Die Ruhe vor dem Sturm: Goldpreis im Wartemodus

Investing.com

Veröffentlicht am 09.10.2019 16:26

Investing.com - Der Goldpreis hält sich am Mittwoch oberhalb von 1.500 Dollar. Für Unterstützung sorgt die Unsicherheit rund um den Brexit und den Handelskrieg. Aber auch die gestrigen Aussagen von Jerome Powell, wonach die Fed schon "bald" die Bilanz anschwellen lassen werde, um die Probleme am US-Geldmarkt in den Griff zu bekommen, halten den Preis für das gelbe Metall im Plus. Zudem gab es auch gestern US-Konjunkturdaten, die eine weitere Zinssenkung der Federal Reserve Ende Oktober nahelegen.

Der Hauptfokus am Gold-Markt beschränkt sich in den nächsten Tagen aber auf den Ausgang der Handelsverhandlungen zwischen den USA und China. Während gestern alles auf ein erneutes Zusammenbrechen der Gespräche hinwies, nachdem die USA neben dem Blacklisting einiger chinesischer Unternehmen, auch noch Visa-Beschränkungen für chinesische Regierungsbeamte erließ, sorgten heute Berichte für ein großes Aufatmen am Markt, wonach China bereit sei, mehr US-Agrarerzeugnisse zu kaufen. Zudem sei Peking aufgeschlossen für einen Interims-Deal. Das berichteten die Financial Times und Bloomberg am Mittwochmorgen.

Der Gold-Future zur Lieferung im Dezember steigt am Mittwoch zur US-Markteröffnung um 8,35 Dollar oder 0,54 Prozent auf 1.512 Dollar je Feinunze.

Der Kassapreis für Gold legt um 1 Dollar oder 0,06 Prozent auf 1.506,5 Dollar je Feinunze zu.

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Die Nachfrage nach Gold bleibt vor dem Hintergrund der Furcht vor einem harten Brexit intakt, insbesondere nach einem gestrigen Telefonat zwischen Boris Johnson und Angela Merkel, in dem die Bundeskanzlerin deutlich gemacht haben soll, dass Großbritannien die EU nur verlassen könne, wenn Nordirland für immer in der Zollunion und dem Binnenmarkt bleibe.

"Ein Game-Changer wäre ein Treffen zwischen dem irischen Premierminister Varadkar und dem britischen Regierungschef Johnson morgen oder am Freitag, aber man sollte die Hoffnungen nicht zu hoch schrauben", erklärte Mikael Olai Milhøj von der Danske Bank (CSE:DANSKE). "Wir glauben immer noch, dass wir auf eine weitere Brexit-Verlängerung zusteuern, gefolgt von einer Neuwahl."

Unterdessen sind die Wahrscheinlichkeiten für eine weitere Zinssenkung des Offenmarktausschusses der Federal Reserve auf der Sitzung am 29./30. Oktober gestiegen, nachdem der US-Erzeugerpreisindex so stark gefallen war wie zuletzt vor acht Monaten. Mit einer Jahresrate von 1,4 Prozent sanken die Produzentenpreise auf das tiefste Niveau seit 2016.

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"Wir erwarten nach wie vor zwei weitere Zinssenkungen in Höhe von jeweils 25 Basispunkte von der Fed in Q4-2019 und Q1-2020", erklärte Wells Fargo in seinem monatlichen Wirtschaftsbericht. "Wir schätzen die Chancen für die nächste Zinssenkung im Oktober höher ein als im Dezember, aber eine Absenkung im Oktober ist noch keine ausgemachte Sache."

Unterstützung erfuhr der Goldpreis auch von der Aussicht auf eine Neuauflage des Kaufprogramms der US-Notenbank Fed geben. Der Vorsitzende der Federal Reserve, Jerome Powell, sagte, die Zentralbank werde ihre Bilanz "bald" ausweiten. Grund dafür seien die Probleme am US-Geldmarkt. Powell machte auf seiner Rede in Denver aber deutlich, dass es sich dabei um keine quantitative Lockerung handeln werde.

