Facebook-Chef Zuckerberg zu Datenskandal - "Es tut mir leid"

Reuters

Veröffentlicht am 22.03.2018 12:29

Facebook-Chef Zuckerberg zu Datenskandal - "Es tut mir leid"

- von David Ingram

San Francisco/Berlin (Reuters) - Nach langem Schweigen hat sich im Datenskandal bei Facebook (NASDAQ:FB) nun auch Vorstandschef Mark Zuckerberg zu Wort gemeldet - und bei den Nutzern entschuldigt.

"Das war ein großer Vertrauensbruch. Es tut mir wirklich leid, dass das passiert ist", sagte der milliardenschwere Gründer des Internetkonzerns am Mittwochabend in einem seiner seltenen Interviews dem Sender CNN. Der 33-Jährige kündigte an, den Zugriff von Entwicklern auf Nutzerdaten einzuschränken, Apps stärker zu kontrollieren und Mitgliedern die Datenhoheit zu vereinfachen. Ob dies ausreichen wird, einer schärferen Regulierung zu entgehen, ist fraglich. In mehreren Ländern laufen Untersuchungen, wie es zu der jüngsten Datenpanne kommen konnte. Bundesjustizministerin Katarina Barley lud die europäischen Facebook-Vertreter für kommende Woche in ihr Haus ein, um persönlich Stellung zu beziehen. In den USA wie auch Europa mehren sich die Anzeichen, das im Sog des Skandals auch Google (NASDAQ:GOOGL), Twitter und Microsoft (NASDAQ:MSFT) ihren Umgang mit Daten ändern müssen.

Am Wochenende war bekannt geworden: Die Informationen von 50 Millionen Facebook-Mitgliedern wurden von der britischen Analysefirma Cambridge Analytica mutmaßlich auf unlautere Weise eingesetzt, um US-Präsident Donald Trump im Wahlkampf zu unterstützen. Unklar ist, wie die Firma an die Daten kam und ob Facebook ausreichende Sicherheitsvorkehrungen getroffen hatte. Nachdem sich Facebook zu Beginn des Skandals noch als Opfer bezeichnet hatte, räumte Zuckerberg nun Fehler ein und erklärte, das Unternehmen habe die Pflicht, die Daten seiner Nutzer zu schützen: "Es gibt noch mehr zu tun." Dabei will Facebook allerdings nicht an das Herzstück seines Geschäfts gehen: Für Werbekunden gibt es keine wesentlichen Veränderungen bei der Nutzung von Facebook-Daten, wie Zuckerberg betonte. Im vierten Quartal kamen 98 Prozent der Einnahmen des Unternehmens aus dem Werbegeschäft.

Bei den Anlegern sorgte das vorübergehend für Erleichterung. Die Facebook-Aktie ging mit einem Plus von 0,7 Prozent aus dem Handel an der Wall Street. Am Donnerstag verlor sie allerdings im vorbörslichen US-Geschäft weitere 2,2 Prozent. Damit schrumpfte der Börsenwert des Online-Netzwerks seit Wochenbeginn um rund 57 Milliarden Dollar.

"ES KOMMEN DINGE ANS LICHT, DIE LANGE NORMAL WAREN"

Während Facebook seit Monaten ohne großen Erfolg eine Transparenzoffensive betreibt, die den Konzern Millionen kostet, segeln die anderen großen Techkonzerne wie Google und Twitter bislang unter dem Radar. Diese 'Laissez-faire'-Politik im Umgang mit dem Zugriff von Drittparteien auf Daten dürfte sich bald ändern, sagte Branchenexperte Jason Costa, der lange für Google und Twitter das Geschäft mit APIs verantwortete, also den Schnittstellen, über die die Datenübergabe abläuft. Die Zeiten, in denen sich die Konzerne auf den Standpunkt zurückziehen konnten, sie seien reine Plattformen, seien vorbei.

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Viele Unternehmen, darunter Twitter, Microsofts LinkedIn (NYSE:LNKD) und eben auch Facebook, haben den Zugriff von Drittparteien zwar bereits eingeschränkt. Nur eben die Einhaltung der Vorgaben sei kaum kontrolliert worden, sagte ein früherer Mitarbeiter des Netzwerks, der nicht näher genannt werden wollte. "Es kommen jetzt Dinge ans Licht über den Datenaustausch, die lange normal waren", sagte auch der Entwickler der Foto-App Boomerang, Alex Moore.

Zuckerberg will nun jedenfalls weiteren Ärger vermeiden und kündigte an, er wäre auch bereit, vor dem US-Kongress auszusagen. Zugleich versprach er, sein Unternehmen wolle eine Beeinflussung der US-Kongresswahl im November sowie der Wahlen in Indien und Brasilien verhindern. Der Informant Christopher Wylie, der früher bei Cambridge Analytica arbeitete und den Skandal ins Rollen brachte, gab über Twitter bekannt, Einladungen von britischen und US-amerikanischen Abgeordneten angenommen zu haben, um sich zur Affäre zu äußern.