Deutsche Bank im Stress - Konzernchef mahnt zur Ruhe

Reuters

Veröffentlicht am 30.09.2016 15:20

Deutsche Bank im Stress - Konzernchef mahnt zur Ruhe

- von Andreas Kröner

Frankfurt (Reuters) - Der Druck auf die Deutsche Bank bleibt hoch.

Weil einige Hedgefonds Gelder bei Deutschlands größtem Geldhaus abgezogen haben, fielen die Aktien des Instituts am Freitag in der Spitze um neun Prozent auf das Rekordtief von 9,90 Euro. Mehrere Bankenaufseher und Vorstandschef John Cryan warnten allerdings davor, deshalb in Panik zu verfallen. Am Markt seien derzeit Kräfte unterwegs, die das Vertrauen in die Bank schwächen wollten, schrieb Cryan in einem Brief an die rund 100.000 Mitarbeiter des Instituts. "Unsere Aufgabe ist es nun dafür zu sorgen, dass diese verzerrte Außenwahrnehmung unser Tagesgeschäft nicht stärker beeinflusst."

Die Deutsche Bank kämpft wie die Commerzbank (DE:CBKG), die fast 10.000 Stellen streichen will[L8N1C63L8], mit zu hohen Kosten und den rekordniedrigen Zinsen. Zudem muss der seit Sommer 2015 amtierende Cryan milliardenschwere Rechtsstreitigkeiten mit Vergleichen aus der Welt schaffen. Daimler-Chef Dieter Zetsche macht sich trotz all dieser Probleme keine Sorgen um die beiden größten Geldhäuser des Landes, wie er auf dem Autosalon in Paris unterstrich. "Ich glaube, dass die genannten Banken sehr solide sind und dass wir uns da keine Gedanken machen müssen."

Cryan betonte in dem Mitarbeiterbrief, über den die Nachrichtenagentur Reuters als erstes berichtete, dass die Bank alle Eigenkapitalanforderungen erfülle und bei ihrem Umbau im Plan liege. Die Markt- und Kreditrisiken seien deutlich reduziert worden. "Zu keinem Zeitpunkt in den vergangenen zwei Jahrzehnten war die Deutsche Bank, was ihre Bilanz angeht, so sicher wie heute." Mit Liquiditätsreserven von mehr als 215 Milliarden Euro - das sind fast vier mal so viel wie Ende 2008 - habe das Geldhaus "einen überaus komfortablen Puffer."

Ähnlich äußerte sich EZB-Direktoriumsmitglied Sabine Lautenschläger. "Die Banken sind heute im Schnitt sehr viel besser kapitalisiert als vor der Krise, und auch bei der Aufsicht hat sich viel getan", sagte sie der "Börsen-Zeitung". Zwei andere Bankenaufseher erklärten im Gespräch mit Reuters, sie sähen keinen Anlass für Panik. An der fundamentalen Lage der Deutschen Bank (DE:DBKGn) habe sich in der zurückliegenden Woche nichts geändert. Die Bundesregierung wollte sich "zu irgendwelchen Spekulationen über die Deutsche Bank" nicht äußern. Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem sagte, das Geldhaus müsse aus eigener Kraft und ohne Staatshilfe überleben.

UNSICHERHEIT WEGEN US-STRAFE

Die Krise der Deutschen Bank hat sich vor zwei Wochen zugespitzt, als das US-Justizministerium für das Institut wegen Tricksereien auf dem amerikanischen Immobilienmarkt eine Strafe von 14 Milliarden Dollar aufrief. Experten und die Bank selbst gehen jedoch davon aus, dass diese Summe im Zuge der Verhandlungen noch deutlich gedrückt werden kann. "Die Ungewissheit über den Ausgang unseres Rechtsverfahrens in den Vereinigten Staaten ist kein Grund für diesen Druck auf unseren Aktienkurs, wenn wir die Vergleiche direkter Wettbewerber als Grundlage nehmen", erklärte Cryan, der sich derzeit in den USA aufhält. Die Marktreaktionen angesichts der drohenden US-Strafe seien übertrieben, betonte auch die Analysten von Credit Suisse (SIX:CSGN).

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Die Deutsche-Bank-Aktie, die am Freitagmorgen erstmals unter die Marke von zehn Euro fiel, erholte sich im Tagesverlauf wieder. Am Nachmittag notierte sie nur noch rund zwei Prozent schwächer bei 10,64 Euro. Auslöser für den Kursrutsch war, dass einige Hedgefonds dem Institut den Rücken kehrten. Unter anderem habe ein großer Hedgefonds in Asien in den vergangenen beiden Tagen Sicherheiten von rund 50 Millionen Dollar abgezogen, sagten mit dem Vorgang vertraute Personen Reuters.

Insgesamt seien aber nur wenige der rund 800 Hedgefonds betroffen, mit denen die Deutsche Bank Geschäfte mache, sagte eine mit dem Vorgang vertraute Person. Aus ihrer Sicht ist es nicht ungewöhnlich, dass Hedgefonds Gelder hin- und herschieben. Das ganze dürfe nicht überbewertet werden, erklärte auch ein Händler einer japanischen Bank. "Wir haben keinerlei Hinweise darauf, dass irgendjemand aufgehört hat, im Interbankenmarkt Geschäfte mit der Deutschen Bank zu machen."