VORSCHAU-Deutsche Telekom sucht das Rezept für die Zukunft

Reuters

Veröffentlicht am 18.02.2018 12:02

VORSCHAU-Deutsche Telekom sucht das Rezept für die Zukunft

- von Nadine Schimroszik

Berlin (Reuters) - Gemächlich geht es bei der Deutschen Telekom (DE:DTEGn) derzeit nicht zu.

Zum einen muss der Bonner Dax-Konzern nach der Milliardenabschreibung endlich das Großkundengeschäft T-Systems auf Vordermann bringen und zugleich die jüngsten Zukäufe in Österreich und den Niederlanden integrieren. Zum anderen kosten der Breitbandausbau und die anstehende Auktion für den neuen Mobilfunkstandard 5G viel Geld. Wieviel Spielraum der Telekomriese hier hat, wird sich am kommenden Donnerstag zeigen, wenn die Bilanz für das abgelaufene Geschäftsjahr präsentiert wird.

Beim bereinigten Betriebsgewinn (Ebitda) rechnet das Unternehmen mit einem Plus von etwa fünf Prozent auf maximal 22,5 Milliarden Euro. Beim Umsatz, der Analysten zufolge um rund 2,7 Prozent auf 75,1 Milliarden Euro gestiegen ist, dürfte sich einmal mehr T-Mobile US als Motor erweisen. Die Analysten von Bernstein bezeichneten den Herausforderer der US-Platzhirsche AT&T und Verizon unlängst gar als Schwerlaster. Derzeit sieht alles danach aus, dass der Mutterkonzern die US-Tochter, an der er rund zwei Drittel hält, in der bisherigen Form unter seinen Fittichen lässt. Fusionsverhandlungen mit dem kleineren Wettbewerber Sprint waren im November abgebrochen worden. Sie scheiterten an der Machtfrage.

T-Mobile US jagt den Konkurrenten zwar erfolgreich Kunden ab, fällt im Telekom-Konzern als reinrassiger Mobilfunker aber aus der Reihe: Denn in Europa geht die Telekom verstärkt dazu über, Mobilfunk- und Festnetzangebote aus einer Hand anzubieten. Dafür stemmte der ehemalige deutsche Staatskonzern unlängst in Österreich den Kauf der Sparte UPC Austria vom Kabelnetzbetreiber Liberty Global für rund 1,8 Milliarden Euro und holte sich in den Niederlanden mit dem Tele2-Kauf ebenfalls Festnetz ins Haus. Branchen-Experte Torsten Gerpott, Wirtschaftsprofessor an der Universität Duisburg-Essen, hält diese Strategie auch für sinnvoll: "Als reiner Mobilfunker zu agieren, bringt auf Dauer weniger ein. Deswegen scheinen die jüngsten Zukäufe prinzipiell die richtigen Schritte gewesen zu sein."

Ähnlich sieht es offenbar der große Wettbewerber Vodafone (LON:VOD) aus Großbritannien. Er nahm kürzlich Verhandlungen mit Liberty Global über Akquisitionen von Kabelnetzbeteiligungen auf dem europäischen Festland auf. Sollte es zu Zusammenschlüssen kommen, dürfte dies in Deutschland den Wettbewerb deutlich verschärfen. Hierzulande gehört Liberty Global die Kabelnetzfirma Unitymedia.

ENTSCHEIDUNG BEI T-SYSTEMS VERTAGT