Deutschland nimmt vor Italiens Küste Gerettete auf

Reuters

Veröffentlicht am 16.07.2018 08:32

Deutschland nimmt vor Italiens Küste Gerettete auf

Berlin/Mailand (Reuters) - Die vor der italienischen Küste von einem Holzboot geretteten 450 Flüchtlinge werden auf mehrere europäische Länder verteilt.

Deutschland und Malta erklärten sich am Sonntag bereit, jeweils 50 von ihnen in ihre Länder zu lassen. Der Regierung in Rom zufolge zufolge nehmen auch Frankreich, Portual und Spanien jeweils 50 Personen auf. Tschechien verweigerte dagegen die Bitte um Aufnahme von Geretteten. Regierungschef Giuseppe Conte sprach von einem Erfolg. Seine Regierung hatte sich zunächst geweigert, die Menschen von Bord zu lassen.

Eine Sprecherin der Bundesregierung erklärte: "Deutschland und Italien sind übereingekommen, dass Deutschland im Blick auf die laufenden Gespräche über eine intensivere bilaterale Zusammenarbeit im Asylbereich, in diesem Fall bereit ist, 50 Menschen aufzunehmen". Ein Schiff der EU-Grenzschutzagentur Frontex und ein zweites der italienischen Steuerfahndung hatten die Migranten nahe der Insel Linosa von einem Holzboot geholt.

Italien weigert sich, Schiffe mit Flüchtlingen in seine Häfen zu lassen. "Italien ist nicht mehr dazu bereit, ein Problem alleine zu lösen, dass alle europäischen Länder betrifft", verlautete aus dem Umfeld Contes. In zwei ähnlichen Fällen wurden die Menschen nach Spanien und Malta gebracht.

"Das ist das erste wichtige Ergebnis nach einem Tag voller Telefonate und Korrespondenzen, die ich mit allen 27 europäischen Staats- und Regierungschefs geführt habe", erklärte Conte am Samstag auf Facebook (NASDAQ:FB). Italien werde ebenfalls einige der Geretteten aufnehmen, wenn sich auch noch andere Länder dazu bereiterklärten. Innenminister Matteo Salvini von der rechten Lega hatte es abgelehnt, die Menschen in Italien aufzunehmen. Dem TV-Sender RaiNews24 sagte er später, dass einige der Flüchtlinge in Sizilien von Bord gehen dürften. Wann die anderen Geretteten das Schiff verlassen könnten oder wann sie von den jeweiligen Ländern abgeholt würden, ließ Salvini zunächst offen.

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Der Streit um Aufnahme und Zurückweisung von Flüchtlingen hatte auch die Bundesregierung in eine Krise gestürzt. Innenminister Horst Seehofer (CSU) hatte einen nationalen Alleingang in Betracht gezogen, während Kanzlerin Angela Merkel auf eine europäische Abstimmung pocht. Nach einem Kompromiss bemüht sich Seehofer jetzt um eine Abstimmung besonders mit Österreich und Italien. Für Kontrollen soll jetzt auch die bayerische Grenzpolizei die Bundespolizei unterstützen. Das Bundesinnenministerium begründete die Notwendigkeit mit der anhaltenden Einreise von Menschen, die schon in anderen Ländern registriert oder bereits einen Asylantrag gestellt hätten.

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