Bitcoin: Wie Tesla-Chef Elon Musk die Kryptowährung bewegt

Investing.com

Veröffentlicht am 20.05.2021 20:43

Aktualisiert 20.05.2021 20:57

Investing.com - Nach fünf schwachen Handelstagen startet der Bitcoin einen Erholungsversuch. Kurz nach Handelsbeginn in den USA stand der Leitwolf der Kryptowelt wieder über 41.000 Dollar, bevor er wegen einer Meldung aus den USA, wonach das US-Finanzministerium eine Meldepflicht für alle Transaktionen über 10.000 Dollar plant und Möglichkeiten der Besteuerung prüft, um gut 1.500 Dollar zurückfiel. Gestern war er zwischenzeitlich bis auf 30.000 Dollar abgestürzt.

Die Gründe für den gestrigen Ausverkauf sind nebulös. Während Medien aller Couleur auf das Bitcoin-Handelsverbot für chinesische Banken verweisen, das im Grunde nur ein Hinweis der People's Bank of China auf die Verbote aus den Jahren 2013 und 2017 war, machen andere den Tesla-CEO Elon Musk zum Sündenbock, der sich mit seinen jüngsten Kommentaren zu Bitcoin nicht gerade mit Ruhm bekleckert hat. Er sei es gewesen, der für Unruhe gesorgt und einen fetten Margin Call bei vielen Krypto-Investoren ausgelöst habe, so ein Krypto-Händler auf Twitter.

Noch Anfang Februar gab Tesla (NASDAQ:TSLA) bekannt, dass es Bitcoin im Wert von 1,5 Milliarden Dollar gekauft hat. Damit hatte der US-amerikanische Elektroautobauer den Bitcoin-Preis in die Höhe schnellen lassen. BTC/USD stieg vom Tag der Ankündigung bis Mitte April um mehr als 26.000 Dollar - ein Beleg für den Einfluss, den eine einzelne Person bzw. ein einzelnes Unternehmen auf diese Asset-Klasse haben kann. Diese Gewinne begannen jedoch immer mehr zu bröckeln, als sich Musk zunehmend auf die Parodiewährung mit dem kuriosen Namen Dogecoin einschoss und ihr zu einem märchenhaften Höhenflug verhalf.

Vor einer Woche dann der Supergau: Per Tweet auf Twitter verkündete der "heuchlerische" Tesla-CEO - wie ihn einige Börsenkommentatoren inzwischen titulieren -, dass der E-Autopionier vorerst keine weiteren Zahlungen in Bitcoin für seine Autos akzeptieren würde. Die Cyberdevise stürzte daraufhin um mehrere tausend Dollar ab.

Musk verwies auf Umweltbedenken und sagte, Tesla sei "besorgt über die zunehmende Nutzung fossiler Brennstoffe für die Herstellung von und Transaktionen mit Bitcoins“.

Der hohe Energieverbrauch des Bitcoin-Netzwerks ist vielen Kritikern schon lange ein Dorn im Auge. Allerdings fand Galaxy Digital (TSX:GLXY), ein Finanzdienstleistungs- und Anlageverwaltungsunternehmen im Bereich digitaler Vermögenswerte, heraus, dass die größte Kryptowährung nach Marktkapitalisierung tatsächlich weniger Energie verbraucht als die klassische Finanzindustrie oder der Goldsektor.

In einem Research-Bericht schätzten die Analysten den jährlichen Bitcoin-Stromverbrauch auf 113,89 Terawattstunden, während sie bei ihren Berechnungen für den Bankensektor auf 238,92 Terawattstunden pro Jahr kamen. 

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Auch das Argument, wonach das Bitcoin-Netzwerk sich nicht auf nachhaltige Energie stützt, sei so nicht richtig, wie Marc Friedrich, Buchautor und Finanzexperte in einem Blog-Beitrag auf Investing.com feststellte. Bitcoin "verwendet jetzt schon 78 Prozent der Energie aus erneuerbaren Energiequellen", stellte er klar. "Um wettbewerbsfähig zu sein und eine möglichst hohe Gewinnmarge zu erzielen suchen die Bitcoin Miner, die die Transaktionen validieren und alle 10 Minuten einen Block an die Blockchain hängen, die günstigsten Energiequellen und diese sind die erneuerbaren wie Geothermie, Solar, Wind und Wasser", fügte er hinzu. 

