Deutsche Wirtschaft beendet Flaute - "Ein erster Lichtblick"

Reuters

Veröffentlicht am 15.05.2019 11:57

Deutsche Wirtschaft beendet Flaute - "Ein erster Lichtblick"

- von Rene Wagner und Reinhard Becker

Berlin (Reuters) - Die deutsche Wirtschaft wächst nach der Beinahe-Rezession wieder.

Dank Bauboom und kauffreudiger Verbraucher legte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Auftaktvierteljahr um 0,4 Prozent zu, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch mitteilte. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier, Industrieverbände und Ökonomen traten trotzdem auf die Euphoriebremse: Der Handelskonflikt zwischen den USA und China, drohende US-Zollerhöhungen auf europäische Autos und der ungewisse Brexit-Ausgang könnten die Konjunktur wieder dämpfen. "Das Wachstum im ersten Quartal dieses Jahres ist ein erster Lichtblick", erklärte Altmaier auf Reuters-Anfrage. "Gleichwohl ist es kein Grund zur Entwarnung."

In der zweiten Jahreshälfte 2018 war der Aufschwung zum Stillstand gekommen: Im dritten Quartal schrumpfte Europas größte Volkswirtschaft um 0,2 Prozent, ehe sie im Schlussvierteljahr stagnierte. Dass diese Schwächephase nun überwunden wurde, liegt vor allem an der robusten Binnenkonjunktur. "In Bauten und in Ausrüstungen wurde deutlich mehr investiert", erläuterten die Statistiker. Dazu dürften niedrige Zinsen und der enorme Bedarf an Wohnungen beigetragen haben, aber ebenso der milde Winter. "Auch die privaten Konsumausgaben legten gegenüber dem Vorquartal kräftig zu", ergänzte das Bundesamt. Das dürfte an der Rekordbeschäftigung und höheren Löhnen liegen, aber auch an Entlastungen der Arbeitnehmer. Die Konsumausgaben des Staates schrumpften hingegen. Exporte und Importe legten jeweils zu.

"Die Rezessionsgefahren für Deutschland sind zuletzt deutlich zurückgegangen und liegen nun unter 30 Prozent", sagte der wissenschaftliche Direktor des gewerkschaftsnahen IMK-Instituts, Sebastian Dullien. Bei zwei Minus-Quartalen in Folge wird von Rezession gesprochen, was im zweiten Halbjahr 2018 beinahe eingetreten wäre. "Man könnte von einem gelungenen Start sprechen, wenn da nicht die wieder aufflammenden Sorgen über einen eskalierenden Handelskrieg wären", betonte DekaBank-Ökonom Andreas Scheuerle. "In normalen Zeiten wären die heute gemeldeten Wachstumszahlen ein Grund, die Prognosen nach oben zu revidieren. Doch im Angesicht der akuten Bedrohungen für den Welthandel werden die Konjunkturexperten davon wohl zunächst noch Abstand nehmen."

WIRTSCHAFT FORDERT ENTLASTUNG