WTI Öl: Analyst verblüfft mit gewagter Ölpreis-Prognose

Investing.com

Veröffentlicht am 08.05.2020 16:39

Investing.com - Der Ölpreis (WTI Öl) wird in etwa 18 Monaten bei 100 Dollar pro Barrel stehen. Das glaubt Naguib Sawiris, Vorsitzender und CEO bei Orascom Investment Holding.

"Ich glaube tatsächlich, dass der Ölpreis in gut 18 Monaten die 100 Dollar-Marke erreichen wird", sagte Sawiris in einem CNBC-Interview am 6. Mai.

"Die Schieferölindustrie wird für mindestens ein Jahr am Boden liegen ... und Anlaufschwierigkeiten ergeben sich daraus, dass die Banken sehr zögerlich sein werden, sie wieder zu finanzieren, weil sie wissen, dass sie extrem anfällig sind ... selbst im traditionellen Ölgeschäft haben viele der US-Produktionsstätten geschlossen", fügte Sawiris hinzu.

"Die Weltwirtschaft wird weiterhin wachsen, selbst in dieser schweren Rezession", so Sawiris. In der Konsequenz werde die Ölnachfrage wieder zunehmen, und sobald dies geschehe, werde nicht ausreichend Öl vorhanden sein, um den Bedarf zu decken, weil die meisten Förderanlagen stillgelegt wurden. „Das Angebot wird also niedriger sein als die Nachfrage… und als Reaktion darauf wird der Preis wieder deutlich höher gehen“, erklärte er.

WTI Öl war im April aufgrund des Mangels an Lagerkapazitäten zum ersten Mal in der Geschichte unter null gefallen, weil die Lagerkosten drastisch in die Höhe geschossen waren, woraufhin Ölhändler ihre WTI-Kontrakte zu jedem Preis loswerden wollten.

Die Steigung der Terminkurve nimmt derweil weiter ab, das so genannte Super-Contango geht zurück. Der Spread zwischen Juni und Juli (WTI Öl) sank auf 1,37 Dollar, nach knapp 7 Dollar Ende April. Steigt das Contango, signalisiert dies in der Regel ein hohes Überangebot bei Öl. Nimmt die Steigung ab, so ist dies ein Zeichen dafür, dass die Sorge vor einem anhaltenden Überangebot leicht zurück geht.

"Es sieht so aus, als ob die Sorgen über die begrenzten Lagerkapazitäten nachlassen", sagte Warren Patterson, Rohstoffleiter bei der ING in einer Notiz am Freitagmorgen.

Nichtsdestoweniger droht am wichtigen Umschlagplatz in Cushing, Oklahoma, die maximale Füllmenge der Öllager Mitte Juni erreicht zu werden, sofern die dortigen Lager sich weiterhin mit einer Rate von durchschnittlich 2 Millionen Barrel pro Woche füllen sollten, so Robert Zach von Investing.com in einem Artikel zur Wochenmitte.

Laut einer Prognose der US-Energiebehörde EIA vom 7. April werden die beiden Ölsorten Brent und WTI im Jahr 2021 bei durchschnittlich 45,62 Dollar bzw. 41,12 Dollar notieren. Standard Chartered (LON:STAN) geht derzeit davon aus, dass Brent und WTI im nächsten Jahr einen Durchschnittspreis von 44 Dollar bzw. 41 Dollar aufweisen werden.

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Ohne genaue Preisangaben zu nennen, sagte Rystad Energy dem Ölinformationsdienst Rigzone am 6. Mai, dass Brent und WTI im Jahr 2021 "ein wenig" zulegen werden. 2022 könnte der Durchschnittspreis dann "ziemlich stark" steigen.

"Die Nachfrage wird wieder anziehen, aber das Angebot dürfte aufgrund der Shutdowns und des Mangels an Investitionen und Bohraktivitäten nicht so hoch sein, wie es normalerweise der Fall wäre", sagte ein Rystad-Sprecher.

Die Ölpreise befinden sich seit dem Preisschock Mitte April auf Erholungskurs, weil mehr und mehr Länder ihre Corona-Restriktionen lockern. Das erhöht den Ölverbrauch. Das globale Überangebot an Öl auf dem Weltmarkt dürfte sich daher im Mai auf 13,6 Millionen Barrel pro Tag (bpd) halbieren, schrieb Rystad Energy am 4. Mai in einer Analyse.

Die Analysten der Unternehmensberatung prognostizierten einen weiteren Rückgang auf 6,1 Millionen Barrel pro Tag im Juni.

Angebotsseitig soll die Ölproduktion im Zeitraum April bis Juni 2020 einer Analyse von IHS Markit zufolge um fast 14 Millionen Barrel pro Tag zurückgehen.

"Eine schnelle und brutale Anpassung des weltweiten Ölangebots an ein niedrigeres Nachfrageniveau ist im Gange. Alle Förderländer sind den gleichen harten Marktkräften ausgesetzt. Einige werden stärker betroffen sein als andere. Doch niemand kann sich davor verstecken", sagte Jim Burkhard, Vizepräsident und Leiter Ölmärkte, bei IHS Markit.

Förderkürzungen durch die Opec und ihren Kooperationspartnern, einschließlich Russland, sowie durch andere Ölförderstaaten wie Norwegen sorgen für eine schnellere Anpassung des Angebots an die Nachfrage. Auch in den USA geht die Produktion von Öl stetig zurück. Laut der EIA ging die Ölförderung in der vergangenen Woche um weitere 200.000 Barrel pro Tag zurück. Sie liegt nun bei 11,9 Millionen Barrel pro Tag.

Mahnende Worte kommen derweil von Goldman Sachs (NYSE:GS). Die US-Investmentbank sieht zwar auf lange Sicht einen Bullenmarkt beim Öl, dieser erfordere jedoch Geduld und brauche Zeit. "Öl bleibt ein physischer Vermögenswert und muss daher zum ersten Preis bewertet werden, um den erheblichen Überhang an Lagerbeständen bis zum zweiten Halbjahr 2020 zu beseitigen".

Das an der ICE gehandelte Barrel der Sorte Brent Öl zur Juli-Lieferung (CBN20) legte um 1,66 Prozent auf 29,94 Dollar zu. Für das an der Warenterminbörse NYMEX in New York gehandelte Rohöl der Sorte West Texas Intermediate (WTI-Öl) mit einer Laufzeit bis Juni (CLM20) geht es um 2,08 Prozent nach oben auf 24,05 Dollar.

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