Rassismus-Vorwurf gegen AfD-Vize wegen Boateng-Bemerkung

Reuters

Veröffentlicht am 29.05.2016 14:42

Rassismus-Vorwurf gegen AfD-Vize wegen Boateng-Bemerkung

Berlin (Reuters) - AfD-Vize-Chef Alexander Gauland hat sich abschätzig über den dunkelhäutigen deutschen Fußball-Nationalspieler Jérome Boateng geäußert und damit Rassismusvorwürfe auf sich gezogen.

"Die Leute finden ihn als Fußballspieler gut, aber wollen einen Boateng nicht als Nachbarn haben", sagte er der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" (FAS). Nach harter Kritik an Gauland entschuldigte sich AfD-Chefin Frau Petry "für den Eindruck, der entstanden ist". Gauland verteidigte sich, er habe in einem vertraulichen Hintergrundgespräch mit der Zeitung nur "die Einstellung mancher Menschen beschrieben". Dem widersprach die FAS. "Herr Gauland stufte nur den Teil des Gesprächs, in dem er sich über AfD-Führungspolitiker äußerte, als Hintergrund ein und bat, daraus nicht zu zitieren", heißt es in einer Erklärung der Politikredaktion. Justizminister Heiko Maas nannte Gaulands Äußerung "schlicht rassistisch".

Der Fußball-Weltmeister von 2014 hat eine deutsche Mutter und einen ghanaischen Vater. Vergangene Woche hatten sich bereits Anhänger der fremdenfeindlichen Pegida-Bewegung in sozialen Netzwerken abschätzig über Boateng geäußert. Anlass war eine Aktion des "Kinderschokolade"-Herstellers Ferrero, der anlässlich der Fußball-Europameisterschaft Verpackungen mit Kinderbildern deutscher Nationalspieler bedruckt hatte.

"Herr Gauland kann sich nicht erinnern, ob er diese Äußerung getätigt hat", sagte Petry der "Bild-Zeitung" (Montagausgabe): "Ich entschuldige mich unabhängig davon bei Herrn Boateng für den Eindruck, der entstanden ist." Gauland erklärte am Sonntag: "Ich habe nie, wie die FAS insinuiert, Herrn Boateng beleidigt. Ich kenne ihn nicht und käme daher auch nicht auf die Idee, ihn als Persönlichkeit abzuwerten." Er habe sich in dem Hintergrundgespräch mit der Zeitung "an keiner Stelle über Herrn Boateng geäußert, dessen gelungene Integration und christliches Glaubensbekenntnis mir aus Berichten über ihn bekannt ist", sagte Gauland. Boateng ist in Berlin geboren und aufgewachsen.

BIERHOFF: GAULAND DISKREDITIERT SICH SELBST

"Ich hätte Jerome Boateng sehr viel lieber in der Nachbarschaft als Alexander Gauland", sagte Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt der Funke Medien Gruppe. Maas nannte Gaulands Äußerung "niveaulos und inakzeptabel": "Wer so redet wie Gauland, entlarvt sich selbst - und zwar nicht nur als schlechter Nachbar", schrieb er auf Facebook: "Die Aussagen sind schlicht rassistisch und menschenverachtend."