Seehofer legt im Islam-Streit nach

Reuters

Veröffentlicht am 17.03.2018 15:45

Seehofer legt im Islam-Streit nach

Berlin (Reuters) - Bundesinnenminister Horst Seehofer legt im Streit über seine Islam-Äußerungen unbeeindruckt von massiver Kritik nach.

"Die SPD sollte lieber mithelfen, die Spaltung der Gesellschaft zu überwinden", sagte der CSU-Chef der Zeitung "Welt am Sonntag". Dass Deutschland geschichtlich und kulturell christlich-jüdisch und nicht islamisch geprägt sei, könne niemand ernsthaft bestreiten. Während SPD-Politiker dem CSU-Chef Stimmungsmache vorwarfen, billigt die Mehrheit der Deutschen nach einer Umfrage die Aussagen des Innenministers.

Auch die SPD könne nicht bestreiten, "wo wir unsere Wurzeln haben und was uns historisch geprägt hat und ausmacht", sagte Seehofer. Statt sich an einzelnen Sätzen abzuarbeiten, sollte die SPD mithelfen, den Zusammenhalt der Gesellschaft zu stärken. Seehofer hatte zuvor in einem "Bild"-Interview gesagt, der Islam gehöre nicht zu Deutschland. Bundeskanzlerin Angela Merkel und zahlreiche Kritiker aus der SPD hatten widersprochen. Zum Konflikt mit Merkel sagte Seehofer nun: "Angela Merkel und ich halten Meinungsunterschiede aus."

Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) sagte den Zeitungen der Funke Mediengruppe, Seehofer wolle eine "bestimmte Stimmung" vor der Landtagswahl in Bayern bedienen. Der Grünen-Abgeordnete Cem Özdemir sagte der "Nordwest-Zeitung", "wer so spricht, verhindert geradezu, dass Deutschland Heimat wird".

KRIMINALBEAMTE: SEEHOFER SCHÜRT VORURTEILE

Der Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK) warf Seehofer vor, mit seinen Äußerungen innergesellschaftliche Konflikte und Vorurteile zu schüren. Selbstverständlich gehöre der Islam zu Deutschland, sagte BDK-Chef Andre Schulz dem "Handelsblatt". "Man kann auch nicht sagen, dass Muslime zwar zu uns gehören, der Islam aber nicht - beides ist untrennbar."