Börsianer auf Schnäppchenjagd - Italien bleibt Dorn im Auge

Reuters

Veröffentlicht am 25.05.2018 11:52

Börsianer auf Schnäppchenjagd - Italien bleibt Dorn im Auge

Frankfurt (Reuters) - Nach den Kursverlusten der vergangenen Tage haben Schnäppchenjäger am Freitag das Ruder an den europäischen Börsen übernommen.

Der Dax kletterte um ein Prozent auf 12.977 Punkte, der EuroStoxx50 rückte um ein halbes Prozent auf 3540 Zähler vor. Rückenwind kam vom Euro, der sich bei rund 1,17 Dollar auf einem vergleichsweise schwachen Niveau hielt. Außerdem sorge für Zuversicht, dass Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un nach dem von US-Präsident Donald Trump überraschend abgesagten Gipfeltreffen der beiden im Juni Gesprächsbereitschaft signalisiert habe, sagte Milan Cutkovic vom Brokerhaus AxiTrader. "Es bestand die Gefahr, dass das kommunistische Regime mit neuen Drohungen auf die Absage von Trump antworten könnte." Auf Wochensicht liegt der Dax trotz der jüngsten Kursgewinne mehr als ein halbes Prozent im Minus.

Nordkorea erklärte, von der Absage des für den 12. Juni geplanten Treffens zwischen Kim und Trump sei man überrascht worden. Das Land bleibe aber offen zur Lösung von Problemen. "Die Absage scheint sich als 'diplomatisches Vorspiel' herauszustellen und die Hoffnung auf eine Beruhigung dieser politischen Wogen steigt wieder", sagte ein Händler.

Mut zum Wiedereinstieg in die Aktienmärkte machte Börsianer auch der überraschend nicht weiter gesunkene Geschäftsklima-Index des Ifo-Instituts. Er verharrte im Mai bei 102,2 Punkten, wie die Münchner Forscher zu ihrer Umfrage unter rund 9000 Managern mitteilten. "Angesichts der diffusen Gemengelage aus Handelskonflikt, von den USA einseitig aufgekündigtem Iran-Atomdeal und der politischen Situation in Italien ist das eine gute Nachricht", sagte Ökonom Jörg Zeuner von der KfW.

Italien blieb Investoren dagegen ein Dorn im Auge. Aus Furcht vor einem Konfrontationskurs der neuen Regierung mit der Europäischen Union warfen sie erneut Aktien und Anleihen aus ihren Depots. Die Rendite der zehnjährigen Staatstitel erklomm ein 14-Monats-Hoch. Der Mailänder Leitindex lag knapp im Minus, vor allem Bankaktien standen unter Druck. "Ich erwarte eine noch stärkere Belastung am Anleihemarkt, wenn die Regierung in Rom mit ihrer Arbeit beginnt", sagte DZ-Bank-Analyst Sebastian Fellechner. Umstritten ist vor allem der Euroskeptiker Paolo Savona, der Wirtschaftsminister werden könnte.