Kräftigster Ölpreisanstieg seit 3 Jahrzehnten: War das erst der Anfang?

Investing.com

Veröffentlicht am 16.09.2019 23:18

Investing.com - Die Ölpreise erlebten am Montag ihre größte Rallye seit knapp 30 Jahren, nachdem es am Samstag zu Dronenangriffen auf zwei wichtige Öl-Anlagen in Saudi-Arabien kam.

Der Preis für die US-Sorte West Texas Intermediate stieg um 12,9 Prozent auf 61,48 Dollar. Unmittelbar nach Handelsbeginn wurde ein Hoch von 63,47 Dollar je Barrel ausgebildet.

Für ein Fass der Nordseesorte Brent ging es um 12,87 Dollar nach oben auf 68,01 Dollar je Barrel. In der Spitze schnellten die Notierungen um 19 Prozent auf 71,62 Dollar je Barrel in die Höhe.

Zwischenzeitlich waren die Ölpreise so kräftig gestiegen wie seit dem Golfkrieg 1991 nicht mehr.

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"Die Folgen und die nächsten Schritte hängen von der Dauer des Ausfalls ab", sagte Vima Jayabalan, Research-Leiterin bei der Energieberatung Wood Mackenzie.

Mackenzie ergänzte, dass "Saudi-Arabien über ausreichend Reserven verfügt, um den Ausfall in den nächsten Woche zu kompensieren, aber falls dieser länger andauert, könnte es eine Herausforderung für das Land darstellen, die Versorgungslücke mit der passenden Qualität von Rohöl zu füllen. Denn die Produktionskürzung der OPEC+ besteht überwiegend aus mittleren und schweren sauren Ölen."

Die Drohnenangriffe vom Samstag auf die saudi-arabische Rohölraffinerie Abqaiq und das benachbarte Khurais-Ölfeld halbierten die tägliche Fördermenge des Königreichs. Die Menge entspricht rund 5 Prozent der globalen Ölproduktion.

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Das Wall Street Journal hatte zunächst berichtet, Saudi-Arabiens staatlicher Ölkonzern Aramco erwarte, dass etwa ein Drittel der verloren gegangenen Rohölproduktion bis Montagabend wiederhergestellt sein dürfte. Reuters hatte jedoch unter Berufung auf zwei Quellen, die mit der Sache vertraut sind, berichtet, dass eine vollständige Rückkehr zur normalen Fördermenge "Monate dauern kann".

Nick Butler, Vorsitzender des Policy Institute am Londoner King's College, schrieb in der Financial Times, es gebe genügend Kapazitätsreserven innerhalb der OPEC und international, um sogar eine längere Schließung der beschädigten saudischen Einrichtungen auszugleichen. Aber das ist letztlich nicht die größte Sorge, schrieb Butler: "Das größere Risiko für den Markt ist jedoch eine wie auch immer geartete saudische Vergeltung gegen den Iran… verstärkt durch die instabile Natur des saudischen Regimes unter dem Kronprinzen. Sollten Vergeltungsmaßnahmen wirklich kommen, könnte jeder Preisausschlag länger andauern und das Risiko einer wirtschaftlichen Rezession nähren."

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Zur Verunsicherung der Ölhändler beigetragen hat die Reaktion der Vereinigten Staaten von Amerika auf die Vorkommnisse im Mittleren Osten vom Wochenende. So ist US-Präsident Donald Trump zu einer Vergeltung für die Drohnenangriffe auf saudische Ölanlagen bereit. Er äußerte sich nicht direkt dazu, wer verantwortlich für die Angriffe war. Es deute zwar viel auf den Iran hin, aber man warte "mit gesicherter und geladener Waffe auf die Bestätigung", so Trump.

Zwar beanspruchten die Houthi-Rebellen die Angriffe für sich. Doch ein Sprecher der Koalition widersprach, der Jemen sei nicht der Dreh- und Angelpunkt der Drohnenangriffe gewesen. Es seien iranische Waffen eingesetzt worden, die nicht vom Jemen aus gestartet wurden, sagte Oberst Turki al-Malki bei einer Pressekonferenz in Riad. Unklar ist aber noch, wer tatsächlich für die Angriffe verantwortlich war. Auf einer späteren Pressekonferenz wollen die Saudis mehr Details nennen.

Um die Lage am Ölmarkt nicht weiter eskalieren zu lassen, sagte Trump, die USA werden bei Bedarf die strategische Ölreserve anzapfen, damit der Markt gut versorgt bleibt. Das habe er autorisiert, so der US-Präsident.

Ein langanhaltender saudischer Ölausfall könnte die Rohölpreise der Sorte Brent jenseits von 75 Dollar je Barrel ansteigen lassen, da der historische Angriff auf die Öl-Anlagen des Landes eine der größten Energieversorgungsketten der Welt zerstört, warnte Goldman Sachs (NYSE:GS) seine Kunden.

Der Angriff vom Samstag war "ein historisch großer Schlag auf die kritische Ölinfrastruktur, und diese Ereignisse stellen eine starke Erhöhung der Gefahren für das globale Angebot mit Risiken für weitere Angriffe dar", so Goldmans globaler Leiter der Rohstoffabteilung Jeffrey Currie und Senior-Rohstoffstratege Damien Courvalin.

"Sollte der aktuelle Produktionsausfall für mehr als sechs Wochen andauern, erwarten wir, dass sich der Brent-Preis schnell über 75 Dollar je Barrel steigen", sagten sie in einer Notiz am Sonntag.

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