Literatur-Nobelpreisträger Orhan Pamuk ein stärkeres Eintreten der Europäer für die Meinungsfreiheit.

Böhmermann hatte Erdogan in einem Schmähgedicht in Vulgärsprache beleidigt, um nach eigenen Worten die Grenzen dessen aufzuzeigen, was in Deutschland als Satire erlaubt sei und was nicht. Merkel hatte das Gedicht in einem Telefonat mit dem türkischen Ministerpräsidenten Ahmet Davutoglu als "bewusst verletzend" bezeichnet und diese Äußerung über den Regierungssprecher öffentlich gemacht. Nach heftiger öffentlicher Debatte bezeichnete sie ihre Äußerung später als Fehler. Die türkische Regierung hat ein Strafverfahren nach Paragraf 103 gegen Böhmermann gefordert, der die Beleidigung ausländischer Staatsoberhäupter unter Strafe stellt. Die notwendige Ermächtigung hatte Merkel der Staatsanwaltschaft erteilt.

PAMUK: ERDOGAN WILL KRITIKER NUR MUNDTOT MACHEN