Gründer Lauda bei Airline Niki wieder im Cockpit - "Mein Herzblut"

Reuters

Veröffentlicht am 23.01.2018 16:30

Gründer Lauda bei Airline Niki wieder im Cockpit - "Mein Herzblut"

- von Alexandra Schwarz-Goerlich und Ilona Wissenbach

Wien/Frankfurt (Reuters) - Der ehemalige Formel-1-Fahrer Niki Lauda hat im Rennen um die insolvente Air-Berlin-Tochter Niki auf den letzten Metern ein überraschendes Überholmanöver hingelegt.

Seine Firma "Laudamotion" erhielt am Dienstag als Bestbieter den Zuschlag für den österreichischen Ferienflieger und bremste damit die spanisch-britische Airline IAG im Endspurt doch noch aus. "Logischerweise bin ich froh darüber. Dass die Niki immer mein Herzblut war, war klar", erklärte der dreifache Formel-1-Weltmeister. Ab Ende März sollen die im Dezember stillgelegten Flieger wieder abheben zu Urlaubszielen in der Türkei, Griechenland und Spanien. Lauda, der Niki 2003 gegründet und 2011 an Air Berlin verkauft hatte, betonte, er wolle mit den Flugzeugen ein Chartergeschäft unter dem Etikett seiner Laudamotion betreiben. Städteverbindungen in Europa wie unter dem Dach der Air Berlin seien vorerst nicht geplant.

In Österreich machte sich nach der einstimmigen Entscheidung des Gläubigerausschusses auf breiter Front Erleichterung breit. Bundeskanzler Sebastian Kurz begrüßte das Ergebnis: "Ich freue mich, dass Niki wieder in österreichischer Hand ist. Die Arbeitsplätze bleiben gesichert - eine gute Lösung für die Belegschaft und unseren Standort". Auch am Flughafen Wien regierte man erfreut: "Wir begrüßen die Tatsache, dass es eine nationale Lösung gibt", sagte ein Sprecher. Aufatmen können auch die Niki-Mitarbeiter, die nach dem monatelangen Ringen um die Zukunft der Fluglinie nun auf ein Ende der Odyssee hoffen dürfen.

IAG ENTTÄUSCHT ÜBER NIEDERLAGE

Die spanisch-britische Airline IAG, die nach dem Rückzug der Lufthansa (DE:LHAG) in der zweiten Bieterrunde den Zuschlag erhalten hatte, ging leer aus. "IAG ist enttäuscht, dass Niki sich nicht als Teil der Gruppe entwickeln und stärker werden kann", erklärte die Mutter von British Airways und Iberia. Auch Luftfahrtexperten äußerten sich skeptisch. Niki hätte mit IAG einen stabileren Eigentümer mit größeren Wachstumschancen gehabt, sagte ein Branchenkenner. Der Gläubigerausschuss habe womöglich die für ihn vorteilhafteste Lösung gewählt, der Airline aber keinen Gefallen getan, kritisierten die Analysten von Berenberg. Der deutsche Bundesverband der Verbraucherzentralen befürchtet nun höhere Preise auf Verbindungen in Deutschland als wenn IAG/Vueling eingestiegen wäre, erklärte deren Vorsitzender Klaus Müller der "Rheinischen Post".

Inwiefern Laudas Angebot besser war als die Offerte der IAG über insgesamt 36,5 Millionen Euro, ließen die Insolvenzverwalter offen. Die österreichische Insolvenzverwalterin Ulla Reisch muss dem Landesgericht Korneuburg einen Bericht mit Einzelheiten dazu vorlegen, ehe dieses den Verkauf genehmigen kann. "Alle Beteiligten sind hoch interessiert daran, dass das möglichst rasch fertig gemacht wird", sagte Gerichtsvizepräsident Gernot Braitenberg-Zennenberg.

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