Deutschland: Erstes Handelsbilanzdefizit seit über 30 Jahren

Investing.com

Veröffentlicht am 04.07.2022 09:20

Aktualisiert 04.07.2022 09:42

Von Geoffrey Smith 

Investing.com -- Im Zuge der steigenden Preise von Öl- und Gasimporte im Sog des russischen Krieges in der Ukraine wies Deutschland im Mai erstmals seit über 30 Jahren ein monatliches Handelsdefizit auf.

Europas größtes Land, dessen Wirtschaftsmodell seit dem Zweiten Weltkrieg im Wesentlichen auf beträchtlichen Handelsüberschüssen beruht, verzeichnete im Mai ein Defizit von 1,0 Milliarden Euro (1,04 Milliarden Dollar). Im Vergleich zum Vorjahresmonat stieg die Importrechnung um fast 28 %. Gegenüber April erhöhten sich die Importe um 2,7%.

Gleichzeitig sanken die Ausfuhren zum dritten Mal in den letzten fünf Monaten. Sie gingen kalender- und saisonbereinigt um 0,5 % zurück, lagen aber im Jahresvergleich immer noch um 11,7 % höher.

Die Daten spiegeln deutlich die Probleme wider, mit denen Deutschland aufgrund seiner Abhängigkeit von russischer Energie konfrontiert ist, die durch den Krieg brutal offengelegt wurde. Im Juni dürfte sich das Defizit aufgrund der um 60 % gedrosselten russischen Gaslieferungen, wodurch die Importeure gezwungen waren, ihre Verpflichtungen durch Käufe auf dem Spotmarkt zu wesentlich höheren Preisen zu erfüllen, noch vergrößern. Viele deutsche Analysten befürchten einen vollständigen Stopp der russischen Lieferungen in der zweiten Jahreshälfte.

Die Meldung kommt zu Beginn eines Tages, an dem Bundeskanzler Olaf Scholz in Berlin Krisengespräche mit Vertretern von Gewerkschaften und Arbeitgebern über die Lage der Wirtschaft führen wird.

"Wegen der Gas-Engpässe drohen ganze Industriezweige dauerhaft wegzubrechen", sagte die DGB-Vorsitzende Yasmin Fahimi am Wochenende in einem Interview mit der "Bild am Sonntag" und nannte die Chemie-, Glas- und Aluminiumindustrie, die allesamt wichtige Zulieferer für den zentralen Automobilsektor sind. "Ein solcher Kollaps hätte massive Folgen für die komplette Wirtschaft und die Arbeitsplätze in Deutschland", fügte sie hinzu.

Der Euro ist seit Kriegsausbruch um rund 7,4 % gegenüber dem Dollar gefallen und erreichte im Mai ein Fünfjahrestief. Bis 09.10 Uhr MEZ notierte er unverändert bei 1,0434 Dollar.

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