"Sollte die Fed mit dem organischen Bilanzwachstum beginnen, würde sie sich auf den Kauf von rund 75 Milliarden Dollar in Treasuries pro Jahr belaufen", erklärte Wells Fargo Securities am Mittwoch in einer Notiz. "Dies würde zusätzlich zu der derzeitigen Politik der Fed erfolgen, fällige Mortgage-Backed Securities durch Treasuries im Verhältnis eins zu eins zu ersetzen. Am Ende erwarten wir aber eine längerfristige Lösung von der Fed, und glauben, dass die Einführung einer ständigen Repo-Fazilität (SRF) sinnvoll wäre."

Insgesamt halten sich Edelmetall-Anleger aber zurück und verweilen vor den wichtigen Handelsgesprächen zwischen Washington und Peking lieber an der Seitenlinie.

"Im Moment konsolidiert Gold und ich erwarte nicht viel mehr als ein paar Dollar Preisbewegung in die ein oder andere Richtung, bis die anstehenden Handelsgespräche zwischen den USA und China uns positive oder negative Schlagzeilen bringen", erklärte Eric Scoles, Rohstoffstratege bei RJO Futures in Chicago.

Scoles rechnet zwar mit keinem vollständigen Deal in naher Zukunft, "aber eine Geste des guten Willens von beiden Seiten könnte die Märkte wirklich in Bewegung bringen."

Kevin Rudd warnte in einem Artikel auf der South China Morning Post, dass es sich bei der Verhandlungsrunde am Donnerstag vielleicht um die letzte echte Chance handelt, um den Handels- und Technologiekrieg zu beenden. "Andernfalls sollte die Welt mit den Vorbereitungen für ihren stärksten wirtschaftlichen Aufschwung seit der globalen Finanzkrise 2008 anfangen", so Rudd. "Es besteht die reale Gefahr, dass Amerika in eine Rezession rutscht und dass die Weltwirtschaft eine breitere Entkopplung erlebt, die den Brunnen für die chinesisch-amerikanischen Beziehungen weit in die Zukunft vergiften wird."

Auch am physischen Goldmarkt tat sich was: neue Daten zeigen, dass nordamerikanische Investoren ihre ETF-Bestände im September um 62,1 Tonnen erhöht haben. Demgegenüber erhöhten die europäischen Investoren, die vor dem Hintergrund der Brexit-Sorgen und der negativen Zinssätze der Europäischen Zentralbank bereits vorher zugeschlagen hatten, ihre ETF-Bestände nur um 7,7 Tonnen.

Die US-Großbank J.P. Morgan hatte jüngst in ihrem vierteljährlichen Metallbericht vorgerechnet, dass "eine einzige variable Regression zwischen den monatlichen Veränderungen der globalen ETF-Bestände und des Goldpreises in den letzten 5 Jahren darauf hindeutet, dass sich die Goldpreise voraussichtlich um gut 42 Dollar je Feinunze verteuern, wenn die ETF-Bestände auf der ganzen Welt um 100 Tonnen steigen."

Globale Gold-gesicherte ETFs und ähnliche Produkte verzeichneten im vergangenen Monat Nettozuflüsse in allen Regionen in Höhe von 3,9 Milliarden US-Dollar. Die Gesamtbestände stiegen um 75,2 Tonnen auf 2.808 Tonnen, den höchsten Stand aller Zeiten. Insgesamt sind die weltweiten Gold-gesicherten ETF-Bestände laut WGC bis heute um 13,4 Prozent gestiegen.

Laut WGC macht Europa inzwischen 44 Prozent aller ETF-Bestände aus, und es war erneut Europa, das Gold zunächst am Dienstag in die Höhe trieb, nachdem Quellen aus der britischen Regierung den heimischen Medien mitgeteilt hatten, dass ein No-Deal Brexit wahrscheinlicher geworden sei.

von Robert Zach

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