Google droht nach Rekordstrafe weiterer Ärger aus Brüssel

Reuters

Veröffentlicht am 27.06.2017 15:02

Google droht nach Rekordstrafe weiterer Ärger aus Brüssel

- von Tom Körkemeier und Foo Yun Chee

Brüssel (Reuters) - Die EU-Kommission brummt Google die mit Abstand höchste Geldbuße gegen ein einzelnes Unternehmen wegen Missbrauchs seiner Marktmacht auf und droht mit weiteren Verfahren.

Der US-Internetkonzern müsse 2,42 Milliarden Euro Strafe zahlen, weil er seine marktbeherrschende Stellung mit seinem Preisvergleichsdienst missbraucht habe, teilte die Brüsseler Behörde am Dienstag mit. Zusätzliche Milliardenstrafen können folgen, da die EU-Kommission zwei andere Verfahren gegen den Suchmaschinenbetreiber verfolgt und neue eröffnen könnte. Google wies die Anschuldigungen zurück und erklärte, rechtliche Schritte gegen den Beschluss aus Brüssel zu erwägen. Europäische Verbraucherschützer und EU-Abgeordnete begrüßten dagegen die Entscheidung.

Sollte Google sein Verhalten bei den Preisvergleichsdiensten innerhalb von 90 Tagen nicht abstellen, könnten bis zu fünf Prozent des durchschnittlichen Tagesumsatzes seiner Muttergesellschaft Alphabet (NASDAQ:GOOGL) als Zwangsgeld verhängt werden, sagte EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager. Wie es sein Verhalten genau ändere, sei die Entscheidung von Google. Jede Firma, die sich durch die Marktmacht des US-Konzerns im vorliegenden Fall benachteiligt fühle, könne nun vor einem nationalen Gericht auf Schadensersatz klagen. Google habe anderen Unternehmen die Möglichkeit genommen, im Wettbewerb durch Leistung zu überzeugen. "Vor allem aber hat es verhindert, dass die europäischen Verbraucher wirklich zwischen verschiedenen Diensten wählen und die Vorteile der Innovation voll nutzen können."

Für Google macht die Strafe aus Brüssel nur einen Bruchteil seiner Einnahmen aus: Allein im ersten Quartal des Jahres verzeichnete der Konzern einen Umsatz von aktuell umgerechnet rund 22 Milliarden Euro und fuhr einen Nettogewinn von 4,8 Milliarden Euro ein. Dem Unternehmen drohen aber weitere, milliardenschwere Geldbußen aus Brüssel: In einem der zwei Verfahren geht es um die Marktmacht des Google-Betriebssystems Android auf Smartphones und Tablets, im anderen um Praktiken bei der Suchmaschinenwerbung auf Internetseiten.[nL8N1A0272]

Vestager deutete zudem die Eröffnung weiterer Untersuchungen an, etwa beim Google-Bilderdienst oder dem Kartenservice Google-maps. Der Beschluss zum Preisvergleichsdienst sei lediglich der Startpunkt. Man bewerte Google jetzt offiziell als dominierendes Unternehmen am Markt, das sei der Unterschied zur Lage zuvor. Den Vorwurf, dass ihre Behörde mit Google, Amazon (NASDAQ:AMZN) oder Apple (NASDAQ:AAPL) vorzugsweise US-Konzerne ins Visier nehme, wies Vestager zurück: "Ich kann keine Fakten finden, die belegen, dass wir voreingenommen seien." Mit den US-Wettbewerbsbehörden habe sie im vorliegenden Fall aber nicht zusammengearbeitet.

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Die höchsten Geldbußen aus Brüssel erhielten bisher 2009 der US-Chipkonzern Intel mit 1,06 Milliarden Euro sowie 2016 der Stuttgarter Autobauer Daimler (DE:DAIGn) mit rund einer Milliarde Euro wegen der Beteiligung an einem Lkw-Kartell.

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