Reuters
Veröffentlicht am 24.05.2016 15:06
Schweiz schliesst nach Geldwäsche-Skandal Bank BSI
Zürich/Singapur (Reuters) - Wegen der Verwicklung in einen milliardenschweren Geldwäsche-Skandal schließen die Behörden die Schweizer Bank BSI.
Nach zweifelhaften Transaktionen des Tessiner Vermögensverwalters mit dem von einem Korruptionsskandal erschütterten malaysischen Staatsfonds 1MDB ordnete die Finanzmarktaufsicht (Finma) die Auflösung des Instituts an. "In diesem Fall haben überhöhter Risikoappetit und Uneinsichtigkeit zum Ende einer Bank geführt", erklärte Finma-Chef Mark Branson am Dienstag. Damit die Kunden und die knapp 2000 Mitarbeiter nicht im Regen stehen, soll die BSI vom heimischen Rivalen EFG International übernommen werden. Dieser bereits im Februar angekündigten Akquisition gab die Finma nun grünes Licht. Die Schweizer Bundesanwaltschaft eröffnete ein Strafverfahren gegen die Bank.
"BSI war in Singapur eine der Drehscheiben für die dubiosen Transaktionen des Staatsfonds und ihm nahestehender Personen", beschrieb Branson das Ausmaß der Verwicklung. Gegen den Staatsfonds 1Malaysia Development Berhad (1MDB) laufen in mindestens sechs Ländern Geldwäsche-Untersuchungen. Die Affäre ist politisch hochbrisant, denn der Aufsichtsrat von 1MDB wird von Malaysias Ministerpräsident Najib Razak geleitet. Dieser war vom heimischen Generalstaatsanwalt von Korruptionsvorwürfen freigesprochen worden. Ein parlamentarischer Ausschuss hatte im April regelwidrige Transaktionen des Staatsfonds von mindestens 4,2 Milliarden Dollar ausgemacht. Sowohl 1MDB als auch Najib haben ein Fehlverhalten bestritten.
Auch die Aufsichtsbehörde in Singapur kam zu dem Schluss, dass die 1873 gegründete BSI nicht eigenständig weitergeführt werden darf: Erstmals seit 32 Jahren entzog sie einer Bank die Zulassung. "BSI Bank ist der schlimmste Fall von Kontrollfehlern und grobem Fehlverhalten, den wir in der singapurischen Finanzbranche gesehen haben", erklärte Behördenchef Ravi Menon. Gegen mehrere andere Finanzinstitute liefen die Verfahren weiter. Der Skandal um 1MDB und BSI rückt Singapur und die Schweiz ungewollt ins Rampenlicht. Beide Länder bemühen sich seit Jahren, ihren Ruf als Hort von unversteuerten oder unrechtmäßig erworbenen Geldern loszuwerden.
"KONTROLLSYSTEM HAT VERSAGT"
BSI hat sich nach Einschätzung der Finma von 2011 bis April 2015 gravierende Mängel bei der Abklärung von Transaktionen zuschulden kommen lassen. Dies gelte insbesondere für Geschäftsbeziehungen zu sogenannten politisch exponierten Personen. Zweifelhafte Transaktionen in der Höhe von Hunderten von Millionen Dollar seien nicht hinterfragt worden. BSI habe nicht nur mit 1MDB, sondern auch mit anderen Staatsfonds Geschäftsbeziehungen unterhalten und dafür überhöhte Gebühren eingestrichen. Die Verantwortlichen hätten nicht hinterfragt, wieso die auf Privatkunden spezialisierte Bank in großem Stil mit Fonds Geschäfte machte. Diese seien für die Bankspitze schlicht zu profitabel gewesen, um darauf zu verzichten, sagte Branson. "Das Management hat klare Warnsignale ignoriert und das Kontrollsystem versagt."
Schon in anderen Fällen war die Bank ins Visier der Behörden geraten - etwa beim Korruptionsskandal um den brasilianischen Ölriesen Petrobras oder beim US-Steuerstreit. Mit 211 Millionen Dollar zahlte das Institut mehr als jede andere vergleichbare Bank, um sich von einer Strafverfolgung durch die US-Justiz freizukaufen. Für den aktuellen Fall zieht die Finma 95 Millionen Franken von der BSI ein. Einzig die UBS (SIX:UBSG) musste im Devisenskandal bisher mehr an die Finma abliefern. Bußen kann die Finma nicht aussprechen.
