Goldpreis trotz Vollkaskopolitik der Fed tiefer: Hier sind zwei Gründe

Investing.com

Veröffentlicht am 17.09.2020 12:27

Aktualisiert 17.09.2020 15:03

von Robert Zach

Investing.com - Es war ein turbulenter Handelstag, obwohl die Federal Reserve eine Vollkaskopolitik betrieben hat. Zwei Gründe ließen den Goldpreis abrutschen.

Nach der Zinsentscheidung der Fed drehte der Goldpreis zunächst auf und legte in der Spitze bis auf 1.978,70 Dollar zu. Doch während der Pressekonferenz von Fed-Chef Jerome Powell ging es bergab: das Edelmetall rutschte zunächst bis auf 1.960 Dollar. Im asiatischen Handel beschleunigte sich die Korrektur und Gold erreichte mit 1.944 Dollar den tiefsten Stand seit 9. September.

Der an der COMEX-Sparte der New Yorker Handelsbörse Nymex gehandelte Gold-Future für die Dezember-Lieferung sinkt zur Stunde um 1,07 Prozent oder 21 Dollar auf 1.949 Dollar Dollar je Feinunze. Das Tageshoch liegt bislang bei 1.969,25 Dollar und das Tagestief bei 1.944,10 Dollar. Der Spot-Goldpreis verliert 0,83 Prozent oder 16,06 Dollar auf 1.943 Dollar je Feinunze.

Abwärts geht es auch für andere Metalle: die Terminkontrakte für Silber, Kupfer, Palladium, Platin, Nickel, Zink und Zinn büßen zwischen 1,80 Prozent bis 0,60 Prozent an Wert ein.

Hier sind zwei Gründe, warum der Goldpreis nach der Fed-Zinsentscheidung fiel und warum es sich dabei wahrscheinlich nur um ein kurzfristiges Phänomen handelt:

h2 1. DOLLAR-STÄRKE AUF BREITER FRONT DRÜCKT AUF GOLDPREIS/h2

Der US-Dollar gewann im Anschluss an die geldpolitische Entscheidung der Federal Reserve auf breiter Front an Stärke. In der Spitze erholte sich der Dollar-Index, ausgehend von den Tagestiefs, um 40 Basispunkte auf den höchsten Stand seit einer Woche. Am Donnerstagmorgen rangierte er 0,15 Prozent im Plus bei 93,27.

Zwar beließ die Fed ihre geldpolitischen Einstellungen - Zinsen und Kaufprogramme - erwartungsgemäß unverändert und betonte, dass die Zinsen gemäß dem Punktediagramm (die so genannten Dots) der Notenbanker bis mindestens 2023 in einem Korridor von 0,00 Prozent bis 0,25 Prozent bleiben werden. Allerdings schreckte die Notenbank davor zurück, weitere Stützungsmaßnahmen oder eine Erhöhung des Anleihekaufprogramms in Aussicht zu stellen.

Sie betonte lediglich, dass bei Bedarf die Tür für weitere Nothilfen offen stünde. Auf mittel- bis langfristige Zeit würde die Fed zudem nicht daran denken, aus der akkommodierenden Krisenpolitik auszusteigen.

Da sich die Fed jedoch bedeckt bezüglich weiterer Käufe von Staatsanleihen äußerte und die kurzfristigen Wachstumserwartungen nach oben schraubte, legte der Dollar auf breiter Front zu. Und da ein stärkerer Dollar den Goldpreis tendenziell belastet, weil das Edelmetall außerhalb des Dollarraums dadurch teurer wird, ging es für Gold zunächst nach unten.

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Die Wirtschaft erhole sich stärker als erwartet, betonte Powell, fügte jedoch zugleich hinzu, dass weitere Fortschritte vom Verlauf der Corona-Pandemie abhängig seien.

Die Entscheidungsträger revidierten ihre Wachstumsprognosen für dieses Jahr nach oben und ihre Prognosen für die Arbeitslosigkeit nach unten.

Für das laufende Kalenderjahr rechnen die Notenbanker jetzt mit einem Wachstumsrückgang von lediglich 3,7 Prozent. Im Juli hatten sie noch einen Einbruch von 6,5 Prozent erwartet. Die Arbeitslosenquote soll zum Jahresende bei 7,6 Prozent liegen (zuvor 9,3 Prozent).

h2 2. FED SIEHT HARTNÄCKIG NIEDRIGE INFLATION/h2

Ein Grund, warum der Goldpreis seit den Corona-Tiefs im März so kräftig gestiegen ist, war die Tatsache, dass viele Marktteilnehmer infolge der Krisenpolitik der Fed mit einem raschen Anstieg der Inflation gerechnet hatten. Während die nominalen Renditen nach unten gingen, stiegen zeitgleich die Inflationserwartungen , was die Realzinsen immer tiefer ins Minus drückte. Wie nach der Finanzkrise 2008 führen die Kaufprogramme der Federal Reserve jedoch nicht zu dem gewünschten Anstieg der Verbraucherpreise, sondern lediglich zu einer Vermögenspreisinflation, wie wir sie derzeit an den Aktienmärkten in Form des S&P 500, des Dow Jones und des Nasdaq sehen.

