Schwacher Euro stützt Börsen - Firmenausblicke belasten

Reuters

Veröffentlicht am 21.10.2016 15:01

Schwacher Euro stützt Börsen - Firmenausblicke belasten

Frankfurt (Reuters) - Der schwächelnde Euro hat den europäischen Börsen am Freitag geholfen.

"Die Investoren gehen aktuell davon aus, dass die US-Notenbank Fed im Dezember an der Zinsschraube drehen wird", sagte Jochen Stanzl, Analyst des Online-Brokers CMC Markets. "Das stärkt den US-Dollar, schwächt den Euro und macht damit europäische Aktien gegenüber ihren US-Pendants attraktiver."

Enttäuschende Ausblicke von Konzernen wie Daimler (DE:DAIGn) dämpften die Kauflaune der Aktienanleger allerdings. Dax und EuroStoxx50 notierten jeweils kaum verändert bei 10.692 und 3071 Punkten. Der Euro verbilligte sich um einen knappen halben US-Cent auf 1,0891 Dollar. Dadurch werden Waren einheimischer Firmen auf dem Weltmarkt wettbewerbsfähiger. Am Donnerstag hatte EZB-Chef Mario Draghi einer baldigen Drosselung der Wertpapierkäufe eine Absage erteilt. Das sogenannte Tapering werde erst 2017 oder danach ein Thema, betonte Andrew Bosomworth, Portfoliomanager des Vermögensverwalters Pimco. Derzeit pumpt die Europäische Zentralbank (EZB) monatlich 80 Milliarden Euro in die Finanzmärkte, um die Konjunktur anzukurbeln.

SCHWACHE AUSBLICKE SETZEN BÖRSEN ZU - SAP (DE:SAPG) IM AUFWIND

Ernüchternde Nachrichten von den Unternehmen überschatteten aber die Erleichterung über eine Fortsetzung des sogenannten Quantitative Easing (QE). Zwar hätten einige Firmen mit ihren Zwischenbilanzen die recht hohen Markterwartungen übertroffen, sagte Susan Joho, Ökonomin der Bank Julius Bär. "Aber die Realität sieht ernüchternder aus: die Vorhersagen der Unternehmen sind schwach."

Als Beispiel hierfür gilt Daimler. "Die Zahlen waren super, aber der Ausblick dämpft", sagte ein Börsianer. Der Autobauer fuhr im abgelaufenen Quartal zwar ein Rekordgewinn ein. Wegen des schwächelnden Lkw-Geschäfts schraubte er seine Gesamtjahresziele aber zurück. Seine Aktien gaben daraufhin 2,3 Prozent nach.

Auch insgesamt fällt die Bilanz der bisherigen Berichtssaison durchwachsen aus. Nach Reuters-Daten schrumpften die Quartalsgewinne im Schnitt um 13 Prozent. Am härtesten traf es Finanzwerte und Versorger.

SAP entzückte hingegen mit einer leichten Anhebung seiner Gewinn-Prognose. Das Wachstum im Lizenzgeschäft lege nahe, dass der Software-Konzern die Erwartungen dort künftig übertreffen könne, urteilten die Experten der Baader Bank. SAP-Titel legten um 2,8 Prozent zu.