Deutschland bekommt wohl nichts vom Apple-Steuerkuchen

Reuters

Veröffentlicht am 31.08.2016 15:54

Deutschland bekommt wohl nichts vom Apple-Steuerkuchen

Berlin (Reuters) - Die von der EU-Kommission in Irland angemahnte milliardenschwere Steuerrückforderung an den US-Computerriesen Apple (NASDAQ:AAPL) wird dem deutschen Fiskus absehbar keine neuen Einnahmen einbringen.

Ein Sprecher des Bundesfinanzministeriums sagte am Mittwoch in Berlin, nach einer ersten Prüfung sei nicht von Auswirkungen auf Deutschland auszugehen. Apple sei in Deutschland nur durch eine Vertriebsgesellschaft in München vertreten, die nach geltendem Recht besteuert worden sei. Dagegen forderte der Grünen Europa-Politiker Sven Giegold Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) auf, von Apple ebenfalls Steuernachzahlungen einzufordern.

Die EU-Kommission hatte am Vortag Irland aufgefordert, von Apple Steuernachzahlungen von 13 Milliarden Euro zu verlangen. Das Land habe dem US-Konzern jahrelang Steuervorteile gewährt, die gegen das europäische Wettbewerbsrecht verstoßen hätten. Das Unternehmen hat bereits Klage dagegen angekündigt.

Giegold begrüßte im Deutschlandfunk die Entscheidung von EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager: "Das ist genau der Weg, über den man Vertrauen bei vielen Bürgerinnen und Bürgern zurückgewinnen kann." Viele trügen die Verantwortung dafür, dass Apple so massiv Steuern in Europa habe sparen können. "Ich finde, der Schwarze Peter liegt zunächst einmal bei allen Ländern, die sich dieses Steuermodell über Jahre haben gefallen lassen", sagte er. Das gelte auch für Deutschland.

Die EU-Kommission habe signalisiert, dass die EU-Mitglieder gute Chancen hätten, Steuer-Nachforderungen geltend zu machen, sagte Giegold: "Deshalb wundere ich mich auch über das Schweigen von Finanzminister Schäuble." Er hätte sich gewünscht, dass Schäuble nun eine Prüfung des Bundeszentralamts für Steuern ankündigt. Es gebe die Möglichkeit, dass Staaten, in denen Apple-Kunden Gewinne für den Konzern geschaffen hätten, diese nun auch besteuerten: "Und davon sollte auch Deutschland, aber auch viele andere Länder in Europa ein Stückchen abbekommen."