Veröffentlicht am 11.12.2018 13:12
Konjunkturzuversicht der Börsianer steigt überraschend
Berlin (Reuters) - Börsenprofis blicken optimistischer auf die deutsche Konjunktur.
Das Barometer für ihre Erwartungen im nächsten halben Jahr stieg im Dezember überraschend um 6,6 auf minus 17,5 Punkte, wie das Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) am Dienstag zu seiner monatlichen Umfrage unter rund 200 Analysten und Anlegern mitteilte. Von Reuters befragte Ökonomen hatten einen Rückgang erwartet. Das Barometer liegt weiter deutlich unter seinem langfristigen Durchschnitt von plus 22,5 Punkten. Gleichzeitig wurde die Lage so schlecht eingeschätzt wie seit fast vier Jahren nicht mehr.
"Der Anstieg der Konjunkturerwartungen im Dezember ist erfreulich, sollte aber nicht überinterpretiert werden", warnte deshalb ZEW-Präsident Achim Wambach. Die Einschätzung der konjunkturellen Lage habe sich sowohl für Deutschland als auch das Euro-Gebiet erheblich verschlechtert. "Dies deutet auf ein relativ schwaches Wirtschaftswachstum im vierten Quartal hin", so Wambach. "Die Unsicherheiten wie etwa der schwelende internationale Handelskonflikt und der Brexit, die vor allem die privaten Investitionen und die Exporte Deutschlands negativ beeinflussen, bleiben nach wie vor bestehen."
Gerade beim geplanten EU-Austritt Großbritanniens droht nach der abgesagten Parlamentsabstimmung über den Scheidungsvertrag eine Hängepartie. "Die Briten steuern auf einen harten Abschied zu, weil sie nicht in der Lage sind, einen Konsens auf der Insel zu finden", sagte NordLB-Ökonom Stefan Große. "Leider bedeutet die verfahrene Lage auch ein nicht zu verachtendes Risiko für Europa. Großbritannien ist nicht nur ein wichtiger Außenhandelspartner. Es hängen viele Wertschöpfungsketten von der Insel ab."
Die Wirtschaftsweisen hatten kürzlich ihre Wachstumsprognosen für die deutsche Wirtschaft spürbar gesenkt. Für 2018 veranschlagen sie nur noch einen Anstieg beim Bruttoinlandsprodukt von 1,6 Prozent und für 2019 von 1,5 Prozent. Sie sind damit pessimistischer als die Bundesregierung und führende Forschungsinstitute.
Geschrieben von: Reuters
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