Evonik baut mit Milliardenzukauf US-Geschäft aus

Reuters

Veröffentlicht am 06.05.2016 14:26

Evonik baut mit Milliardenzukauf US-Geschäft aus

Düsseldorf (Reuters) - Der Essener Spezialchemiekonzern Evonik (DE:EVKn) ist bei seiner langen Suche nach einem Übernahmeziel fündig geworden.

Evonik übernehme für 3,8 Milliarden US-Dollar eine Sparte des US-Konzerns Air Products, teilte der Konzern am Freitag mit. Der bislang vor allem auf Europa konzentrierte Konzern bekommt mit dem Zukauf einen stärkeren Zugriff auf den Markt in Nordamerika, auch in Asien legt Evonik zu. Zudem werden die Essener weniger abhängig vom Geschäft mit Zusatzmitteln für die Tiernahrung, das bislang für den Löwenanteil der Gewinne sorgt.

Evonik übernimmt mit dem Air-Products-Geschäft rund 1100 Mitarbeiter, etwa 50 davon in der Bundesrepublik. Die Sparte hatte zuletzt einen Umsatz von etwa 1,08 Milliarden US-Dollar und einen operativen Gewinn (Ebitda) von rund 242 Millionen US-Dollar eingefahren. Sie produziert unter anderem Stoffe für Schäume, die in Möbeln oder Autos zum Einsatz kommen sowie Härtungsmittel für Bodenbeläge oder Schiffsbeschichtungen. Die Hälfte ihres Umsatzes erwirtschaftete sie in Amerika, der Rest stammt zu fast gleichen Teilen aus Asien und Europa. Strategievorstand Christian Kullmann erklärte, mit dem "zusätzlichen Wachstumspotenzial in Amerika sind wir künftig weniger abhängig von konjunkturellen Schwankungen in Europa".

STEUERVORTEILE SOLLEN TRANSAKTION VERSÜSSEN

Evonik erwartet durch die Transaktion aber auch Steuervorteile in einer Höhe von rund 500 Millionen Dollar, zudem sollen jährlich Synergien in einer Höhe von rund 80 Millionen Dollar erzielt werden. Damit dürfte die Transaktion etwa dem zehnfachen des Ebitda entsprechen - diese Kennziffer gilt als Maßstab in der Frage, wie gut sich eine Übernahme für den Käufer rechnet. Der Zukauf solle bei Evonik bereits vom kommenden Jahr an für ein Ansteigen des Ergebnisses je Aktie sorgen, hieß es weiter. Zudem lasse sie sich gut in die bestehenden Geschäfte der Essener integrieren. Evonik-Aktien lagen trotzdem am Nachmittag leicht im Minus.