VORSCHAU-Anleger müssen sich mit neuen Kursrekorden gedulden

Reuters

Veröffentlicht am 30.04.2017 12:07

VORSCHAU-Anleger müssen sich mit neuen Kursrekorden gedulden

- von Hakan Ersen

Frankfurt (Reuters) - Die Rekordjagd an den internationalen Börsen ist Experten zufolge erst einmal vorbei.

"Neue Anleger kommen auf dem aktuellen Kursniveau nicht in den Markt", sagt Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. "Der Optimismus der Anleger geht langsam zurück." Dem Analysten Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets zufolge werden sich Investoren in den kommenden Wochen an die Börsenweisheit "Sell in May and go away" ("Verkaufe im Mai und gehe weg") halten. Erst nach einem Kursrücksetzer könne mit ihrem Wiedereinstieg gerechnet werden.

In der vergangenen Woche hatte die Erleichterung über den Sieg des Europa-Befürworters Emmanuel Macron bei der ersten Runde der französischen Präsidentschaftswahlen die Börsen weltweit beflügelt. Der Dax gewann 3,5 Prozent und verbuchte damit den größten Wochengewinn des Jahres. Mit 12.486,29 Punkten markierte er zeitweise sogar ein Rekordhoch. Auch an der Wall Street ging es nach oben. Der Leitindex Dow Jones legte in der vergangenen Woche 1,9 Prozent zu.

PAS DE DEUX - MACRON UND LE PEN ZUM ZWEITEN

Das Thema Frankreich ist für Anleger aber noch nicht vom Tisch. Zwar rechneten sie weiterhin damit, dass Macron bei der Stichwahl am 7. Mai erneut über die Euro-Kritikerin Marine Le Pen vom rechtsextremen Front National triumphieren werde, sagt Martin Lück, Chef-Anlagestratege für Deutschland, Österreich und Osteuropa beim weltgrößten Vermögensverwalter Blackrock. Macrons Vorsprung in den Umfragen sei aber auf derzeit etwa 60 zu 40 Prozent geschrumpft. "Ab etwa 55:45 würden dann auch die Umfragen wieder in den Bereich möglicher Messungenauigkeiten gelangen, und entsprechend nervös dürften die Märkte reagieren."

Daneben berät die US-Notenbank am Mittwoch über ihre Geldpolitik. Mitte März hatte sie den Schlüsselsatz um 25 Basispunkte auf 0,75 bis 1,0 Prozent angehoben. Bis zum Jahresende sollen zwei weitere Schritte folgen. Unter Anlegern gilt allerdings als sicher, dass die Fed die Füße diesmal stillhalten wird.

Hinweise auf Zeitpunkt und Tempo der erwarteten Zinserhöhungen erhoffen sich Börsianer von Konjunkturdaten wie den Ausgaben der US-Verbraucher am Montag. Der private Konsum ist die Hauptstütze der weltgrößten Volkswirtschaft. Wenige Stunden vor dem Fed-Entscheid kommen die Beschäftigtendaten der privaten US-Arbeitsagentur ADP. Sie gelten als Indikator für die offiziellen Zahlen am Freitag. Er rechne mit 200.000 neuen Jobs, sagt Commerzbank-Volkswirt Christoph Balz. Der Einbruch im Vormonat sei ein wetterbedingter Ausreißer gewesen.