Gaspreis marschiert Richtung Rekordhoch

Investing.com  |  Autor Geoffrey Smith

Veröffentlicht am 05.09.2022 08:28

Aktualisiert 05.09.2022 11:21

Von Geoffrey Smith 

Investing.com -- Der europäische Gaspreis ist am Montag zur Börseneröffnung drastisch gestiegen, nachdem der russische Gasmonopolist Gazprom (MCX:GAZP) weiterhin kein Gas durch die Nord Stream-Pipeline nach Deutschland leitet. Dies schürt die Angst vor einem kompletten Lieferstopp durch Russland über den Winter.

Der als Gas-Benchmark für Nordwesteuropa gehandelte niederländische TTF-Kontrakt stieg in der Spitze um über 31 %, bevor er wieder etwas zurückfiel und um 10:53 MEZ bei 279 Euro pro Megawattstunde notierte. Gegenüber dem Schlusskurs vom Freitag entspricht dies einem Anstieg von 30,6 %.

Das Vorgehen des russischen Staatskonzerns Gazprom stellt bereits die zweite große Eskalation in dem durch den Einmarsch Russlands in die Ukraine ausgelösten Wirtschaftskrieg dar. Der Konzern hatte unmittelbar nach Handelsschluss der europäischen Gasmärkte am Freitag mitgeteilt, dass er die Gaslieferungen aufgrund eines bei den Wartungsarbeiten an den Turbinen festgestellten Öllecks auf unbestimmte Zeit unterbrechen werde. Zuvor hatten sich die Finanzminister der G-7-Staaten auf einen schon lange gefassten Plan geeinigt, eine Preisobergrenze für russische Ölexporte zu erlassen. Damit will der Westen die Einnahmen Putins zur Finanzierung seiner Kriegsmaschinerie begrenzen.

Vor der Unterbrechung lieferte die Pipeline Nord Stream 1 täglich rund 30 Millionen Kubikmeter Gas - etwa 20 % seiner offiziellen Maximalkapazität. Der Ausfall dieser Lieferungen erschwert es den europäischen Versorgungsunternehmen, ihre Speicher vor der Heizperiode im Winter weiter aufzufüllen.

"Während die Speicher in der gesamten Eurozone in den letzten Wochen aufgrund steigender Importe (von Flüssiggas) rapide angewachsen sind, wird die Aussicht auf Rationierungen und weitere Initiativen zur Dämpfung der Nachfrage nach Gas und Strompreisen in dieser Woche im Mittelpunkt stehen", so die Strategen der Saxo Bank in einer Kundennotiz. "Die Zerstörung der Nachfrage durch die steigenden Preise hat die Nachfrage bereits gemindert, aber es ist noch mehr nötig, vor allem, wenn es zu einem kalten Winter kommt."

Nach den Ereignissen vom Freitag spitzte sich die Krise im europäischen Energiesektor am Wochenende weiter zu. Deutschland beschloss die Erhebung einer Sondersteuer für Stromerzeuger, mit der ein 65 Milliarden Euro schweres Hilfspaket zur Entlassung der Bundesbürger finanziert werden soll. Auch Finnland und Schweden kündigten Notmaßnahmen an, um den Zusammenbruch von Energieversorgungsunternehmen angesichts der in die Höhe geschossenen Strompreise zu verhindern.

Die Strompreise sind vor allem wegen der Gaspreise in die Höhe geschnellt. Denn ein Großteil der Randkapazitäten in Europa - bei denen die Leistung leicht erhöht und gesenkt werden kann, um den natürlichen Nachfrageschwankungen zu entsprechen - wird mit Gas gespeist. Am Freitag treffen sich die EU-Energieminister, um u. a. über Pläne zur Entkopplung der Strom- von den Gaspreisen zu beraten.

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Die Stilllegung von Nord Stream 1 bedeutet, dass die Eurozone "und insbesondere Deutschland" auf eine höhere Inflation und eine schlimmere Rezession zusteuert, als die Europäische Zentralbank (EZB) oder andere Ökonomen aktuell erwarten, so Holger Schmieding, Chefvolkswirt der Berenberg Bank in Berlin, in einer Kundenmitteilung.

Dieser Pessimismus spiegelte sich zur Markteröffnung am Montag wider: Der Euro fiel mit 0,9877 Dollar auf ein neues 20-Jahres-Tief, bevor er sich leicht erholte und um 11.00 Uhr bei 0,9911 Dollar ein Minus von 0,4 % aufwies. Der STOXX 600 verlor 1,6 %, und der deutsche Leitindex DAX mit seiner starken Gewichtung von Industriewerten, die von den steigenden Energiepreisen besonders betroffen sind, gab um 3,0 % ab.

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