Goldpreis: Gegenläufige Kräfte lassen Gold in Handelsspanne verharren

Investing.com

Veröffentlicht am 22.09.2020 15:50

Aktualisiert 22.09.2020 20:29

von Robert Zach

Investing.com - Der Goldpreis kam zum Wochenauftakt kräftig unter Druck. Mit einem Minus von 1,90 Prozent oder 36,98 Dollar fiel er so stark wie zuletzt Anfang Juni. Der Grund dafür war in erster Linie die breit angelegte Dollar-Stärke infolge der hohen Risikoaversion an den internationalen Finanzmärkten sowie die anhaltende Pattsituation im US-Kongress über weitere fiskalpolitische Stützungsmaßnahmen zur Bekämpfung der wirtschaftlichen Folgen der Coronavirus-Pandemie.

Der Dollar wies nicht nur den größten Tagesgewinn seit Juni aus, sondern übersprang auch die wichtige Glättung der letzten 50 Tage. Eine nachhaltige Stabilisierung oberhalb des gleitenden Durchschnitts, der aktuell bei 93,23 liegt, könnte den Goldpreis noch tiefer nach unten bringen.

Ein stärkerer Dollar belastet tendenziell den Goldpreis, da das Edelmetall außerhalb des Dollar-Raums teurer wird.

Die mittelfristigen Aussichten für Gold bleiben aber weiter tendenziell positiv, so die Meinung der Experten der Deutschen Bank (DE:DBKGn) in ihrer aktuellen Studie. "Mittelfristig sollten wir uns daran erinnern, dass die strukturell positiven Faktoren für Gold mehr denn je Unterstützung bieten und wahrscheinlich bis weit ins Jahr 2021 hinein Bestand haben werden", so Deutsche-Bank-Analyst Michael Hsue.

Gründe dafür sind die Ausweitung der Fed-Bilanz, die infolge der Corona-Krise astronomische Höhen erreicht hat, das schnelle Wachstum der Geldmengenaggregate und der nun überarbeitete Katalog der Fed zu Langfrist-Zielen und geldpolitischer Strategie.

All diese Punkte "bilden einen mindestens ebenso fruchtbaren Nährboden" für Gold "wie nach der globalen Finanzkrise 2008“, erklärte Hsue, und fügte hinzu, dass "die Vergangenheit uns lehrt, dass Gold, sobald es auf monatlicher Durchschnittsbasis einmal die Marke von 1.900 Dollar je Feinunze geknackt hat, dazu neigt, diese Performance zu wiederholen".

h2 INVESTOREN HALTEN SICH MIT KÄUFEN VON GOLD-ETFS ZURÜCK/h2

Gleichwohl habe sich die Stimmung gegenüber Gold in den letzten Monaten eindeutig weniger erfreulich entwickelt, als nach den starken Investitionen privater Anleger in goldgedeckte Exchange Traded Funds (Gold-ETFs) im März im Zuge des Corona-Crashs, die die darauffolgende Hausse bei Gold erst ermöglichten. Zwar ströme seit Ende August wieder Geld in Gold-ETFs (NYSE:GLD), aber die Mittelzuflüsse fallen deutlich geringer aus als zuvor, sagte Hsue.

Die Bestände der börsengehandelten Fonds auf Gold gelten als ein Indikator dafür, wie stark sich Investoren im Goldmarkt engagieren. Geringere Mittelzuflüsse gelten als bärisch für das gelbe Metall - und umgekehrt.

h2 DAS GROßE WETTRENNEN UM DEN CORONA-IMPFSTOFF/h2
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Ein negativer Faktor für Gold, der allmählich zum Tragen kommen könnte, ist auch das Wettrennen um einen Impfstoff gegen das Coronavirus, meinte der Stratege der Deutschen Bank. Dies sei der bislang größte "bekannte bzw. unbekannte Negativfaktor für Gold, der die Aussichten für das gelbe Metall wahrscheinlich entscheidend verändern" wird.

"Angesichts der immensen Ressourcen, die für diese Mission aufgewendet werden, der enormen Anzahl von Impfstoffkandidaten (195, die von der WHO überwacht werden) und der Tatsache, dass drei von ihnen bereits für den Notfalleinsatz zugelassen sind, glauben wir, dass die Frage nun lautet 'nicht ob, sondern wann' ein Impfstoff gegen Covid-19 auf den Markt kommt“.

Mit der Aussicht auf einen Impfstoff gegen das Coronavirus, das die Weltwirtschaft wieder in die richtige Bahn lenken könnte, müsste der Goldpreis gemäß dieser Logik deutlich tiefer stehen. Das ist jedoch noch nicht der Fall. Laut Michael Hsue sieht der Markt bereits eine mehr als 50-prozentige Wahrscheinlichkeit, dass ein geeigneter Kandidat im nächsten Jahr genehmigt und verteilt wird. Allerdings sieht der Markt in diesem Szenario wohl auch nur einen begrenzten Spielraum für einen Anstieg der realen risikofreien Zinssätze.

"Dies stünde im Einklang mit einem gesamtwirtschaftlichen Umfeld, in dem die Gesamtnachfrage trotz Impfstoff unter einer höheren Langzeitarbeitslosigkeit und der Freisetzung von Arbeitskräften leidet. Dies bringt natürlich eine größere Herausforderung für die Erreichung des Inflationsziels der Fed mit sich, was eine anhaltende Phase extrem expansiv ausgerichteter Geldpolitik und Bilanzausweitung impliziert, die die risikofreien Zinsen möglicherweise bis 2023 dämpft, so dass Gold weiterhin gut gestützt bleibt".

Die Fed änderte zuletzt ihre geldpolitische Strategie. Sie hat jetzt ein flexibles Inflationsmodell verankert, das mit Durchschnitten arbeitet, die mittel- bis langfristig angelegt sind. Laut aktuellen Projektionen werden die Notenbanker das Inflationsziel nicht vor 2023 erreichen. Sie signalisieren damit ein längeres Festhalten an ihrer Niedrigzinspolitik.

Tiefere Zinsen unterstützen den Goldpreis tendenziell, weil der Kauf von Anleihen im Vergleich zum Edelmetall weniger attraktiv wird.

h2 GEGENLÄUFIGE KRÄFTE LASSEN GOLD IN HANDELSSPANNE VERHARREN/h2

Angesichts der gegenwärtigen Gemengelage, in der gegenläufige Kräfte wirken, sieht der Analyst der Deutschen Bank den Goldpreis in den kommenden vier Monaten in einer breit angelegten Spanne zwischen 1.700 Dollar auf der Unter- und 2.100 Dollar auf der Oberseite notieren.

Im Moment gibt es grob die beiden folgenden gegenläufig wirkenden Kräfte, die aktuell den Goldmarkt beherrschen und die gegenwärtige Pattsituation zwischen Bulle und Bär zeigen, wie Hsue herausstellt:

Bullisches Szenario: eine Corona-Welle zeichnet sich immer stärker am Horizont ab, der Impfstoff-Optimismus hält an, während die hohe Risikoaversion die Rallye des Goldpreises verlangsamen könnte.

Bärisches Szenario: die Zinskurve versteilt sich, die höhere Risikobereitschaft löst eine Dollar-Schwäche aus und unterstützt den Goldpreis, während die Messlatte für einen Ausstieg der Fed aus der ultralaxen Geldpolitik hoch ist.

Lesen Sie auch: Goldpreis-Ausverkauf: US-Dollar-Index über 93 wird zum Bremsklotz für das Edelmetall

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