TOP-THEMA-US-Notenbank überzeugt Märkte nicht wirklich

Reuters

Veröffentlicht am 10.08.2011 14:57

* Fed: Nullzinspolitik mindestens bis 2013

* Rezessionsängste bremsen weiterhin die Kurse

* Stahlhändler KlöCo verliert nach Zahlen 20 Prozent

(neu: Wall-Street-Erwartungen, Bank of England)

- von Hakan Ersen und Andrea Lentz -

Frankfurt, 10. Aug (Reuters) - Auch nach dem Bekenntnis der US-Notenbank zu einer langfristigen Nullzinspolitik bleibt die Nervosität an den internationalen Aktienmärkten hoch. Eine leichte Erholung der Börsen in Frankfurt, London und Paris stand Händlern zufolge auf tönernen Füßen. An der Wall Street rechneten Börsianer nicht mit einer Fortsetzung der Rally vom Vorabend. Das Misstrauen in die Entwicklung der Weltwirtschaft hielt den Goldpreis weiter nahe seiner am Vortag erreichten Rekordstände. Auch die Anti-Krisen-Währungen Yen und Schweizer Franken blieben gefragt. Die Schweizer Nationalbank (SNB) will mit einer Ausweitung der Liquidität den Zufluss billigen US-Geldes in den Franken bekämpfen.

Der Dax<.gdaxi>, der in den vergangenen zehn Handelstagen insgesamt rund 20 Prozent eingebüßt hatte, stieg bis zum Nachmittag um 1,5 Prozent auf gut 6000 Punkte. Der EuroStoxx50<.stoxx50e> und der Stoxx50<.stoxx50> zogen zunächst ebenfalls deutlicher an, bröckelten bis zum frühen Nachmittag aber unter ihr Vortagesschlussniveau ab. An der Wall Street bahnten sich nach dem Schlussspurt vom Vorabend wieder Verluste an: Alle drei großen Index-Future signalisierten einen schwächeren Börsenauftakt. Nach starken Schwankungen im Anschluss an die Fed-Entscheidung war der Dow-Jones-Index<.dji> mit einem Plus von vier Prozent aus dem Handel gegangen. Die Börsen in Tokio<.n225> und Shanghai<.ssec> machten ebenfalls einen kleinen Teil ihrer Verluste der Vortage wett und schlossen rund ein Prozent höher.

Die Fed hatte am Dienstagabend nach Handelsschluss in Europa beteuert, die Zinsen bis mindestens Mitte 2013 extrem niedrig zu halten. Die Aussicht auf langfristig günstiges Geld sei zwar positiv, erklärte Ian King, Aktienstratege beim britischen Fondsmanager Legal & General. "Auf der anderen Seite steht aber, dass die Fed längerfristig mit einer Underperformance der Wirtschaft rechnet." Denn die Notenbanker hatten ihr Versprechen damit begründet, dass sich die US-Wirtschaft deutlich schwächer als erwartet entwickele. Auch in Europa schwächt sich das Wachstum ab: So senkte die Bank of England ihre Wachstumsprognose für das laufende und das nächste Jahr.

"Das ist nur eine Erleichterungsrally", betonte Analystin Louise Cooper vom Brokerhaus BGC Partners. Für den in der Schweiz ansässigen Hedgefonds-Manager Trung-Tin Nguyen könnte die Stimmung schnell wieder kippen. "Kurzfristig orientierte Anleger und Hedgefonds verkaufen bereits in die Erholung hinein."

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VERSORGER UND ITALIENISCHE BANKEN BREMSEN ERHOLUNG

Dank steigender Unternehmensgewinne setzten sich im Dax Henkel-Aktien mit einem Plus von 7,3 Prozent auf 44,57 Euro an die Spitze. Daneben zählten vor allem die Aktien von Firmen zu den größten Gewinnern, die an den vergangenen Tagen besonders stark verloren hatten. So zählten VW-Aktien mit einem Plus von über vier Prozent zu den Dax-Besten. Auf der Verliererseite standen erneut die beiden Versorger E.ON und RWE, deren Aktien sich um mehr als ein Prozent abschwächten. Die Zahlen von E.ON enttäuschten und auch die Dividendenkürzung falle deutlicher aus als angenommen, monierte Citi-Analystin Sofia Savvantidou. Nach dem ersten Quartalsverlust in der Firmengeschichte prüft E.ON den Abbau von bis zu 11.000 der 79.000 Arbeitsplätze.

Stark unter Druck gerieten die im MDax<.mdaxi> gelisteten Aktien des Stahlhändlers Klöckner & Co (KlöCo), die über 22 Prozent ins Minus stürzten. Das Unternehmen hatte mit seinem Zwischenbericht die schon reduzierten Markterwartungen verfehlt, kritisierten Börsianer. Auch der Ausblick mache wenig Hoffnung.

Unter Verkaufsdruck standen europaweit einige Bankenwerte: Die Titel der französische Societe Generale und der BNP Paribas fielen um bis zu sechs Prozent. Unicredit und Intesa Sanpaolo verloren in Mailand jeweils etwa fünf Prozent. Händlern zufolge zogen sich Anleger in Italien aus Bankenwerten zurück und schichteten ihr Geld in italienische Staatsanleihen um. Wie bereits in den vergangenen Tagen spekulierten Börsianer, dass auch die EZB die Papiere dieser beiden hoch verschuldeten Euro-Staaten aufkauft.

(redigiert von Jörn Poltz)

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