Nickelpreis explodiert: Das Ende der Elektromobilität?

Investing.com

Veröffentlicht am 08.03.2022 10:57

Investing.com - Am Montag hat der Nickelpreis neue Höchststände erreicht. So stieg der an der London Metal Exchange (LME) gehandelte Nickel-Future um satte 66,25 Prozent auf 48.078 Dollar je Tonne - ein Rekordhoch. Und auch am Dienstag geht der Höhenflug ungebremst weiter: der Terminkontrakt schoss im Frühhandel um weitere 68 Prozent auf 81.051,50 Dollar pro Tonne in die Höhe. Angesichts der extremen Preisbewegungen setzte die LME den Handel mit Nickel-Futures für den Rest des Handelstages aus.

Vor allem die Furcht vor Versorgungsengpässen treibt den Nickelpreis derzeit in ungeahnte Höhen. Schließlich zählt Russland zu den Top 3 Nickelproduzenten der Welt. Doch bei dem jüngsten Preisanstieg handelt es sich nicht nur um reine Versorgungsängste. Wie Öl und Gas unterliegt der Rohstoff bislang noch keinen westlichen Sanktionen. Es ist jedoch die Aussicht auf mögliche Embargos gegen den russischen Rohstoffsektor, die die Preise in die Höhe treibt.

Laut Morgan Stanley (NYSE:MS) preisen die Rohstoffhändler zusehends ein Szenario ein, in dem ein signifikanter Teil der russischen Lieferungen wegfällt. "Die Preise bleiben voraussichtlich so lange äußerst volatil, bis die tatsächlichen Auswirkungen auf die Versorgungslage klarer werden und sich ein neues Gleichgewicht einstellen kann", zitierte Bloomberg die Analysten der US-Großbank aus einer Notiz.

Auch die geringe Liquidität treibe derzeit den Nickelpreis in die Höhe, so Bart Melek, Chef-Anlagestratege für Rohstoffe beim Brokerhaus TD Securities. "Viele Banken wollen keine Geschäfte mehr mit Russland machen - man lässt lieber die Finger von dem Rohstoff". Es könnte also schlichtweg an Liquidität mangeln, fügte er hinzu.

Parallel dazu entwickelte sich ein ausgeprägter Short-Squeeze bei geringer Liquidität. Salopp gesagt: Die Nickel-Shorties wurden aus dem Markt gepresst. Jeder, der short war und seine Position schloss, trat plötzlich als echter Käufer im Markt auf! Kurzum: Es kamen immer mehr Kaufaufträge in den Markt. So entstand ein Kreislauf: Immer mehr Shorties wurden nervös, das führte zu steigenden Preisen und die steigenden Kurse zwangen immer mehr Shortseller zum Ausstieg.

Besonders für die Elektroautoindustrie könnte der hohe Nickelpreis bald zu einem echten Thema werden. Schließlich zählt Nickel zu den wichtigsten Metallkomponenten bei der Batterieherstellung. Je mehr Nickel, desto höher ist die Energiedichte der Batterie.

Für eine typische Elektroauto-Batterie werden laut IWF etwa 8 Kilogramm Lithium, 35 Kilogramm Nickel, 20 Kilogramm Mangan und 14 Kilogramm Kobalt benötigt.

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Sollte sich der Nickelpreis auf dem derzeit hohen Niveau halten, gehen in der Elektoautoindustrie wohl früher als gedacht die Lichter aus. Denn die extrem hohen Preise machen die ohnehin schon teuren Elektroautos noch kostspieliger. Vor dem Preissprung kosteten 35 Kilogramm Nickel, die in einem klassischen Elektroauto verbaut werden, lediglich 896 Dollar. Zu den aktuellen Preisen wären es für die gleiche Menge Nickel schon satte 2.835 Dollar.

Auf kurze Sicht könnten die Hersteller die Füße stillhalten und die Mehrkosten übernehmen. Aber längerfristig geben die Hersteller die höheren Rohstoffkosten häufig an die Verbraucher weiter. Ob diese dann bereit sind, die Mehrkosten zu zahlen, oder ob sich daraus ein Nachfrageeinbruch ergibt, bleibt abzuwarten.

Somit stehen nicht nur der Elektroautoindustrie schwierige Zeiten bevor, sondern auch der Klimastrategie der Regierungen, die felsenfest der Auffassung sind, dass Elektromobilität zur Rettung der Umwelt einen Beitrag leisten kann.

In welchem Umfang die jüngsten Entwicklungen in der Ukraine die russischen Nickel-Lieferungen einschränken werden, muss sich noch zeigen, doch der Nickelpreis lag bereits vor der Invasion Russlands in der Ukraine auf einem Zehnjahreshoch.

Nachhaltige Versorgungsengpässe sind durchaus zu erwarten, zumal die Nachfrage nach globalen Infrastrukturprojekten sowie nach Elektrofahrzeug-Batterien ungebrochen hoch ist.

Nebst dem russischen Rohstoffriesen Nornickel (MCX:GMKN) verfügen auch Unternehmen wie Vale (NYSE:VALE), BHP (ASX:BHP) Group (NYSE:BBL) und Horizonte Minerals (LON:HZM) über große Marktanteile im Nickelgeschäft. Sie dürften von der Nickel-Krise profitieren, auch wenn der unmittelbare Marktausverkauf infolge der vom Westen verhängten Sanktionen alle Bergbauunternehmen mit in den Abgrund gerissen hat.

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