TOPTHEMA-Misstrauen gegen Bankaktien löst neue Verkaufswelle aus

Reuters

Veröffentlicht am 10.08.2011 17:25

* Gerüchte führen zu Kurssturz französischer Bankenwerte

* Auch Deutsche Bank und Commerzbank stürzen ab

* Nullzinspolitik der Fed beruhigt Märkte nur kurz

(neu: Kurssturz bei Banken)

Frankfurt, 10. Aug (Reuters) - Ein Kurssturz französischer Bankaktien hat am Mittwoch an den internationalen Aktienbörsen eine neue Verkaufslawine ausgelöst. Der Dax<.GDAXI> verlor bis zu 6,2 Prozent auf 5549 Zähler, der französische CAC40<.FCHI> bis zu 5,5 Prozent auf 3001 Punkte. "Societe Generale zieht alles herunter, da kann sich niemand entziehen", sagte ein Händler. Die Aktien der französischen Bank rauschten angesichts von Gerüchten über Finanzprobleme um bis zu 22,51 Prozent auf 20,16 Euro in die Tiefe. Das Institut dementierte kategorisch alle Marktgerüchte. Zuvor hatte selbst das Bekenntnis der US-Notenbank zu einer langfristigen Nullzinspolitik kaum Nervosität aus dem Markt genommen. Die extreme Verunsicherung der Anleger sorge dafür, dass sogar "verrückte Gerüchte" einen Crash verursachen könnten, warnten Börsianer.

In Paris gerieten neben Societe Generale auch BNP Paribas unter die Räder und verloren bis zu 14 Prozent. Die Verkaufslawine machte vor den deutschen Banken nicht Halt: die Aktien der Deutschen Bank fielen um bis zu elf Prozent auf 27,61 Euro und notierten damit so niedrig wie seit Frühjahr 2009 nicht mehr. Commerzbank-Titel sackten um bis zu 9,5 Prozent auf ein Rekordtief von 1,93 Euro ab. Auch in den USA gerieten besonders die Banken unter Druck: Bank of America fielen um bis zu zehn Prozent. Bankenchef Brian Moynihan muss sich nach den Kursverlusten der vergangenen Tage am Abend vor Aktionären und Analysten verantworten. Doch auch die Titel von Goldman Sachs, Citibank, JP Morgan und Morgan Stanley büßten bis zu zehn Prozent ein.

Unter Verkaufsdruck standen auch die Aktien der italienischen Großbank Unicredit - in Deutschland durch die HypoVereinsbank in München vertreten. Unicredit büßten in Mailand zeitweise über 20 Prozent ein. Händlern zufolge hatten am Morgen Anleger in Italien ihre Gelder aus Bankenwerten in italienische Staatsanleihen umgeschichtet. Seit Wochenbeginn wird am Rentenmarkt davon ausgegangen, dass die Europäische Zentralbank (EZB) am Markt Papiere Spaniens und Italiens kauft.

GOLDPREIS ERNEUT AUF REKORD

Das Misstrauen in die Entwicklung der Weltwirtschaft trieb den Goldpreis auf ein neues Rekordhoch von 1779,14 Dollar je Feinunze. Begehrt waren auch die als sicher geltenden deutschen und amerikanischen Staatsanleihen, die massiv zulegten. Die Anti-Krisen-Währungen Yen und Schweizer Franken blieben ebenfalls gefragt. Dies veranlasste die Schweizer Nationalbank (SNB), mit einer Ausweitung der Liquidität den Zufluss billigen US-Geldes in den Franken zu bekämpfen.

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Die Fed hatte am Dienstagabend nach Handelsschluss in Europa beteuert, die Zinsen bis mindestens Mitte 2013 extrem niedrig zu halten. Die Aussicht auf langfristig günstiges Geld sei zwar positiv, erklärte Ian King, Aktienstratege beim britischen Fondsmanager Legal & General. "Auf der anderen Seite steht aber, dass die Fed längerfristig mit einer Underperformance der Wirtschaft rechnet." Denn die Notenbanker hatten ihr Versprechen damit begründet, dass sich die US-Wirtschaft deutlich schwächer als erwartet entwickele. Auch in Europa schwächt sich das Wachstum ab: So senkte die Bank of England ihre Wachstumsprognose für das laufende und das nächste Jahr.

VERSORGER MACHEN DAX ZUSÄTZLICH ZU SCHAFFEN

Auf der Verliererseite an der Frankfurter Börse standen zudem erneut die Versorger E.ON und RWE. Dax-Schwergewicht E.ON verloren rund zehn Prozent, RWE neun Prozent. Die Zahlen von E.ON enttäuschten und auch die Dividendenkürzung falle deutlicher aus als angenommen, monierte Citi-Analystin Sofia Savvantidou. Nach dem ersten Quartalsverlust in der Firmengeschichte prüft E.ON den Abbau von bis zu 11.000 der 79.000 Arbeitsplätze.

Gegen den Trend stemmten sich bis kurz vor Schluss nur noch wenige Aktien, darunter die Titel des Konsumgüterherstellers Henkel, die nach der Vorlage von Quartalszahlen drei Prozent zulegten.

(redigiert von Jörn Poltz)

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