Bundesregierung dämpft Freude über Milliarden-Überschuss

Reuters

Veröffentlicht am 11.01.2019 16:51

Bundesregierung dämpft Freude über Milliarden-Überschuss

- von Holger Hansen

Berlin (Reuters) - Nach einem Milliardenüberschuss im Bundeshaushalt dämpft die Bundesregierung neue Ausgabenwünsche aus der Koalition.

Höhere Steuereinnahmen und geringere Ausgaben als geplant bescherten Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) im vergangenen Jahr einen Überschuss von 11,2 Milliarden Euro. Dies eröffne "keine weiteren Haushaltsspielräume gegenüber dem, was wir in der Finanzplanung schon berücksichtigt haben", sagte ein hochrangiger Regierungsvertreter am Freitag. Die Mittel würden für bekannte Vorhaben der Koalition benötigt, wie etwa die Umsetzung des Ganztagsschulprogramms und die Finanzierung der steuerlichen Forschungsförderung in Unternehmen. Haushälter von Union und SPD warnten sich gegenseitig vor neuen Steuersenkungen oder Sozialausgaben, die über den Koalitionsvertrag hinausgehen. Die Grünen warfen der Regierung vor, sie verweigere die notwendigen Investitionen in die Zukunft.

FÜNFTER ETATÜBERSCHUSS IN FOLGE

Es ist der fünfte Bundeshaushalt in Folge, der mit einem Überschuss abschließt. Mit dem ersten von ihm verantworteten Etat verfehlt Scholz nur knapp den Rekordüberschuss von gut zwölf Milliarden Euro im Jahr 2015. Maßgeblich für den hohen Überschuss ist die gute Konjunktur mit einer hohen Beschäftigung. Die Steuereinnahmen fielen mit 322,4 Milliarden Euro rund 1,1 Milliarden Euro höher aus als eingeplant. Die Ausgaben blieben mit 337,1 Milliarden Euro um rund 6,5 Milliarden Euro hinter den Planungen zurück.

Das für die kommenden Jahre noch nicht konkret verplante Finanzpolster wächst damit nach Angaben des hochrangigen Regierungsvertreters auf 12,8 Milliarden Euro. Zum Überschuss kommen noch 1,6 Milliarden Euro hinzu, die entgegen den Planungen nicht aus der Rücklage für Ausgaben im Zusammenhang mit der Flüchtlingszuwanderung abgezogen wurden. Schon vor dem Überschuss für 2018 war diese Rücklage auf rund 24 Milliarden Euro angeschwollen. Das Geld haben Union und SPD für die Jahre bis 2022 aber schon verplant, um die Lücke zwischen Ausgaben und Einnahmen ohne neue Schulden zu schließen.