Tanz auf dem Vulkan - Dt. Bank lädt zur Hauptversammlung

Reuters

Veröffentlicht am 21.05.2018 12:59

Tanz auf dem Vulkan - Dt. Bank lädt zur Hauptversammlung

- von Andreas Framke

Frankfurt (Reuters) - Es wird - soviel ist sicher - eine der wichtigsten Reden in Christian Sewings bisherigem Berufsleben.

Wenn der noch keine zwei Monate amtierende neue Vorstandschef der Deutschen Bank (DE:DBKGn) am Donnerstag vor die Aktionäre tritt, dann muss jedes Wort sitzen und die leidgeprüften Anteilseigner überzeugen. Die groben Linien seiner Strategie - Konzentration auf Deutschland und Europa, weniger riskantes Investmentbanking, mehr klassisches Privat- und Firmenkundengeschäft - hat der Manager schon vor einem Monat benannt. Nun wollen alle genauer wissen, wohin die Reise ihrer einst so stolzen Bank nach drei Verlustjahren in Folge gehen soll.

Bleibt Sewing zu viele Antworten schuldig, könnte es mit den Vorschusslorbeeren, die der 48-Jährige in den zurückliegenden Wochen bekommen hat, schnell vorbei sein. Für Klaus Nieding, der wie immer im Frühjahr für die Aktionärsvereinigung DSW von Hauptversammlung zu Hauptversammlung zieht und die Interessen der Kleinaktionäre vertritt, ist Sewing der richtige Mann nach dem glücklosen, weil oft zu zögerlichen Briten John Cryan: "Aber die Suche nach externen Kandidaten hat ihn (Sewing) schon von Beginn an geschwächt", kritisiert Nieding. Womit wir bei der zweiten Hauptperson des Schauspiels in der Frankfurter Festhalle wären: Paul Achleitner.

KEINE AKTIONÄRSREVOLTE

Für den seit 2012 amtierenden Ex-Vorstand der Allianz (DE:ALVG) und ehemaligen Investmentbanker in Diensten von Goldman Sachs (NYSE:GS) wird die Hauptversammlung - wieder einmal - zum Tanz auf dem Vulkan. Viele Aktionäre werfen Achleitner vor, er habe den Wechsel an der Spitze schlecht orchestriert, mit Sewing nur den am einfachsten verfügbaren - weil internen - Kandidaten ausgewählt und in den vergangenen Jahren überhaupt wenig Geschick bei der Auswahl des Spitzenpersonals bewiesen. Dass es auf der Hauptversammlung zu einem abermaligen Scherbengericht kommen wird, scheint klar. Zu einer Aktionärsrevolte, die Achleitner vier Jahre vor Ende seiner zweiten Amtszeit zum Rückzug zwingt, dürfte das allerdings nicht reichen.

Denn die Großaktionäre - das Emirat Katar, der chinesische Mischkonzern HNA und die Fondsgesellschaft Blackrock - wollen nach dem hastigen Chefwechsel im April unbedingt Ruhe. Und der einflussreiche Aktionärsberater ISS, nach dessen Empfehlungen sich viele große Investoren richten, stärkte dem angeschlagenen Achleitner erst vor ein paar Tagen sogar den Rücken. So kurz nach dem Wechsel des Vorstandschefs wäre eine Wachablösung an der Spitze des Aufsichtsrats gefährlich für die Stabilität des Geldhauses, argumentiert ISS. Einen Freibrief bekommt Achleitner allerdings nicht: Sollten die Aktionäre der Meinung sein, dass der 61-Jährige nicht mehr der richtige Mann sei, um das Kontrollgremium zu führen, müssten sie eine konkrete Alternative benennen, erklärte der Stimmrechtsberater.

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