Volkswagen stemmt sich gegen "Dieselgate"

Reuters

Veröffentlicht am 31.05.2016 13:05

Volkswagen stemmt sich gegen "Dieselgate"

- von Jan Schwartz

Hamburg (Reuters) - Nach dem Rekordverlust wegen des Abgasskandals verschafft sich Volkswagen (DE:VOWG) etwas Luft.

Der Wolfsburger Autokonzern hielt den Rückgang beim Betriebsgewinn im ersten Quartal in Grenzen und schnitt besser ab als von Analysten erwartet. Dennoch war die Aktie mit einem Minus von rund drei Prozent mit Abstand größter Verlierer im Dax. Börsianer erklärten dies mit Gewinnmitnahmen. Das im Herbst arg gebeutelte VW-Papier hatte zuletzt stark zugelegt. Schwachpunkt des größten europäischen Autobauers ist weiter die Hauptmarke VW, die den Großteil von "Dieselgate" zu schultern hat. Sie kehrte nach dem Verlust im Schlussquartal 2015 zwar in die schwarzen Zahlen zurück. Mit 73 Millionen Euro war der Gewinn zu Jahresbeginn jedoch marginal.

Das operative Ergebnis von des Zwölf-Marken-Konzerns sank im Auftaktquartal im Jahresvergleich auf 3,1 Milliarden Euro. Im Schlussquartal 2015 hatte Volkswagen noch einen Verlust von 7,4 Milliarden Euro verbucht. Analysten hatten im ersten Quartal mit einem Betriebsgewinn von 2,7 Milliarden Euro gerechnet. "Wir sind mit unserem Start in das anspruchsvolle Jahr insgesamt zufrieden und haben unter schwierigen Bedingungen respektable Ergebnisse erwirtschaftet", sagte Konzernchef Matthias Müller. Im vergangenen Jahr hatte Volkswagen die Rückstellungen wegen der Abgasaffäre auf 16,2 Milliarden Euro aufgestockt und deshalb den größten Verlust der Geschichte eingefahren.

"MIT MÜHE UND NOT"

Analysten sahen Licht und Schatten. Gut entwickelt hätten sich Porsche (DE:PSHG_p), Skoda und der Lkw-Bauer MAN sowie die Finanzierungs- und Leasingsparte. Dagegen habe die Hauptmarke VW, auf die die Hälfte des Konzernumsatzes von 51 Milliarden Euro entfällt, nur "mit Mühe und Not" die Rückkehr in die Gewinnzone geschafft, sagte Marc-René Tonn vom Bankhaus M.M. Warburg. Für den Zeitraum Januar bis März wies der Hersteller mit dem VW-Logo eine operative Marge von 0,3 Prozent aus. "Das ist im Endeffekt eine Null", sagte Tonn. VW habe neben MAN allerdings das größte Potenzial, um sich zu verbessern. Die von dem früheren BMW-Manager Herbert Diess geleitete Marke trägt die Hauptlast der Dieselmanipulation und muss zugleich die Kosten für die Neuausrichtung stemmen. Zudem schlagen nach Schätzungen von Analysten bei ihr die Preisnachlässe zu Buche, die VW wegen der Abgasmanipulation gewährt. Der VW-Absatz sank zu Beginn des Jahres dennoch um vier Prozent.

Auch Branchenexperte Arndt Ellinghorst von Evercore ISI monierte die schwache Entwicklung: "Die Marke VW verdient kein Geld in Zeiten wo quasi alle Volumenhersteller Rekordrenditen ausweisen." Frank Schwope von der NordLB sieht Volkswagen auf Kurs. Sorgen bereite ihm jedoch das China-Geschäft, wo VW 40 Prozent seiner weltweit verkaufen Pkw losschlägt. Auf dem größten Automarkt verbuchte der Konzern einen Rückgang des Betriebsgewinns um ein Viertel auf rund 1,2 Milliarden Euro. Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler vermutet dahinter hohe Rabatte. Außerdem hätten Kosten für Produktanläufe das Ergebnis belastet.

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