Die Bitcoin-Party ist vorbei - das ist der Grund

Investing.com

Veröffentlicht am 21.01.2022 19:18

Aktualisiert 22.01.2022 09:33

Investing.com - Den Befürwortern von Alternativen zum Dollar stehen keine leichten Zeiten bevor.

Nach fast zwei Jahren extremen Gelddruckens zur Rettung der US-Wirtschaft im Zuge der Pandemie steuert die US-Notenbank Fed auf einen aggressiven Kurswechsel zu, um die Kaufkraft der Weltreservewährung zu verteidigen.

Dass das entmutigende Nachrichten für all jene sind, die darauf setzten, dass die Pandemie den endgültigen Niedergang der Papierwährung einläuten würde, versteht sich von selbst. Kryptowährungen, allen voran Bitcoin, stehen knapp 50 % unter ihren Höchstkursen aus dem Vorjahr, während Gold - der traditionellere "Wertspeicher" - um fast 10 % abgerutscht ist. Und für sie - also Bitcoin und Gold - dürfte es noch schlimmer kommen, bevor es wieder besser wird.

Anlagen zur Inflationsabsicherung funktionieren in der Regel nicht dann am besten, wenn die Inflation bereits am höchsten Punkt angelangt ist, sondern dann, wenn die Zentralbank den Eindruck erweckt, als sei sie bereits extrem weit "hinter der Kurve" zurückgefallen und zu langsam, um eine gefährliche Kette von Ereignissen zu stoppen, bei der sich Löhne und Preise gegenseitig hochtreiben.

Dieser Moment, in dem der Markt kurzzeitig an der Entschlossenheit der Zentralbank gezweifelt hatte, alles, wirklich alles, zur Bekämpfung der Inflation zu tun, war vorbei, als Fed-Chef Jerome Powell Anfang Dezember vor dem Kongress sagte, es sei "Zeit, das Wort vorübergehend" zu streichen. Zuvor war die Federal Reserve noch felsenfest davon überzeugt, dass sich die durch die Pandemie verursachten Verwerfungen bei den Verbraucherpreisen in kurzer Zeit selbst korrigieren würden.

Spätestens seit Dezember befindet sich die Fed nun im Aufholmodus und macht dem Markt mit deutlichen Worten klar, dass sie eine Abwertung des Dollars unter allen Umständen verhindern will. Im Rahmen der Bestätigungsanhörung vor dem Senat für seine zweite Amtszeit sagte Powell, er werde eine "Verfestigung" der Inflation nicht zulassen. Diese Aussage war wichtiger als das 40-Jahreshoch, das die Inflation in den USA im Dezember erreicht hatte.

Zwar zögerten die Märkte anfangs, solche Zusagen für bare Münze zu nehmen, doch allmählich beginnen sie zu realisieren, der Fed ist es ernst. Den Fed-Daten zufolge erreichten die marktseitigen Erwartungen für die Inflation in fünf Jahren Mitte Oktober mit 3,17 % ihren Höhepunkt. Ende dieser Woche waren sie bereits auf 2,74 % zurückgefallen.

Die Underperformance von Bitcoin gegenüber Gold in dieser Zeit - nach einer ebenso starken Outperformance in den vorangegangenen 12 Monaten - lässt viele zu dem Schluss kommen, dass es sich bei digitalen Währungen gar nicht um Instrumente zur Inflationsabsicherung handelt, sondern eher um Risiko-Assets, die sich parallel zu Aktien und anderen spekulativen Anlagen entwickeln.

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In einer Kundeninformation verwies Morgan Stanley-Analystin Sheena Shah darauf, dass Bitcoin in den letzten sechs Monaten eine positive Korrelation von 0,34 zum S&P 500 aufwies (eine Korrelation von 1 entspräche einer perfekten Übereinstimmung), während er sich tendenziell in die entgegengesetzte Richtung zu Gold bewegte. Hier lag die negative Korrelation bei 0,1. 

Shah illustrierte in einer grafischen Darstellung, dass insbesondere Bitcoin stark mit der globalen Geldmenge M2 korreliert ist - eine Beziehung, die in den letzten acht Jahren konstant geblieben ist. Zu einem Zeitpunkt, an dem die Zentralbanken, die für weit mehr als die Hälfte der weltweiten Geldmenge stehen, ihre Geldpolitik straffen, lässt dies für Kryptowährungen nichts Gutes ahnen.