Auch für das Management hat der Finma-Entscheid Folgen: BSI-Chef Stefano Coduri muss gehen und wird durch Roberto Isolani ersetzt. Zudem wechsle das Institut den Risiko-Chef und den Chefjuristen aus. "Keiner der verantwortlichen Top-Manager darf in der EFG Gruppe ähnliche Stellen übernehmen", sagte Finma-Chef Branson. EFG erwirbt BSI von der brasilianischen Bank BTG Pactual, die einem Insider zufolge nun weniger als die ursprünglich vereinbarten 1,33 Milliarden Franken dafür bekommen soll. Um wieviel der Kaufpreis sinkt, war zunächst unklar. Dafür werde BTG eine Entschädigung vom früheren BSI-Eigentümer Generali (MI:GASI) verlangen, fügte der Insider hinzu. BSI zufolge haben die Behörden in Singapur grünes Licht gegeben für die Übertragung der Vermögen in Singapur an EFG. Asien ist einer der wichtigsten Märkte für BSI.
An der Börse sanken die EFG-Aktien um weitere 1,4 Prozent. Die finanziellen Folgen des Falls auf EFG seien zwar abgesichert, erklärte ZKB-Analyst Michael Kunz. "Der immense Reputationsschaden lässt sich aber nicht mehr abwenden." Er beurteile den Zusammenschluss weiterhin sehr skeptisch.
Gemeinsam kommen EFG und die etwa gleich große BSI auf ein verwaltetes Vermögen von rund 170 Milliarden Franken und steigen damit zur Nummer fünf auf dem umkämpften Schweizer Markt auf. Die fusionierte Bank spielt also künftig in einer Liga mit Wettbewerbern wie Pictet oder Safra Sarasin, deutlich größer sind nur die Branchenführer UBS, Credit Suisse (SIX:CSGN) und Julius Bär.
Geschrieben von: Reuters
Der Handel mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen birgt hohe Risiken. Sie können Ihren Kapitaleinsatz vollständig oder teilweise verlieren. Die Kurse von Kryptowährungen sind extrem volatil und können von externen Faktoren wie finanziellen, regulatorischen oder politischen Ereignissen beeinflusst werden. Der Handel auf Margin erhöht das finanzielle Risiko.
Stellen Sie unbedingt sicher, dass Sie die mit dem Handel der Finanzinstrumente und/oder Kryptowährungen verbundenen Risiken vollständig verstanden haben und lassen Sie sich gegebenenfalls von einer unabhängigen und sachkundigen Person oder Institution beraten, bevor Sie den Handel aufnehmen.
Fusion Media möchte Sie daran erinnern, dass die auf dieser Internetseite enthaltenen Kurse/Daten nicht unbedingt in Realtime oder genau sind. Alle Daten und Kurse werden nicht notwendigerweise von Börsen, sondern von Market-Makern bereitgestellt, so dass die Kurse möglicherweise nicht genau sind und vom tatsächlichen Marktpreis abweichen können, was bedeutet, dass die Kurse indikativ und nicht für Handelszwecke geeignet sind. Fusion Media und andere Datenanbieter übernehmen daher keine Verantwortung für etwaige Handelsverluste, die Ihnen durch die Verwendung dieser Daten entstehen könnten.
Es ist verboten, die auf dieser Website enthaltenen Daten ohne die vorherige schriftliche Zustimmung von Fusion Media und/oder des Datenanbieters zu verwenden, zu speichern, zu reproduzieren, anzuzeigen, zu ändern, zu übertragen oder zu verteilen. Alle Rechte am geistigen Eigentum sind den Anbietern und/oder der Börse vorbehalten, die auf dieser Website enthaltenen Daten bereitstellen.
Fusion Media kann von den Werbetreibenden, die sich auf der Website befinden, anhand Ihrer Interaktion mit den Werbeanzeigen oder Werbetreibenden vergütet werden.