Warum sich der Goldpreis auf 1.780 Dollar verteuert

Investing.com

Veröffentlicht am 24.09.2019 15:07

Aktualisiert 24.09.2019 15:25

Investing.com - Der Goldpreis profitiert seit gut einem Jahr von einer hohen politischen Unsicherheit. Der US-Handelskrieg mit China, das Brexit-Drama sowie die geopolitischen Spannungen im Nahen Osten bremsen Unternehmensinvestitionen und erschüttern das Investorenvertrauen. Das schlägt sich immer stärker in den Konjunkturdaten wieder und erhöhen damit das Rezessionsrisiko.

Die Experten von J.P. Morgan gehen daher davon aus, dass es für den Goldpreis bis Ende 2020 noch weiter nach oben gehen wird. Es bestehen aber auch Risiken, die den Bullen einen Knüppel zwischen die Beine werfen könnten.

"Trotz der jüngsten Rallye glauben wir nicht, dass das Rezessionsszenario bereits hinreichend eingepreist ist. Bis Ende 2020 sehen wir den Goldpreis in der Spitze bei 1.780 Dollar je Feinunze", heißt es in ihrem vierteljährlichen Metallbericht, der am 23. September veröffentlicht wurde.

Sinkende Wachstumserwartungen führen derweil zu fallenden Anleiherenditen . Im November letzten Jahres rentierte die Zehnjahresrendite aus den USA noch bei 3,26 Prozent. Knapp 12 Monate später wirft das zehnjährige Zinspapier aus der größten Volkswirtschaft der Welt gerade einmal noch 1,70 Prozent ab.

Haupttreiber beim steigenden Goldpreis war in den vergangenen Monaten der Rückgang der Realrenditen zehnjähriger US-Staatsanleihen, so J.P. Morgan. "Die Faustregel besagt, dass jede 25-Basispunkte-Bewegungen in den USA bei den realen Zehnjahresrenditen dazu führen sollte, dass sich die Goldpreise um 80 Dollar je Feinunze in die jeweils entgegengesetzte Richtung bewegen."

Noch bedeutender sei aber die gleiche Beziehung zwischen dem Goldpreis und den Markterwartungen der OIS, die den Ausblick für die Goldpreise in der Zukunft grundlegend stütze.

Zudem sei ein Trend bei den globalen Zentralbanken zu beobachten, der weitere geldpolitische Lockerungen nahelegt. Grund dafür sei zum einen der ausbleibende Inflationsdruck, aber auch der Aufstieg der Populisten und das blinde Vertrauen auf geldpolitische Impulse, die für Wachstum sorgen sollen, haben zu dem Wandel beigetragen.

"In den USA sehen wir neben den Zinssenkungen im Juli und September zwei weitere Absenkungen um jeweils 25 Basispunkte im Oktober und Dezember, aber keine weiteren Schritte im Jahr 2020", erklärte die US-Großbank.

Die US-Notenbank Fed hatte erst letzte Woche ihren Leitzins zum zweiten Mal in Folge gesenkt, aber kein Versprechen für weitere Zinssenkungen in diesem Jahr abgegeben. J.P. Morgan glaubt aber dennoch, dass weitere Zinssenkungen bis Jahresende folgen werden, was die Gold-Rallye weiter antreiben dürfte.

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Gleichzeitig sehen die Experten den Anstieg des Goldpreises nicht als Beginn einer jahrzehntelangen Goldenen Ära an, so wie dies in der ersten Dekade dieses Jahrhunderts der Fall gewesen sei.

"Während einige der gleichen Faktoren, die zu einer Versiebenfachung des Goldpreises von 2001-2011 geführt haben, auch jetzt wieder unterstützend wirken (ETF-Zuflüsse, kollabierende Realrenditen), glauben wir, dass die aktuelle Eigentümerstruktur langfristig nicht gerade auf eine massiv bullische Perspektive hindeutet. Vielmehr sehen wir die jüngste Rallye als Beginn der für Gold typischen Aufwertung am Ende eines Zyklus."

Bis Jahresende sieht J.P. Morgan den Goldpreis bei 1.575 Dollar, bis Ende 2020 bei 1.780 Dollar.

Für ein bärisches Szenario bei Gold müsse a) die Federal Reserve in diesem und im nächsten Jahr falkenartiger auftreten als es aktuell erwartet wird, b) sich die globale Wachstumsdynamik erholen, c) die geopolitischen sowie politischen Risiken zurückgehen, d) das rege Interesse am physischen Markt in Asien nachlassen und f) die Zentralbanken als Nettoverkäufer am Markt auftreten, weil sie Profit aus den höheren Preisen schlagen wollen.

In diesem Szenario könnte der Goldpreis im kommenden Jahr auf 1.400 Dollar fallen, so die Bären-Prognose von J.P. Morgan.

In den Jahren 2021 bis 2023, ein Prognosehorizont der mit großer Unsicherheit behaftet ist, sehen die Rohstoffspezialisten der US-Großbank den Goldpreis zwischen 1.535 bis 1.369 Dollar pendeln.

Fazit:

Alle die mit einer Eskalation beim Goldpreis gerechnet haben, dürften enttäuscht sein. Solange aber die globalen Konjunkturrisiken anhalten, die Realrenditen - insbesondere in den USA - sinken und die Federal Reserve und andere Zentralbanken an der Zinsschraube drehen, steht einem weiteren Preisanstieg der Goldpreise nicht sehr viel im Wege.

In den kommenden Monaten gilt es daher zu beobachten, ob die US-Wirtschaft von der globalen Wachstumsverlangsamung in Mitleidenschaft gezogen wird, oder eben nicht. Falls nicht, dann könnte dem Goldpreis auf der Oberseite die Luft ausgehen.

von Robert Zach

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