Gelddrucken allein kurbelt die Inflation nicht an. Es braucht zum einen viel Notenbankgeld und zum anderen einen Anstieg des produktiven Wachstums, um die Inflation anzukurbeln. Die Umlaufgeschwindigkeit der liquiden Geldmenge in den USA (MZM) gibt hier Hinweise. Aufgrund der Wertpapierkäufe der Notenbanken und der durch Niedrigzinsen und staatlichen Kreditgarantien angehobene Kreditvergabe der Banken, was alles zum Anstieg der MZM beitrug, braucht es womöglich Jahre, bis das Bruttoinlandsprodukt wieder mit der liquiden Geldmenge Schritt halten kann und das Vorkirsenniveau erreicht.

"Das BIP muss um mehr als 8 Prozent wachsen, um das Niveau der liquiden Geldmenge (MZM) zu erreichen, vorausgesetzt, MZM wächst nicht weiter, was nicht passieren wird. Das bedeutet eine geringe Inflation bis nahezu keine Inflation für eine sehr lange Zeit. Die US-Notenbank weiß das; deshalb wechselt sie zu einem durchschnittlichen Inflationsziel", erklärte Michael Kramer von Mott Capital Management in einer Notiz.

Die Federal Reserve hatte gestern selbst in ihren Projektionen offenbart, dass sie die Inflation bis 2023 nicht über 2 Prozent klettern sieht. Und da Gold als Schutz vor Inflation gilt, den man nun eben auf absehbarer Zeit eigentlich nicht braucht, ist es nur logisch, dass der Goldpreis in den letzten Stunden etwas stärker unter Druck geraten ist, zumal die Inflationserwartungen (5-Year, 5-Year Forward Inflation Expectation Rate) seit dem Strategieschwenk der Federal Reserve, die Inflation per AIT mittel- bis langfristig auf über 2 Prozent zu heben, bevor eine Zinserhöhung überhaupt in Frage kommt, zuletzt wieder gesunken sind.

Ohne eine nachhaltige Aufwärtsentwicklung bei der Inflation, sehen auch die Perspektiven für den Goldpreis nicht mehr allzu rosig aus, sollte man meinen.

h2 DESHALB IST DIE DOLLAR-STÄRKE NICHT NACHHALTIG/h2

Allerdings sollte man den Goldpreis deshalb nicht gleich abschreiben. Gestern in der Pressekonferenz wurde deutlich, dass die Federal Reserve entschlossen ist, die Inflation mittel- bis langfristig über 2 Prozent zu treiben. Wenn sie das jedoch nicht mit einem sich beschleunigendem Wirtschaftswachstum erzeugen kann (die Wachstumserwartungen für 2021 und 2022 wurden nach unten gesetzt), dann muss eben der Dollar noch schneller und stärker abgewertet werden.

Die Experten der Nordea argumentieren, dass jede Rallye des US-Dollars, ausgelöst durch den jüngsten Zinsentscheid der Fed, nur von kurzer Dauer sein wird.

"Ein (viel) schwächerer USD dürfte ein zentraler Aspekt im Kampf der Fed um eine höhere Inflation sein. Weniger wegen des unmittelbar importierten Inflationsimpulses, sondern viel mehr wegen der sich daraus ergebenden Lockerung der finanziellen Bedingungen", schrieb Nordea-Analyst Andreas Steno Larsen.

"Sofern die Fed in ihrem Kampf um eine höhere Inflation als glaubwürdig wahrgenommen werden will, muss der USD von hier aus schlicht und einfach schwächer werden", fügte er hinzu.

Auch die ING hält die im Anschluss an die Fed-Sitzung losgetretene Dollar-Stärkte für nicht nachhaltig. "In der FOMC-Erklärung und in den Projektionen gab es nichts, was die Überzeugung entkräften könnte, dass die reflationäre Politik der Fed für den Dollar negativ ist", schrieben sie.

"Negative Realrenditen werden die Dollar-Baisse intakt halten. Wir erwarten, das die DXY-Rallye zwischen 93,65 bis 94,00 ins Stocken kommt".

Sollte der US-Dollar daher auf mittlere Sicht seinen Abwärtstrend wieder aufnehmen und die Realzinsen sich im negativen Bereich festsetzen, so dürfte auch der Goldpreis wieder an Dynamik auf der Oberseite gewinnen. Kurzfristig sollte jedoch angesichts des sich erholenden Dollars eine Konsolidierung des gelben Metalls eingeplant werden.

Mehr Spielraum auf der Unterseite für den Goldpreis würde sich erst bei einem Bruch unter die Unterstützung bei 1.935 Dollar ergeben. Danach müssten Goldanleger Korrekturverluste bis mindestens 1.900 oder 1.888 Dollar einplanen. Ein nachhaltiger Spurt über 1.997 Dollar würde derweil den Grundstein für einen Rallyeimpuls in Richtung Allzeithoch legen.

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