Franzosen jubeln über Milliarden-Übernahme von WMF

Reuters

Veröffentlicht am 24.05.2016 14:50

Franzosen jubeln über Milliarden-Übernahme von WMF

Frankfurt (Reuters) - Der französische Haushaltsgeräte-Konzern SEB (PA:SEBF) jubelt über die milliardenschwere Übernahme des schwäbischen Besteck- und Kaffeemaschinen-Herstellers WMF.

"WMF ist eine Kultmarke in Deutschland", sagte SEB-Chef Thierry de La Tour d'Artaise am Dienstag in Lyon. Seine Aktionäre sehen das ebenso. Die Aktie der Groupe SEB schnellte an der Börse in Paris um elf Prozent nach oben. Das für Küchengeräte-Marken wie Moulinex, Tefal und Krups bekannte Unternehmen lässt sich die Übernahme von WMF unter dem Strich rund 1,7 Milliarden Euro kosten, mehr als sich deren bisheriger Eigentümer, der US-Finanzinvestor KKR, erträumt hatte.

SEB wolle alle Teile von WMF behalten, das traditionsreiche Geschäft mit Töpfen, Pfannen und Speisebesteck ebenso wie die lukrative Kaffeeautomaten-Sparte, machte der Konzernchef klar. "Wir haben nie auch nur einen Teil der Unternehmen verkauft, die wir zugekauft haben", sagte de La Tour d'Artaise. Auch WMF-Chef Peter Feld, der 2013 von Beiersdorf gekommen war, soll bleiben. An der Produktion wollen die Franzosen ebenfalls nichts ändern: 3800 der 5700 WMF-Beschäftigten arbeiten in Deutschland. Der SEB-Chef bemühte die ähnlichen Wurzeln beider Unternehmen: SEB steht als Abkürzung für Societe d'Emboutissage de Bourgogne, WMF für Württembergische Metallwaren-Fabrik. "Wir haben den gleichen Namen - nur nicht für Württemberg, sondern für Burgund", sagte er. SEB gehe auf das Jahr 1857 zurück, WMF wurde 1853 gegründet.

Die Franzosen setzen darauf, die bisher vor allem in Deutschland, Österreich und der Schweiz populäre Marke WMF zu internationalisieren. Im Geschäft mit Profi-Kaffeemaschinen für Restaurants und Bäckereien ist das Unternehmen aus Geislingen an der Steige allerdings schon unangefochtener Weltmarktführer. Das Geschäft mit Kochgeschirr und Besteck für den Hausgebrauch müsse aber mehr Rendite abwerfen, erwartet SEB.

Der Hausgeräte-Hersteller hat sich gegen chinesische Bieter und die schwedische Electrolux sowie die italienische DeLonghi durchgesetzt. Der US-Finanzinvestor KKR hatte die Firma vier Jahre nach dem Einstieg wieder zum Verkauf gestellt und damit die Investmentbanken Citi und Deutsche Bank (DE:DBKGn) beauftragt. Für ihn entpuppte sich WMF als sehr lukrativ. KKR habe seinen Kapitaleinsatz mehr als verdreifacht, hieß es in Finanzkreisen. Als die Amerikaner 2012 einstiegen, wurde WMF gerade einmal mit 600 Millionen Euro bewertet.