Das heißt also nichts anders, als das Bitcoin sogar den Weg hin zu nachhaltigem und natürlichen Strom und weg von fossilen Brennstoffen fördere, so Friedrich. Das stehe im krassen Gegensatz zu "unserem jetzigen Finanz- und Geldsystem. Wenn wir uns tatsächlich für den Klimawandel und die Reduzierung von CO2 einsetzen wollen, müssten wir der SNB und EZB den Strom abdrehen", schlug er vor. 

Musks Argument, dass Bitcoin eine Sünde für unsere Umwelt sei, zieht demnach also nicht, insbesondere dann nicht, wenn man den freiheitlichen Grundgedanken, den die Kryptowährung verfolgt, berücksichtigt. Und ob sich der Tesla-Chef überhaupt Sorgen um die Umwelt macht, ist ohnehin fraglich. 

Dazu Marc Friedrich: 

"Musk sollte seine eigenen Unternehmen mal genauer bezüglich Energieverbrauch und Nachhaltigkeit betrachten: Teslas Karosserien, Gigafabriken und Touchscreens werden sicherlich nicht aus Luft und Liebe gebaut. Der hohe Energieverbrauch für die Herstellung der Batterien oder die Gewinnung der dafür notwendigen Rohstoffe wie Lithium und Kobalt? Geschenkt! 

Weitaus heftiger ist der Fakt: Der CO2 Fussabdruck seiner Raketenabschüsse reicht von Casablanca bis nach Istanbul. Die SpaceX Raketen werden sicherlich nicht mit Fusspedalen oder Kerosin aus erneuerbaren Quellen gewonnen."

Nach all dem negativen Gezwitscher von Elon Musk und den damit einhergehenden Bewegungen in Kryptowährungen, kursierten Spekulationen, wonach Tesla seine Bitcoin-Bestände bereits verkauft haben könnte. Dies sorgte für zusätzliche Unruhe am Markt, denn Tesla ist eines der ersten großen US-Unternehmen, das mit seiner Investition in BTC seine Bilanz mit dem digitalen Gold ausgestattet und damit auch die Mainstream-Adoption des Assets vorangetrieben hat. 

Diesen Gerüchten schob Musk aber am Montag einen Riegel vor, indem er sagte, Tesla habe keine seiner Bitcoins verkauft, aber da war der Schaden bereits angerichtet. Es herrschte Unsicherheit in der Krypto-Welt, was in einem emotional aufgeladenen Markt Gift ist.

Gestern kamen dann erneut Befürchtungen hoch, wonach der Elektroautobauer sich im Zuge des Ausverkaufs von seinen Beständen getrennt haben könnte. Aber auch diesmal wischte Musk mit einem Tweet die Sorgen der Hodler beiseite.

Der zunächst kryptisch anmutende Tweet, der mit "Tesla has…“ und zwei Emojis - einen Diamanten und zwei nach oben ausgestreckten Armen - einherging, sollte zum Ausdruck bringen, dass Tesla keine seiner Bitcoins verkauft hat. 

Die so genannten "Diamond Hands" sind eine Anspielung auf ein Meme, das verdeutlichen soll, dass die Investoren trotz widriger Marktbedingungen an ihren Positionen festhalten.

Dies hauchte dem Kryptomarkt nach dem, zugegebenermaßen, harschen Ausverkauf am Mittwoch, der wohl so manchen Privatanleger auf dem falschen Fuß erwischt haben dürfte, wieder etwas Leben ein. 

Der Tweet von Musk wurde insgesamt von knapp 57.000 Twitter-Usern geteilt und hat über 425.000 Likes erhalten. 

Der Tesla-Chef hatte sich bereits zuvor wiederholt in Tweets zu Kryptowährungen und Einzelaktien geäußert und damit starke Bewegungen in den jeweiligen Assets ausgelöst. 

Einige werfen dem Dogefather, wie er sich selbst gerne bezeichnet, deshalb auch Marktmanipulation vor. 

Wie die kriselnde Beziehung zwischen Musk und Bitcoin weitergehen wird, steht in den Sternen, aber eines ist sicher, der Markt für Kryptowährungen bleibt hochvolatil.

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