Neuer Chef sieht Deutsche Börse "zum Wachsen verdammt"

Reuters

Veröffentlicht am 21.02.2018 14:13

Neuer Chef sieht Deutsche Börse "zum Wachsen verdammt"

Frankfurt (Reuters) - Der neue Chef trimmt die Deutsche Börse nach der geplatzten Fusion mit der Londoner Konkurrentin LSE (LON:LSE) auf Wachstumskurs - aber eine Nummer kleiner als sein Vorgänger.

"Das ist die Logik unseres Geschäfts: Wir sind zum Wachsen verdammt", sagte Theodor Weimer am Mittwoch in Frankfurt. "Wir können uns nicht zu Tode sparen." Ausbauen will der 59-jährige gelernte Investmentbanker, der zuletzt auf dem Chefsessel der Münchener HypoVereinsbank saß und Anfang des Jahres zur Börse wechselte, etwa das Geschäft mit Daten und Indizes, aber auch den Anleihehandel. Größere Übernahmen plant Weimer nicht, will kleinere Gelegenheiten aber auch nicht liegen lassen, wenn sie die Börse sinnvoll verstärken. Für Akquisitionen stünden rund 1,3 Milliarden Euro zur Verfügung.

Ein zentraler Baustein der Wachstumsstrategie ist für Weimer das Clearing von Derivaten. Dahinter verbirgt sich die Abrechnung und Abwicklung von Handelsgeschäften, was bislang fast ausschließlich in London passiert. Der Brexit im kommenden Frühjahr biete hier aber eine "einmalige Chance" für Frankfurt, sagte Weimer. Ähnlich hatte schon sein Vorgänger Carsten Kengeter argumentiert, der erst die Fusion mit der LSE begraben musste und dann über eine Insiderhandel-Affäre stolperte.

Insgesamt werden pro Tag Derivatetransaktionen in einem Volumen von einer Billion Euro verrechnet. Nach den Worten von Finanzchef Gregor Pottmeyer will die Börse ihren Marktanteil bis Ende kommenden Jahres auf 25 Prozent steigern - bislang spielt sie in dem Geschäft nur eine Nebenrolle. Dass ein Teil des Clearings nach dem Austritt von Großbritannien aus der EU von London nach Kontinentaleuropa abwandern wird, ist Experten zufolge absehbar.

"DAS KÖNNEN WIR NICHT STEMMEN"

Dass die Deutsche Börse nach dem gescheiterten Fusionsversuch mit der LSE selbst von einem Konkurrenten geschluckt werden könnte, befürchtet Weimer nicht. Dank des Vetorechts der hiesigen Aufseher sei gegen deren Willen und den Willen der Börse keine Übernahme denkbar. Kengeter hatte wiederholt gewarnt, der Börsenkonzern könne schnell selbst zum Ziel werden, sollte die Fusion mit der LSE scheitern.