Macron löst mit Zugeständnissen an Demonstranten Sorgen in EU aus

Reuters

Veröffentlicht am 11.12.2018 16:41

Macron löst mit Zugeständnissen an Demonstranten Sorgen in EU aus

Paris (Reuters) - Frankreichs Präsident Emmanuel Macron droht mit Konzessionen gegenüber den "Gelbwesten" gegen die EU-Schuldengrenzen zu verstoßen.

In Europa löste das französische Staatsoberhaupt am Dienstag damit Sorgen aus, nach Italien könne ein weiteres Schwergewicht in der EU gegen die Stabilitätsregeln verstoßen. Die Zeitung "Le Figaro" spekulierte, die Neuverschuldung könne 2019 bei 3,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) liegen. Zulässig sind drei Prozent. Diese Aussichten verunsicherten die Anleihemärkte. Der Risikoaufschlag für die zehnjährigen französischen Titel auf ihr deutsches Pendant erreichte das höchste Niveau seit anderthalb Jahren.

Macron hatte am Montagabend in einer Rede an die Nation sozialpolitische Maßnahmen angekündigt, aber auch erklärt, an seiner Reformagenda festhalten zu wollen. Die in gelben Westen gekleideten Demonstranten will der Präsident unter anderem mit einer Erhöhung des Mindestlohns, Steuererleichterungen für Rentner und eine geringere Steuer auf Überstunden besänftigen. Auf den Staatshaushalt kommen damit nach Angaben französischer Minister Mehrausgaben in Höhe von acht bis zehn Milliarden Euro zu. Dazu kommt auch der Verzicht auf vier Milliarden Euro aus der Ökosteuer, die Macron nach der ersten Protestwelle bereits vergangene Woche gekippt hatte.

Ministerpräsident Edouard Philippe wollte noch am Dienstag vor dem Parlament erläutern, wie die Ausgaben finanziert werden sollen. Der bisherige Haushaltsentwurf für 2019 sieht eine Neuverschuldung in Höhe von 2,8 Prozent vor. Er basiert auf der Annahme, dass die Wirtschaft um 1,7 Prozent wachsen wird. Diese Prognose erscheint nach den vor vier Wochen ausgebrochenen Protesten nun zweifelhaft. "Unter dem Strich ist es wahrscheinlich, dass sich die Neuverschuldung über der Drei-Prozent-Grenze bewegen wird", erklärte der Ökonom Michel Martinez von der Societe General. Ein Sprecher der EU-Kommission erklärte, die Behörde werde den französischen Haushalt erst im Frühjahr erneut prüfen.

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