AUSBLICK/Übernahmekampf mit Giftpille: Vonovia gegen Deutsche Wohnen

dpa-AFX

Veröffentlicht am 07.02.2016 14:57

AUSBLICK/Übernahmekampf mit Giftpille: Vonovia gegen Deutsche Wohnen

BOCHUM/BERLIN (dpa-AFX) - Schlacht mit juristischen Finessen: In der Auseinandersetzung um die geplante feindliche Übernahme des Frankfurter Immobilienkonzerns Deutsche Wohnen (ETR:DWNI) durch den Bochumer Konkurrenten Vonovia (XETRA:VNAn) wird der Tonfall rauer.

Knapp vier Monate nach Bekanntwerden der feindlichen Offerte steht an diesem Dienstag (9.2.) mit dem Auslaufen der Annahmefrist des Angebots durch die Deutsche Wohnen-Aktionäre das Finale auf dem Programm. Im Zentrum des Dramas stehen derzeit die Inhaber von Wandelanleihen. Noch geben sich beide Seiten ebenso kämpferisch wie siegessicher.

Was sind Waldelanleihen?

Wandelanleihen sind verzinste Wertpapiere, die von einem Unternehmen ausgegeben werden. Der Inhaber kann seine Papiere im Regelfall innerhalb einer bestimmten Frist zu einem vorher festgelegten Verhältnis in Aktien umtauschen. Damit würde der Eigentümer der Wandelanleihen zum Aktionär der Gesellschaft. Ansonsten erfolgt zum Ende der Laufzeit eine Rückzahlung in bar. Der Inhaber hat das Wahlrecht. Ein Umtausch in Aktien kann sich lohnen, wenn der Kurs der Papiere während der Laufzeit gestiegen ist.

Welche Rolle spielen die Inhaber von Wandelanleihen?

Diese sonst eher weniger beachtete Gruppe von Investoren könnte bei der Übernahmeschlacht zum Zünglein an der Waage werden. Vor diesem Hintergrund hat die Frage an Brisanz gewonnen, ob die Besitzer dieser von der Deutschen Wohnen ausgegebenen Schuldscheine schließlich in bar oder mit Aktien abgefunden werden. Nur bei der Ausgabe von Aktien kann der größte deutsche Wohnungskonzern Vonovia auf die Unterstützung dieser Gruppe hoffen.

Wie sieht die Strategie von Vonovia aus?

In dem sich zunächst eher zäh entwickelnden Übernahmeverfahren hat Vonovia die sogenannte Annahmefrist bereits Ende Januar überraschend um weitere zwei Wochen verlängert und die Annahmeschwelle herabgesetzt. Nun will Vonovia mit Unterstützung der Schuldscheininhaber die angestrebte Mehrheit von 50 plus einer Aktie erreichen. Gelänge dieser Schachzug, wäre für die Mehrheitsübernahme nur noch eine Zustimmung von gut 44 Prozent der sonstigen Aktionäre notwendig.

Wie hat die Deutsche Wohnen reagiert?

Der Übernahmekandidat will verhindern, dass schließlich die Inhaber der Wandelanleihen über den Erfolg der feindlichen Offerte entscheiden könnten. In einer Mitteilung hat das Unternehmen zunächst jedoch lediglich darauf hingewiesen, dass man die Inhaber von Wandelanleihen möglicherweise in bar statt in Aktien auszahlen könne. Konkrete Schritte in diese Richtung hat man aber noch nicht unternommen. Ob ein solcher Schritt bei einer Übernahme tatsächlich zulässig wäre, ist zwischen den Juristen beider Lager umstritten.

Warum wehrt sich die Deutsche Wohnen so heftig gegen die Offerte?

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Deutsche-Wohnen-Chef Michael Zahn hat eine mögliche Übernahme als "wertvernichtend" bezeichnet und bezweifelt die von Vonovia in Aussicht gestellten Synergien. Durch den Zusammenschluss seien sogar finanziell und steuerlich nachteilige Effekte sowie erhöhte Risiken zu erwarten, meint er.

Warum hält Vonovia trotz aller Widerstände an dem Angebot fest?

Mit der milliardenschweren Übernahme könnte Vonovia seine Marktführerschaft auf dem deutschen Immobilienmarkt auf Jahre zementieren. Es entstünde ein neuer Immobilienriese mit mehr als 510 000 Wohnungen. Denn der neue Konzern wäre damit rund viermal so groß wie der nächste Verfolger, die Düsseldorfer LEG. Vonovia-Chef Rolf Buch erwartet durch den Zusammenschluss zudem Einsparungen in Höhe von rund 84 Millionen Euro - etwa durch geringere Verwaltungskosten und Kostenvorteile bei der Instandhaltung der Gebäude.

Wie ist der aktuelle Stand?

Nach einem am Freitag (5.2.) von Vonovia veröffentlichten Wasserstand liegt die Annahmequote derzeit bei knapp 29 Prozent und hat sich damit in den vergangenen Tagen kaum verändert. Börsenexperten weisen jedoch darauf hin, dass erfahrungsgemäß viele Anleger die Bekanntgabe ihrer Entscheidung möglichst lange hinauszögern, so dass das Rennen derzeit durchaus noch offen ist.

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