Pessimismus in Chefetagen wächst - "Konjunktur flaut weiter ab"

Reuters  |  Autor 

Veröffentlicht am 24.06.2019 15:08

Pessimismus in Chefetagen wächst - "Konjunktur flaut weiter ab"

- von Reinhard Becker und Jörn Poltz

Berlin/München (Reuters) - Angesichts von Zollstreit und Konjunkturschwäche geht die deutsche Wirtschaft mit wachsendem Pessimismus ins zweite Halbjahr.

Das Barometer für das Geschäftsklima fiel im Juni den dritten Monat in Folge, wie das Münchner Ifo-Institut am Montag zu seiner monatlichen Manager-Umfrage mitteilte. "Die deutsche Konjunktur flaut weiter ab", sagte Ifo-Chef Clemens Fuest zu dem viel beachteten Frühindikator, der um einen halben Punkt auf 97,4 Zähler abrutschte - den niedrigsten Wert seit November 2014. Die Führungskräfte beurteilten ihre Geschäftslage zwar besser, die Aussichten für die kommenden sechs Monate hingegen deutlich schlechter. Dies gilt als schlechtes Omen für die herbeigesehnte Erholung der Wirtschaft in der zweiten Jahreshälfte.

Laut Ifo lastet insbesondere der Handelskonflikt zwischen den USA und China auf der Stimmung in den deutschen Chefetagen. "Gesamtwirtschaftlich erwarten wir aber keine Rezession", sagte Ifo-Experte Klaus Wohlrabe der Nachrichtenagentur Reuters. Die schrumpfende Industrie ziehe die Stimmung nach unten, doch Handel, Dienstleister und Bau seien "noch immer sehr gut aufgestellt". Am Bau seien die Auftragsbücher voll. "Aber es kommt nicht mehr so viel nach, auch weil die Preise der Branche so stark gestiegen sind", erläuterte der Ifo-Konjunkturexperte.

Die Münchner rechnen für das laufende Quartal mit einem Schrumpfen der Wirtschaftsleistung, nach einem Plus beim deutschen Bruttoinlandsprodukt von 0,4 Prozent zu Jahresbeginn. Die Forscher des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW) haben jüngst bessere Aussichten für die zweite Jahreshälfte vorhergesagt. Dafür spreche, dass der private Konsum mit den weiter kräftig steigenden Einkommen wieder spürbar zulegen dürfte. Laut jüngsten Zahlen des Statistischen Bundesamtes hatten Arbeitnehmer auch Anfang 2019 wieder mehr Geld in der Tasche. Die Reallöhne lagen zwischen Januar und März 1,2 Prozent über dem Niveau des Vorjahresquartals.

"KALTE DUSCHE"