Lufthansa macht Air-Berlin-Übernahme perfekt

Reuters

Veröffentlicht am 12.10.2017 13:40

Lufthansa macht Air-Berlin-Übernahme perfekt

- von Klaus Lauer und Ilona Wissenbach

Berlin (Reuters) - Die Lufthansa (DE:LHAG) setzt zum Höhenflug an: Mit der Übernahme großer Teile der insolventen Konkurrentin Air Berlin baut die Kranich-Linie ihre Marktführerschaft in Deutschland weiter aus.

Im Tagesverlauf sollten die Verträge unterzeichnet werden, kündigte Lufthansa-Chef Carsten Spohr am Donnerstag in Berlin an. "Wir werden heute einen echten Meilenstein sehen in der Geschichte Lufthansa und Berlin." Schließlich sei die Lufthansa 1926 in Berlin gegründet worden. Und Spohr hat schon das nächste Ziel vor Augen. Sollte es einen Neustart bei der ebenfalls Pleite gegangenen Alitalia geben, wäre die Lufthansa an Gesprächen interessiert, sagte Spohr zu Reuters.

Börsianer jubelten. Die Lufthansa-Aktie kletterte auf den höchsten Stand seit fast 17 Jahren. Mit einem Plus von drei Prozent auf 25,34 Euro war das Papier größter Dax-Gewinner. Die Investmentbanken Bernstein und HSBC halten sogar einen Anstieg auf bis zu 30 Euro für möglich. "Der Air-Berlin-Deal macht die Lufthansa in ihrem Heimatmarkt stärker, was in den kommenden Jahren zu steigenden Erträgen führen sollte", schrieben die HSBC-Analysten.

Die schon länger dahinsiechende Air Berlin ist seit Mitte August pleite. Wochenlang hatte Spohr hinter den Kulissen intensiv verhandelt. Nun steht fest: Die Lufthansa will mit den 81 der zuletzt gut 130 Flugzeuge der Air-Berlin-Flotte ihre Billigtochter Eurowings ausbauen, um sie für den Wettbewerb mit der irischen Ryanair (IR:RYA) und der britischen EasyJet zu stärken. Ryanair-Chef Michael O'Leary schimpfte sehr früh im Verkaufsprozess, Lufthansa und die Bundesregierung hätten ein abgekartetes Spiel betrieben. Auch unterlegene Interessenten wie der Luftfahrt-Unternehmer Hans Rudolf Wöhrl kritisierten, die Lufthansa werde zu einem Monopolisten im Heimatmarkt.

Ob der Kauf den Wettbewerb beschneidet, hat nach der Vertragsunterschrift die EU-Kommission zu prüfen. Spohr setzt darauf, dass die Behörde bis Jahresende grünes Licht gibt. Erst dann können die Maschinen den Besitzer wechseln. Kartellamtspräsident Andreas Mundt kündigte bereits an, dass die Wettbewerbshüter alles sorgfältig unter die Lupe nehmen würden. "Die Europäische Kommission wird sich das sehr genau ansehen", sagte Mundt der "Rheinischen Post" (Freitagausgabe). "Wir werden das dortige Verfahren begleiten."

Die Kranich-Airline würde neben dem Kaufpreis, der Insidern zufolge bei rund 200 Millionen Euro liegt, noch 100 Millionen Euro vorschießen, um den Flugbetrieb aufrecht zu erhalten.

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