HINTERGRUND-Obama-Besuch in Berlin - Suche nach Einheit des Westens

Reuters

Veröffentlicht am 27.10.2016 08:29

Aktualisiert 27.10.2016 08:40

HINTERGRUND-Obama-Besuch in Berlin - Suche nach Einheit des Westens

- von Andreas Rinke

Berlin (Reuters) - Eigentlich hatte sich Barack Obama schon Ende April von Bundeskanzlerin Angela Merkel verabschiedet - nun kommt er überraschend kurz vor Ende seiner Amtszeit Mitte November noch einmal nach Berlin.

Damit will er nach Angaben aus Washington auch seine Wertschätzung für Merkel zeigen. Der US-Präsident wird in Berlin aber auch an einem Fünfer-Treffen mit Merkel, Frankreichs Präsident Francois Hollande, der britischen Ministerpräsidentin Theresa May und dem italienischen Ministerpräsidenten Matteo Renzi teilnehmen. Damit wird deutlich, dass dieses als "Quint" bezeichnete Format für die großen westlichen Nationen als informelle Abstimmungsrunde immer wichtiger wird. Dies sei "sicherlich sinnvoll in Anbetracht der zahlreichen internationalen Herausforderungen, vor denen wir gemeinsam stehen und die wir am besten auch gemeinsam angehen", sagte am Mittwoch Merkels Sprecher Steffen Seibert.

Hintergrund ist nach Angaben von EU-Diplomaten die gemeinsame Analyse, dass sich die westlichen Demokratien immer stärker in einem Systemkonflikt mit autoritären Regierungen wie in Russland oder kommunistischen Regimen wie in China hineinbewegen. Das erfordere engere Absprachen gerade der großen westlichen Staaten, heißt es. "Spätestens die Annexion der Krim hat uns die Relevanz des Westens als Wertegemeinschaft vor Augen geführt", sagte der Grünen-Außenpolitiker Omid Nouripour mit Blick auf Russland zu Reuters - der allerdings auf die Einhaltung der selbstgesteckten Werte auch in den USA oder Deutschland pocht.

Vor allem die USA wünschen sich zudem, dass die Europäer ihren Blick weiten und sich auch stärker im Atomstreit mit Nordkorea und den Konflikten im südchinesischen Meer engagieren. Obama will im Vorgriff auf seine wahrscheinliche Nachfolgerin Hillary Clinton nach Meinung der Außenpolitik-Expertin Almut Möller vom European Council on Foreign Relations (ECFR) aber auch signalisieren, dass die USA zu Europa stehen.

FÜNFER-RUNDE HAT SICH BEREITS EINGESPIELT

Das "Quint"-Format ist keine neue Angelegenheit. In den vergangenen Monaten sind die fünf Regierungen bereits mehrfach zusammengekommen - 2015 etwa am Rande des Nato-Gipfels in Wales und beim G20-Treffen in der Türkei. Im April gab es dann ein Treffen am Rande der Hannover-Messe über die Lage in Syrien. Am Rande des Nato-Gipfels in Warschau saß die "Quint" im Juli wieder zusammen. Und im Oktober trafen sich in diesem Fünfer-Format auch die politischen Direktoren der Außenministerien, um das weitere Vorgehen in Syrien abzusprechen.