Mega-Deal in Chemiebranche -Clariant und Huntsman fusionieren

Reuters

Veröffentlicht am 22.05.2017 14:10

Mega-Deal in Chemiebranche -Clariant und Huntsman fusionieren

- von Patricia Weiss

Zürich/Frankfurt (Reuters) - In der Chemiebranche erfasst das Übernahmefieber erneut die Schweiz: Clariant will sich mit dem US-Wettbewerber Huntsman zusammentun und damit einen der weltweit führenden Spezialchemiekonzerne mit einem Börsenwert von rund 14 Milliarden Dollar schmieden.

"Dies ist der perfekte Deal zur richtigen Zeit", warb Clariant-Chef Hariolf Kottmann am Montag für die Fusion. Er sucht nun doch noch den Schulterschluss mit dem Rivalen aus Texas, nachdem Insidern zufolge informelle Gespräche über einen Zusammenschluss Ende 2016 gescheitert waren. Damals hakte es bei dem Unternehmen aus Muttenz bei Basel und Huntsman daran, wer bei einer Fusion die führende Rolle spielen wird. Nun sollen die Clariant-Aktionäre 52 Prozent an der neuen Gesellschaft halten und die Huntsman-Eigner den Rest. Für die Schweiz wäre es der zweite Mega-Deal in der Chemiebranche nach der Übernahme des Pflanzenschutzspezialisten Syngenta (SIX:SYNN) durch den chinesischen Staatskonzern ChemChina für 43 Milliarden Dollar.

Durch die Chemiebranche rollt bereits seit einigen Jahren eine Übernahmewelle. Viele Firmen haben Marktanteile verloren, vor allem an Konkurrenten aus Asien, wo die Nachfrage stärker anzieht, und aus Nordamerika, wo die Energiepreise niedriger sind. Gerade in Europa sind die Aussichten nicht rosig. Angetrieben wird das Fusionskarussell auch von der Konsolidierung bestimmter Chemiesegmente wie der Agrarchemie, in der Bayer (DE:BAYGN) für rund 66 Milliarden Dollar den US-Saatgutriesen Monsanto (NYSE:MON) übernimmt. In den USA arbeiten DuPont (NYSE:DD) und Dow Chemical an ihrem Zusammenschluss zu einem neuen Branchengiganten, aber auch deutsche Firmen wie BASF (DE:BASFN), Evonik (DE:EVKn) und Lanxess (DE:LXSG) haben Milliarden für Zukäufe ausgegeben.

"Es gibt eine sehr starke Konsolidierung. Viele Firmen haben sehr sehr teure Akquisitionen getätigt und dazu sind wir nicht bereit", sagte Kottmann. Er sei aber davon überzeugt, dass in den kommenden fünf bis zehn Jahren in der Spezialchemie die Unternehmen den Ton angeben würden, die einen Umsatz von mehr als 15 bis 17 Milliarden Dollar hätten. "Jetzt können Sie Ihre eigene Schlussfolgerung ziehen, wie lange es für ein Unternehmen wie Clariant dauert, mit organischem Wachstum und ein paar Zukäufen, die wir machen können, dieses Niveau zu erreichen." Clariant galt seit längerem als Übernahmekandidat und stand unter dem Druck von Investoren, einen Partner zu finden, um Kosten zu senken und das Wachstum anzukurbeln.

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Firmenlenker Kottmann, der Clariant seit Jahren umbaut, wollte Insidern zufolge den Konzern aber nicht übernommen oder als Juniorpartner eines Deal sehen. Der frühere Hoechst-Manager betonte nun zusammen mit Huntsman-Chef Peter Huntsman, es handele sich um eine "Fusion unter Gleichen". "Peter Huntsman und ich teilen die gleichen strategischen Visonen", sagte Kottmann. Eine Gegenofferte halte er für unwahrscheinlich.