Erste Zinserhöhung in der Schweiz bleibt Zukunftsmusik

Reuters  |  Autor 

Veröffentlicht am 20.09.2018 15:00

Erste Zinserhöhung in der Schweiz bleibt Zukunftsmusik

Zürich (Reuters) - Der starke Franken bremst den Ausstieg der Schweizerischen Nationalbank (SNB) aus dem Krisenmodus.

Trotz einer guten Wirtschaftsentwicklung und der langsam anziehenden Inflation signalisierten die Währungshüter am Donnerstag noch keine Abkehr von ihrer seit bald vier Jahren unverändert lockeren Geldpolitik. Die Negativzinsen von minus 0,75 Prozent und die Bereitschaft zu Devisenmarkt-Interventionen seien weiterhin "ganz wichtig", sagte Notenbank-Präsident Thomas Jordan dem Schweizer Rundfunk SRF. Mit beiden Maßnahmen wollen die Währungshüter für einen möglichst schwachen Franken sorgen, denn dieser macht Schweizer Waren im Ausland günstiger und stützt so die Wirtschaft.

Die SNB ist in einer Sondersituation: Der Franken gilt bei Investoren als "sicherer Hafen" in unruhigen Zeiten und hatte in den vergangenen Wochen zu Euro und Dollar an Wert gewonnen. "Das ist der Hauptgrund, weshalb unsere Geldpolitik unverändert expansiv bleiben muss", sagte Jordan. Die Lage an den Devisenmärkten bleibe unsicher. "Das heißt, wir müssen immer noch aufpassen", sagte er. Hintergrund des jüngsten Frankenanstiegs waren etwa die hohe Verschuldung Italiens und Ängste vor einem Überschwappen der Währungskrise in der Türkei auf Europa, die den Euro belastet hatten. Zudem beunruhigt der Handelsstreit zwischen den USA und China die Anleger. Anfang September erreichte der Franken zum Euro zeitweise den höchsten Stand seit mehr als einem Jahr. Er ist aus Sicht der SNB weiterhin hoch bewertet. Aktuell kostet ein Euro 1,1310 Franken.

"WEIT WEG VON DER NORMALITÄT"