Ölmarkt entkommt dem Kollaps - Wie geht es jetzt weiter? Analyst gibt Einschätzung

Investing.com

Veröffentlicht am 26.05.2020 16:32

Aktualisiert 26.05.2020 16:42

von Robert Zach

Investing.com - Der Ölmarkt ist laut dem Chef des Ölgeschäfts von Rystad Energy, Bjornar Tonhaugen, dem Kollaps entkommen.

"Nicht nur die Ölbranche ist der Corona-Pandemie zum Opfer gefallen, sondern die ganze Welt, das sollten wir nicht vergessen. Und so wie sich die Welt langsam erholt, geht auch der Ölpreis allmählich wieder nach oben", zitierte Rigzone den Ölexperten Tonhaugen.

Die US-Ölsorte West Texas Intermediate ist allein im Mai um mehr als 70 Prozent gestiegen und verzeichnete vier Gewinnwochen in Folge. Nichtsdestotrotz stehen die US-Ölpreise noch immer gut 50 Prozent unter dem Januarhoch von 65,65 Dollar je Barrel.

"So wie die Dinge jetzt stehen, sollte die zweite Jahreshälfte eine partielle Erholung von Covid-19 bringen und gleichzeitig den Weg für höhere Ölpreise ebnen", fügte er hinzu.

Tonhaugen wies darauf hin, dass das Überangebot von 16 Millionen Barrel pro Tag (bpd) Rohöl im April bis Juni vollständig abgebaut werden könnte, "unterstützt durch eine Erholung der Ölnachfrage um vier Millionen Barrel pro Tag und einen Rückgang des Ölangebots um 12 Millionen täglich".

Er warnte jedoch davor, dass die weltweit zugängliche Rohöl-Förderkapazität, die innerhalb weniger Monate wieder angefahren werden könnte, 13 Millionen täglich beträgt.

"Damit diese Ölpreis-Rallye anhalten kann, muss sich die Nachfrage weiter auf ein normales Niveau erholen, während gleichzeitig das weltweite Angebot vom Markt ferngehalten werden muss", erklärte Tonhaugen.

Fatih Birol, Chef der Internationalen Energieagentur, äußerte sich kürzlich optimistisch bezüglich der Aussichten auf eine Nachfrageerholung. Der Ölverbrauch habe seinen Höhepunkt noch nicht erreicht, und daher habe das Virus noch keine langfristigen Auswirkungen auf den Markt gehabt.

Wie IHS Markit berichtet, hat sich die chinesische Ölnachfrage seit dem Tiefpunkt im Februar stetig erholt. Nachdem die Ölnachfrage im Reich der Mitte im Februar im Vorjahresvergleich um über 40 Prozent eingebrochen war, erreichte sie im April mit 12,7 Millionen Barrel täglich 89 Prozent des Vorjahresniveaus.

"Wenn man bedenkt, dass die Ölnachfrage in China im Februar um mehr als 40% eingebrochen ist, dann gibt das Ausmaß, in dem sie sich wieder erholt, Anlass zu einem gewissen Optimismus in Bezug auf die Erholungstendenzen der Wirtschaft und der Nachfrage in anderen Märkten wie Europa und Nordamerika", erklärte Jim Burkhard, IHS Markit-Vizepräsident und Leiter Ölmärkte.

Nichtsdestoweniger sei es fatal, sich allein auf die Nachfrageseite zu verlassen, so Tonhaugen. Und dies sei der OPEC+ durchaus bewusst, "weshalb auf dem bevorstehenden OPEC+-Treffen am 9. Juni das in seiner jetzigen Form bestehende Förderabkommen verlängert werden muss, damit in der zweiten Jahreshälfte nicht 7,7 Millionen Barrel täglich auf den Markt gelangen. Andernfalls wird die Ölpreis-Rallye eher früher als später im Sande verlaufen".

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Das Ölkartell OPEC und seine Kooperationspartner hatten im April angesichts der Coronavirus-Krise ein historisches Förderabkommen beschlossen. Die OPEC+ mit den Schwergewichten Saudi-Arabien und Russland kündigte eine Produktionskürzung um knapp 10 Millionen Barrel täglich für Mai und Juni an. Von Juli bis Dezember soll die Förderung um acht Millionen Barrel täglich gedrosselt werden und zwischen Januar 2021 und April 2022 dann noch um sechs Millionen Barrel.

Neben freiwilligen Produktionskürzungen sorgt auch der steile Rückgang der Ölproduktion in den USA für eine allmähliche Rückkehr zum Gleichgewicht. Im Vergleich zum März-Hochpunkt ist die US-Ölproduktion um gut 20 Prozent zurückgegangen.

Der US-Ölfeldausrüster Baker Hughes teilte am Freitag mit, dass die Zahl der aktiven Öl-Bohrlöcher in den USA in der Woche bis zum 22. Mai um 21 auf 237 gesunken sei. Das ist der tiefste Stand seit Anfang Juli 2009. Vor einem Jahr lag die Zahl noch bei 797.

Hinzu kommt, dass bereits eine ganze Reihe von US-Energieunternehmen Insolvenzschutz beantragt haben, darunter Whiting Petroleum (NYSE:WLL), das einst ein wichtiger Player in der Region Bakken war. Wenn die Ölpreise weiterhin auf dem aktuellen niedrigem Niveau bleiben, könnte es noch mehr Opfer geben.

Im Energiebericht vom 6. April der Federal Reserve Bank of Dallas geht aus einer Umfrage unter 92 Erdöl- und Explorationsunternehmen hervor, dass der Durchschnittspreis von WTI Öl im Permischen Becken zwischen 46 bis 52 Dollar liegen sollte, damit die Produzenten profitabel Öl fördern können.

Trotz all der potenziell positiven Wasserstandsmeldungen sollten Ölhändler nicht vergessen, dass "eine Milliarde Barrel an Rohöl in der ersten Jahreshälfte an Land und auf See gelagert wurden und diese abgebaut werden müssen, bevor eine Rückkehr zu 'normalen' Ölpreisen möglich ist", warnte Tonhaugen im Gespräch mit Rigzone vor allzu großer Euphorie.

Das an der ICE gehandelte Barrel der Sorte Brent Öl zur Juli-Lieferung (CBN20) legte um 1,07 Prozent auf 35,91 Dollar zu. Für das an der Warenterminbörse NYMEX in New York gehandelte Rohöl der Sorte West Texas Intermediate (WTI-Öl) mit einer Laufzeit bis Juli (CLN20) geht es um 2,63 Prozent nach oben auf 34,12 Dollar.

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