Reuters
Veröffentlicht am 24.02.2017 14:44
Kongress-Rede Trumps birgt Sprengkraft für die Börsen
- von Anika Ross
Frankfurt (Reuters) - Es ist wieder Showtime an den Börsen: am Dienstag wird US-Präsident Donald Trump zum ersten Mal vor dem amerikanischen Kongress sprechen.
Aktienanleger hoffen hauptsächlich auf konkrete Aussagen zu seinen bislang vagen Steuerversprechen. Strategen zufolge sollte Trump die Geduld der Anleger nicht mehr allzulange strapazieren, sonst könnte die Rally an den Börsen ein abruptes Ende finden.
"Ein zu langes Vertrösten wird nicht gut gehen", sagt Postbank-Experte Heinz-Gerd Sonnenschein. Trump hatte vor rund zwei Wochen eine große Erklärung zur Steuerpolitik in den kommenden Wochen in Aussicht gestellt. Am Donnerstag hatte Finanzminister Steven Mnuchin schon etwas Wasser in den Wein gegossen und von einem Zeitraum bis August geredet. "Der Zeitpunkt rückt näher, an dem die Investoren 'Butter bei die Fische' wollen", betont Sonnenschein. "Im Prinzip kann die Stimmung sonst jeden Tag kippen." Die Rede Trumps habe das Potenzial, die Kursschwankungen an den Märkten drastisch zu erhöhen, betonte Analystin Kathleen Brooks von Cityindex. "Wenn Trump eine Rede ohne Kontroversen abliefert und mit dem Kongress eine Einheit bildet, dann könnte die Aktienrally weitergehen."
Seit dem Wahlsieg Trumps Anfang November befinden sich die internationalen Aktienmärkte im Höhenflug - die Wall Street eilt von Rekordhoch zu Rekordhoch. Seitdem haben Dax und Dow-Jones rund dreizehn Prozent zugelegt. In der alten Woche hatte der deutsche Leitindex zeitweise zum ersten Mal seit knapp zwei Jahren wieder die 12.000er Marke übersprungen. Am Freitag gab er allerdings den kompletten Kursgewinn der vorangegangenen Tage wieder ab und fiel unter 11.800 Punkte.
Doch auch die Präsidentschaftswahlen in Frankreich könnten sich mehr und mehr zum Bremsklotz für die Aufwärtsbewegung entwickeln. Umfragen zufolge wird Marine Le Pen die erste Runde am 23. April für sich entscheiden. Die Chefin des rechtsextremen Front National will ihr Land aus der Euro-Zone führen. "Die Politik beherrscht das Börsenjahr 2017", kommentiert die Kapitalverwaltungsgesellschaft Hansainvest.
WANN KOMMT DIE ZINSERHÖHUNG IN DEN USA?
Rückenwind liefern den Börsen momentan ermutigende Firmenbilanzen und robuste Konjunkturdaten. Dieses Fundament dürfte auch in der neuen Woche intakt bleiben, schrieben die Analysten von Allianz (DE:ALVG) Global Investors. Am Montag stehen in den USA die Auftragseingänge für langlebige Kapitalgüter an, gefolgt von den Frühindikatoren am Dienstag und dem ISM-Einkaufsmanagerindex zum verarbeitenden Gewerbe am Mittwoch. "Jene Indikatoren sollten eine leichte Beschleunigung der Konjunkturdynamik erwarten lassen, das sich auch in der zweiten Schätzung des Bruttoinlandsprodukts widerspiegeln dürfte", heißt es bei Allianz Global Investors.
Weitere Erkenntnisse über den zukünftigen US-Zinspfad könnte am Mittwoch der Konjunkturbericht "Beige Book" liefern. Investoren sehen die Chance für eine Zinserhöhung im März derzeit bei nur geringen 22 Prozent. Da die Notenbank Fed ihren Zielen der Vollbeschäftigung und einer Inflation von zwei Prozent bereits näher gekommen sei, dürfte das Tempo der Zinserhöhungen zunehmen, kommentierte die Commerzbank (DE:CBKG) in ihrem Wochenausblick. "Wir erwarten 2017 zwei Anhebungen um jeweils 25 Basispunkte."
BILANZFLUT HÄLT AN
In der neuen Wochen werden im Euroraum laut Allianz Global knapp 40 Unternehmen ihr Zahlenwerk veröffentlichen, beziehungsweise dreizehn Prozent der Marktkapitalisierung des EuroStoxx.
Bei den deutschen Unternehmen wird am Dienstag Hochtief seine Bilanzen vorlegen, am Mittwoch folgen Rheinmetall und Klöckner & Co. Am Donnerstag wird die Deutsche Telekom (DE:DTEGn) ihre Geschäftszahlen präsentieren. Der Bonner Konzern könnte dann Milliardenabschreibungen auf die Beteiligung am britischen Konkurrenten BT bekannt geben. Auch Continental und Evonik (DE:EVKn) gewähren Einblick in ihr Zahlenwerk. Am Freitag steht die Bilanz der Londoner Börse LSE (LON:LSE) an. Noch ringt der Börsenbetreiber um grünes Licht für ein Zusammengehen mit der Deutschen Börse.
Geschrieben von: Reuters
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