Reuters
Veröffentlicht am 21.07.2016 17:08
EZB bleibt nach Brexit-Votum in Lauerstellung
- von Frank Siebelt
Frankfurt (Reuters) - Die Europäische Zentralbank (EZB) bleibt trotz gestiegener Konjunkturrisiken nach dem Brexit-Votum vorerst in Deckung.
"Wir kamen zum Schluss, dass wir noch nicht genügend Informationen haben, um Entscheidungen zu treffen", sagte EZB-Präsident Mario Draghi am Donnerstag in Frankfurt. Die Notenbank werde die Entwicklung an den Finanzmärkten und die Konjunktur aber genau beobachten. Draghi drängte zudem darauf, eine Lösung für das Problem der faulen Kredite in Italien zu finden. "Je länger wir das haben, umso weniger wird das Bankensystem funktionieren." Ein öffentliches Auffangnetz sei bei besonderen Umständen nötig. Es müsse allerdings mit der EU-Kommission abgestimmt werden.
Die Kurse italienischer Bankaktien zogen nach den Äußerungen zum Teil kräftig an. Der italienische Branchenindex legte um 1,4 Prozent zu. Unicredit-Aktien gewannen 3,3 Prozent, BP (LON:BP) Emilia kletterten um 3,4 Prozent.
Die EZB tastete den Leitzins erwartungsgemäß nicht an. Der Schlüsselsatz für die Versorgung der Geschäftsbanken mit Notenbankgeld liegt damit weiter auf dem Rekordtief von 0,0 Prozent. Schon die Bank von England hatte vergangene Woche still gehalten, obwohl viele Experten nach dem überraschenden Votum der Briten für einen EU-Austritt mit einer Zinssenkung gerechnet hatten. "So erscheint es fast schon, als ob die Zentralbanker voneinander abschreiben", sagte DZ-Bank-Volkswirt Christoph Kutt. Er erwartet, dass die US-Notenbank Fed nächste Woche ebenfalls ihre Leitzinsen nicht verändert.
MEHR DATEN BENÖTIGT
Die EZB könne in den kommenden Monaten voraussichtlich besser beurteilen, wie es um die Wirtschaft in der Euro-Zone bestellt sei, sagte Draghi. Wie beim Brexit-Votum ließen sich auch die Folgen des Putschversuchs in der Türkei nur schwer vorhersagen. Draghi signalisierte aber Handlungsbereitschaft: "Wenn es zur Erreichung der Ziele gerechtfertigt ist, wird der EZB-Rat handeln, indem er alle verfügbaren Instrumente innerhalb seines Mandats einsetzt."
Ihre Wertpapierkäufe will die Notenbank wie geplant bis mindestens Ende März 2017 oder bei Bedarf auch länger fortsetzen. Zudem bekräftigten Draghi & Co, dass die Leitzinsen voraussichtlich für längere Zeit auf dem aktuellen oder sogar einem noch tieferen Niveau liegen werden.
Laut dem EZB-Präsidenten hat das Brexit-Votum die Wirtschaft in der Euro-Zone bislang nicht aus der Bahn geworfen. Die Finanzmärkte seien der erhöhten Unsicherheit und Volatilität mit "Mut und Belastbarkeit" begegnet. Vorliegende Daten würden ein anhaltendes Wirtschaftwachstum im Währungsraum im zweiten Quartal signalisieren. Allerdings dürfte es geringer ausfallen als zu Jahresbeginn mit 0,6 Prozent zum Vorquartal.
Draghi versuchte unterdessen Befürchtungen zu zerstreuen, dass das wichtige und in Deutschland sehr umstrittene Anleihen-Kaufprogramm ins Stocken geraten könnte. In der Vergangenheit habe die EZB unter Beweis gestellt, dass sie wie angepeilt ein Kaufvolumen von 80 Milliarden Euro im Monat schaffen könne, so der Italiener. Nach dem Brexit-Votum waren Investoren in Staatsanleihen geflüchtet, die als besonders sicher gelten. Die Renditen vieler europäischer Titel waren daraufhin weiter gesunken. Zuletzt rentierten beispielsweise Bundesanleihen mit Laufzeiten von bis zu sieben Jahren unter dem EZB-Einlagenzins von minus 0,4 Prozent. Solche Papiere darf die Notenbank dann nicht erwerben. Kritiker befürchten, dass am Ende Deutschland weniger als die Südländer Italien oder Spanien von den Maßnahmen profitieren könnten.
Geschrieben von: Reuters
Der Handel mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen birgt hohe Risiken. Sie können Ihren Kapitaleinsatz vollständig oder teilweise verlieren. Die Kurse von Kryptowährungen sind extrem volatil und können von externen Faktoren wie finanziellen, regulatorischen oder politischen Ereignissen beeinflusst werden. Der Handel auf Margin erhöht das finanzielle Risiko.
Stellen Sie unbedingt sicher, dass Sie die mit dem Handel der Finanzinstrumente und/oder Kryptowährungen verbundenen Risiken vollständig verstanden haben und lassen Sie sich gegebenenfalls von einer unabhängigen und sachkundigen Person oder Institution beraten, bevor Sie den Handel aufnehmen.
Fusion Media möchte Sie daran erinnern, dass die auf dieser Internetseite enthaltenen Kurse/Daten nicht unbedingt in Realtime oder genau sind. Alle Daten und Kurse werden nicht notwendigerweise von Börsen, sondern von Market-Makern bereitgestellt, so dass die Kurse möglicherweise nicht genau sind und vom tatsächlichen Marktpreis abweichen können, was bedeutet, dass die Kurse indikativ und nicht für Handelszwecke geeignet sind. Fusion Media und andere Datenanbieter übernehmen daher keine Verantwortung für etwaige Handelsverluste, die Ihnen durch die Verwendung dieser Daten entstehen könnten.
Es ist verboten, die auf dieser Website enthaltenen Daten ohne die vorherige schriftliche Zustimmung von Fusion Media und/oder des Datenanbieters zu verwenden, zu speichern, zu reproduzieren, anzuzeigen, zu ändern, zu übertragen oder zu verteilen. Alle Rechte am geistigen Eigentum sind den Anbietern und/oder der Börse vorbehalten, die auf dieser Website enthaltenen Daten bereitstellen.
Fusion Media kann von den Werbetreibenden, die sich auf der Website befinden, anhand Ihrer Interaktion mit den Werbeanzeigen oder Werbetreibenden vergütet werden.