Überraschender Führungswechsel bei Fiat - Marchionne schwer krank

Reuters

Veröffentlicht am 23.07.2018 06:59

Überraschender Führungswechsel bei Fiat - Marchionne schwer krank

Bei Fiat Chrysler (MI:FCHA) geht eine Ära überraschend früh zu Ende.

Sergio Marchionne, der langjährige Chef des italienisch-amerikanischen Autokonzerns, muss sich aus gesundheitlichen Gründen zurückziehen. Nach Komplikationen infolge einer Schulteroperation habe sich der Zustand des 66-Jährigen deutlich verschlechtert, teilte FCA am Samstag mit. Man befinde sich in einer Lage, die noch vor wenigen Stunden undenkbar erschienen sei, erklärte Fiat-Verwaltungsratschef John Elkann. Weitere Details zum Gesundheitszustand gab FCA nicht bekannt.

Damit bekommen Fiat Chrysler (FCA) und Ferrari (NYSE:RACE) umgehend neue Chefs. Marchionnes Nachfolger bei FCA wird der bisherige Jeep-Chef Mike Manley. Bei Ferrari übernimmt mit Louis Camilleri ein früherer Manager des Zigarettenkonzerns Philip Morris die Führung. Fiat-Verwaltungsratschef Elkann übernimmt diese Funktion auch bei dem Sportwagenhersteller. Zur Chefin des Lkw-Herstellers CNH Industrial ernannte der Aufsichtsrat Suzanna Heywood, die bisher für die Holdinggesellschaft der Industriellenfamilie Agnelli arbeitete. Alle drei Unternehmen werden von den Agnellis kontrolliert.

MARCHIONNE SOLLTE ERST IM APRIL HUT NEHMEN

Der Italo-Kanadier Marchionne galt als Workaholic und sollte eigentlich erst im April 2019 das Zepter an einen internen Nachfolger übergeben. Sein Ruf in der Branche ist legendär. "Man kann sagen, dass Sergio ein schlechter Vater ist, der nie Zeit mit seinen Kindern verbringt, aber seine Führung als Manager steht außerfrage", sagte eine Person, die mit Marchionne gearbeitet hat. "Er hat bei Fiat wahre Wunder vollbracht."

Marchionne, der oft im dunklen Pullover auftrat und von Anzügen wenig hielt, rückte vor 14 Jahren an die Spitze von Fiat und rettete die italienische Marke damals vor dem Aus. Fünf Jahre später übernahm er die insolvente US-Marke Chrysler und machte sie später zu einer Ertragsstütze für den Konzern. Dank Chrysler gelang es auch, die schwächelnde Marke Fiat über Wasser zu halten.