Deutsche Wirtschaft trotz Polit-Wirrwarr in Rekordlaune

Reuters

Veröffentlicht am 24.11.2017 12:26

Deutsche Wirtschaft trotz Polit-Wirrwarr in Rekordlaune

- von Rene Wagner und Jörn Poltz

Berlin (Reuters) - Die Politik streitet, die Wirtschaft brummt: Ungeachtet der zähen Regierungsbildung ist die Stimmung in den Chefetagen der Unternehmen auf Rekordniveau gestiegen.

Der Geschäftsklimaindex kletterte im November überraschend um 0,7 auf 117,5 Punkte, wie das Münchner Ifo-Institut am Freitag zu seiner monatlichen Umfrage unter 7000 Managern bekanntgab. Ökonomen hatten dagegen einen Rückgang erwartet. "Die deutsche Wirtschaft steuert auf eine Hochkonjunktur zu", sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest. Die Manager beurteilten ihre Geschäftslage zwar etwas schlechter, die Aussichten für die kommenden sechs Monate dagegen besser als zuletzt.

Ökonomen und Börsianer haben das Ergebnis der Ifo-Umfrage mit besonderer Spannung erwartet, da sie sich einen Hinweis versprachen, ob die politischen Wirren auf die Konjunktur durchschlagen. "Die deutsche Wirtschaft zeigt sich sehr robust und unbeeindruckt von politischen Entwicklungen", sagte Ifo-Experte Klaus Wohlrabe dazu. Die Umfrage wurde vom 6. bis 23. November erhoben, als sich sehr schwierige Sondierungen zwischen CDU, CSU, FDP und Grünen bereits abzeichneten. Zehn Prozent der Antworten liefen nach dem Aus der Jamaika-Gespräche ein. Ob diese wesentlich anders ausfielen, ist unklar. "Das konnten wir noch nicht analysieren", sagte Wohlrabe und verwies darauf, dass es wegen der vergleichsweise wenigen Antworten schwierig sei, belastbare Aussagen zu treffen. "Der erste wirkliche Test, wie sich die Politik auf die Stimmung der Firmen auswirkt, kommt erst mit dem Ifo-Index vom Dezember", betonte deshalb ING-Diba-Chefökonom Carsten Brzeski.

"POLITISCHEM WIRRWARR GETROTZT"

Die überraschend gute Stimmung ermunterte Anleger zum Einstieg in den Aktienmarkt. Der Dax stieg nach verhaltenem Auftakt um 0,2 Prozent. Börsianer waren nach dem Jamaika-Aus verunsichert, hatten doch viele Anleger auf eine Beteiligung der wirtschaftsfreundlichen FDP an der Regierung gesetzt. Stattdessen stehen nun etwa eine Neuauflage der großen Koalition von Union und SPD, Neuwahlen oder eine Minderheitsregierung im Raum.